IV. Antike (um 2000 v. Chr. bis ca. 500 n. Chr.)

1. Lebensraum Mittelmeer – die Geschichte der Griechen
1.1 Was die Griechen gemeinsam hatten

 

Wer war Homer?
Sensationelle Forschungsergebnisse zu Troja
Atlantis = Troja?
Verborgenes Trumm


Wer war Homer?

Er gilt als der erste Dichter des Abendlandes; dennoch ist nichts gesichert: Wo er geboren wurde, ob er wirklich die rund 28 000 Verse der „Ilias“ und der „Odyssee“ geschrieben hat, ob es ihn tatsächlich gegeben hat...Fragen über Fragen, die bis heute nicht wirklich beantwortet werden können.

Wissenschafter gehen davon aus, dass Homer um 750 v. Chr. gelebt hat. Zweifel gibt es hinsichtlich seiner Heimat – vielleicht war es die Ägäis-Insel Chios. Über Homers Todesort – die Insel Ios – herrschte zumindest in der Antike Einigkeit. Untersuchungen von Literatur- und Sprachforscher zu Folge hat Homer die Ilias geschrieben; die Odyssee aber entstand erst etwa eine Generation später; zu deutlich sind die Unterschiede zu dem frühen Werk. Die Geschichte des Trojanischen Krieges dürfte auf Tatsachen beruhen: So waren bestimmte Rüstungsgegenstände, die Homer in der Ilias bis ins Detail beschrieben hat, in seiner Zeit längst nicht mehr in Gebrauch. Er kann sie nicht frei erfunden haben; vielmehr dürfte er Beschreibungen aufgegriffen haben, die über die Jahrhunderte von Generation zu Generation weiter gegeben wurden. Bei Ausgrabungen gefundene Gegenstände bestätigen Homers Angaben. Um wen es sich auch immer bei diesem Dichter gehandelt hat – er schuf das erste Stück Literatur in der Geschichte des Abendlandes. Damit legte Homer den Grundstein für die europäische Kultur.
(vgl. internationaler Pressebericht, 1998)
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Sensationelle Forschungsergebnisse zu Troja

Noch in den 80er Jahren des 20.Jhs. wurde Troja von vielen Wissenschaftern als „eher unbedeutend“ eingeschätzt. Diese Meinung wurde durch Satellitenbilder widerlegt.

Mittels Magnetometer-Messungen wurden voluminöse Stadtmauern, die sich in weitem Kreis um den Burghügel ziehen, geortet. Die Fläche der Stadt betrug mindestens 200 000 Quadratmeter.
(vgl. internationaler Pressebericht, 1996)
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Atlantis = Troja?

Seit rund zwei Jahrtausenden halten Vermutungen über die sagenhafte untergegangene Insel Atlantis viele Menschen in Bann: Im atlantischen Ozean, vor Amerika...viele Orte wurden als Lage in Betracht gezogen. Ein deutscher Archäologe meint, das das Rätsel von Atlantis gelöst zu haben. Seine These: Atlantis war Troja, die von den Griechen zerschlagene Metropole am Hellespont.

Die fantastische Erzählung über die „heilige Insel“ Atlantis, dem Nabel der Welt, wo es Gold, Elefanten, Obst in Hülle und Fülle gab, stammt vom griechischen Denker Platon (geboren 427 v. Chr. in Athen). Demnach lieferten die üppigen Böden der Insel Speisen und Salböl, sie bargen Kupfer und Silbererz. Die Könige töteten im „Tempel des Poseidon“ Stiere mit der Faust und saßen zu Gericht. Das Volk amüsierte sich bei Besuchen der Pferderennbahn und labte sich im Überfluss an ungerechtem Reichtum. Bis es schließlich vor etwa 11 500 Jahren zur Katastrophe kam und das Land gurgelnd im Ozean verschwand. Nach diesem Paradies haben Generationen von Atlantis-Forschern gefahndet. Die verwunschene Stätte wurde auf Helgoland ebenso vermutet wie auf den Bahamas, in Ostpreußen, vor der Küste Westafrikas...
Der Geoarchäologe Eberhard Zangger hält Platons Erzählung für nichts anderes als eine „verzerrte Erinnerung“ an die antike Metropole Troja am Hellespont (Dardanellen), die wahrscheinlich – wie Homer berichtet – im 13. Jh. v. Chr. der List des Odysses und der Schlagkraft von 100 000 griechischen Soldaten erlag. Zangger verglich Platons Schilderung mit Homers Angaben. Bereits das erste Sortieren der einzelnen Puzzleteile brachte interessante Erkenntnisse:

  • Platons Fabelstadt stützt ihre Macht auf „zwölfhundert Schiffe“ – laut Homer umfasste Trojas Flotte 1185 Schiffe
  • In Atlantis bläst ein starker „Nordwind“ – solche Windverhältnisse sind für den Mittelmeerraum untypisch, prägen aber den sturmumtosten Eingang zum Schwarzen Meer.
  • In Atlantis fließen eine warme und eine kalte Quelle – auch in Troja gab es zwei Brunnen: Einer dampfte laut Homer „wie loderndes Feuer“, der andere war „kalt wie der Hagel“.
  • Die Bewohner von Atlantis kennen Messing („orichalkos“) – diese Metalllegierung wurde in der Antike nur an einem einzigen Ort hergestellt: bei Edremit, rund 80 Kilometer südöstlich von Troja gelegen.
  • Platon gibt den Durchmesser des Stadtzentrums von Atlantis mit „fünf Stadien“ (900 Metern) an – das entspricht exakt der Größe des trojanischen Palastbezirks.

Platon dürfte ein historisches Dokument ausgeschlachtet haben, das auf den athenischen Staatsmann Solon – einem engen Freund und Verwandten von Platons Ururururgroßvater – zurückgeht: Demnach hat Solon im 6. Jh. v. Chr. den unterägyptischen Regierungssitz Sais besucht, wo er gemeinsam mit einem Priester einen Hieroglyphentext übersetzte. Dabei wurde eine Reihe von Fehlern gemacht:

  • Laut den Angaben des Neith-Tempels hätten die Ur-Griechen vor 9000 Jahren eine waffenstrotzende Macht besiegt. Ihr Name: Atlantis. Diese Zeitangabe erklärt Zangger – im Gegensatz zu allen bisherigen Historikern – mit der Verwendung verschiedener Kalender in Ägypten. Nimmt man den Mondkalender als Grundlage, so muss die Zeitspanne durch 12,37 geteilt werden. Daraus ergibt sich ein neues Datum der geschilderten Schlacht: das Jahr 1207 v. Chr. Tatsächlich fochten damals die Griechen einen gewaltigen Kampf aus, die Eroberung Trojas datiert die griechische Chronik Marmor Parium mit 1209 v. Chr.
  • Der Tempel-Chronik berichtet von der Zertrümmerung der griechischen Städte durch Naturkatastrophen in der „darauf folgenden Zeit“. Alle Verwaltungsstrukturen zerbrachen, selbst die Kunst des Schreibens ging verloren. Erdbeben führten das Ende des besiegten Atlantis herbei. Tatsächlich wurde die „mykenische Palastkultur“ (1600 bis 1100 v. Chr.) mit ihren blühenden Zentren Midea, Pylos, Mykene und Tiryns fast schlagartig ausradiert: So wurde die Burg von Tiryns 1204 v. Chr. von Erdbeben erschüttert und versank in einer Schlammlawine. Fast zeitgleich vernichteten Brände oder Erdbeben die Burgen Pylos und Mykene. In Troja gab es schwere Überschwemmungen. Das weit verzweigte Handelssystem im östlichen Mittelmeerraum brach zusammen. Vom Zeitraum um 1000 v. Chr. bis zum 7. Jh. v. Chr. fehlen jegliche Aufzeichnungen aus dem antiken Griechenland; erst Homer erhob wieder die Stimme.
  • Jahrtausende hindurch wurden Übersetzungsfehlern wiederholt: Die Hochkultur der Atlanter lag nicht auf einer riesigen Insel im „Atlantischen Meer“. Vielmehr bedeutet die Hieroglyphe „Insel“ Küste oder Sandstreifen und ist als „Bestimmungssymbol für fremde Gegenden jenseits des Nildeltas weit verbreitet“ (der Ägyptologe Rhys Carpenter). Ebenso unterlief dem Übersetzer bei der Ortsangabe (Atlantis liegt an einer Meerenge) ein schwerer Fehler, indem er das Mega-Eiland jenseits der „Säulen des Herakles“ (zu Solons Zeit bezeichnet dieser Ausdruck die Straße von Gibraltar) vermutete. Tatsächlich sind die frühen Griechen aber nicht bis in den Atlantik gesegelt. Vielmehr wurde ihr Weltende von einer anderen Meerenge markiert, die sie ebenfalls „Säulen des Herakles“ nannten: die Dardanellen.
  • Platon berichtet, dass Atlantis’ Hauptpalast auf einem Hügel vor einer Ebene liegt, dieses Flachland von Bergen umkränzt ist und an das Meer stößt. Besonders ausführlich sind die Schilderungen der fantastischen Hafenanlage von Atlantis. Demnach spannten sich um den Königssitz drei künstliche Wasserringe. Die vorgelagerte Ebene war von Kanälen, Reeden und Schiffsdocks umspannt. Die Atlanter durchbrachen, um dieses Wasserlabyrinth speisen zu können, das Küstengebirge und stellten „Einfahrten zum Meere“ her.
    Die Lage von Trojas Königsburg entspricht exakt den Beschreibungen Platons, auch in der Ebene vor Troja wimmelt es von Gräben und rätselhaften Sandaushüben. Der Küstenfels wurde an zwei Stellen durchschlagen worden. Die Bewohner von Troja begradigten den durch die Ebene fließende Fluss Skamander und klemmten Nebenflüsse wurden ab.
  • Der Felsdurchbruch zum Meer entsprach in Atlantis 100 Fuß (30 Metern) – nach Angaben des des Forschers Peter Wilhelm Forchhammer misst der klaffende Felsspalt vor Trojas Küste ebenfalls 30 Meter.
  • In Atlantis ist der Hauptkanal vom Meer zur Königsburg „50 Stadien“ (neun Kilometer) lang – das entspricht exakt der Entfernung von der Besik-Bucht vor Troja bis zum Palasthügel.
  • Die Atlanter haben im Hinterland tiefe Höhlen in den Fels getrieben, mit Wasser geflutet und so „Docks für Schiffe“ geschaffen – in Troja stieß bereits der Forscher Heinrich Schliemann im 19. Jh. auf solche Steingrotten.

Dank der glücklichen Lage brachte den Trojanern eine meteorologische Besonderheit vermutlich volle Kassen: Der tosende Nordwind machte es den damaligen Seefahrern unmöglich, dagegen in die Dardanellen einzufahren. Lediglich im Frühling und im Herbst dreht hier der Sturm für kurze Zeit auf Süd und ermöglicht die – dann immer noch gefährliche – Passage. Vermutlich haben die Trojaner Lotsendienst geleistet und den Handelsschiffern Rast und Erholung geboten. Troja kontrollierte die Durchfahrt zum Schwarzmeer und mästete sich am Tribut der Kaufleute...Auch das entspicht dem überlieferten Atlantis-Bild als Warendrehscheibe und maritimes Zentrum, das mit Schiffen und Kaufleuten, die aus allen Richtungen herkamen, überfüllt und voller Gold und Geschmeide war...
(vgl. internationaler Pressebericht, 1992)
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Verborgenes Trumm

Achilles jagte den trojanischen Königssohn Hektor wie einen Hasen um die Stadtmauer von Troja. Wie Homer berichtete, stellte sich der flinke Prinz erst nach drei Fluchtrunden um den Festungswall zum Zweikampf. Wenige Sekunden später lag er tot im Staub. Der „Todeslauf des Hektors“ – dramatischer Höhepunkt der Ilias – muss nach den neuesten Erkenntnissen der Wissemschaft ein höchst anstrengendes Rennen gewesen sein. Demnach war antike Stadt weit größer als bisher angenommen. Nach Ansicht des deutschen Geophysikers Helmut Becker verlief der Spurt über eine Distanz von rund 4500 Metern.

Beckers verblüffende Berechnung basiert auf einer Magnetmessung, die er am Hisarlik – jenem Erdhügel an der türkischen Westküste, wo vor 120 Jahren Heinrich Schliemann auf die Überreste des antiken Troja stieß – durchführte. Wie jetzt deutlich wurde, hat Schliemann nur im inneren Palastbezirk mit seinen protzigen Herrschaftsgebäuden herumgestochert. Das Fußvolk der Metropole dürfte aber in einer vorgelagerten Siedlung, die von einer 1500 Meter langen Festungsmauer umschlossen war, gelebt haben. Becker stieß 400 Meter vom Stadtzentrum entfernt auf eine Stadtmauer mit knapp sechs Meter dicken Fundamenten aus Lehmziegeln. Darauf befanden sich ursprünglich hölzerne Wehrtürme. Nun muss Trojas Stadtplan um den ummauerten Unterstadtbereich erweitert werden. In dem riesigen Gebiet lebten ursprünglich etwa 5000 Personen; zu Hektors Zeiten war es mit prächtigen Häusern bebaut. So stießen die Wissenschafter auf mächtige Steinfundamente großer Villen. Scherbenfunde deuten darauf hin, dass hier reiche trojanische Bürger aus feinster importierter mykenischer Keramik aßen und tranken. Die als uneinnehmbar geltende Festung wurde dann um das Jahr 1200 v. Chr. doch geknackt. Neuere Theorien deuten das Trojanische Pferd als riesigen Rammbock, mit dem eines der drei Stadttore durchstoßen wurde. Becker konnte eine dieser Öffnungen, das Südtor, bereits orten. Als nächstes wollen die Experten nach dem „Skäischen Tor“ suchen. Vor dieser vermutlich nach Westen gerichteten Riesenpforte, starb Homer zufolge der „helmfunkelnde Hektor“.

Einer zeigte sich über den Mauerfund besonders beglückt – der Geoarchäologe Eberhard Zangger, der Troja für Atlantis hält. Die sagenhafte Stadt besaß nach Platons Atlantis-Schilderung zufolge drei Festungsringe und war von künstlichen Hafenbecken und Wasserstraßen umgeben. Die neu entdeckte Stadtmauer am Hisarlik passt perfekt in Zanggers Konzept. Er interpretiert den Ziegelwall als mittleren Ring von Troja/Atlantis.
(vgl. internationaler Pressebericht, 1993)
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1.2. Athens Entwicklung zur Demokratie

 

Antike Drachmen und Sesterzen – gefragt wie nie zuvor
Sparta – der Kriegerstaat
Erste Direktwahl der Bürgermeister im Land Salzburg
Was ist eigentlich eine Volksbefragung?


Antike Drachmen und Sesterzen – gefragt wie nie zuvor

Seit einigen Monaten blättern Numismatiker für alte Münzen enorme Beträge hin. Der Grund: Seit der Bekanntgabe der Einführung des Euro ab 1. Jänner 2002 wächst die Wertschätzung für antike Drachmen, römische Sesterzen, Sovereigns des Britischen Empires, k. u. k. Dukaten oder französische Louis d’Or.

Obwohl kein Mangel an antiken Münzen besteht, treibt die stark gestiegene Nachfrage die Preise in die Höhe: gut erhaltene Relikte des antiken Zahlungsverkehrs erzielen Spitzenpreise. Besonders gefragt sind Motive, auf denen Lorbeergeflechte Schwanen- oder Bienenmotive, Doppelporträts oder Reiter zu sehen sind. Für Münzen dieser Art, etwa eine silberne Bienen-Drachme aus Ephesos 400 vor Christus, bezahlen Liebhaber mitttlerweile bis zu 13 000 ¤. Selbst ein römisches Doppelporträt der Brüder Caracalla und Geta Severus aus dem Jahr 201 nach Christus ist Fans gut 1000 ¤ – somit doppelt so viel wie Mitte der Neunzigerjahre – wert.
(vgl. österreichischer Pressebericht, 1999)
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Sparta – der Kriegerstaat

Bis heute gilt Sparta als Vorbild für jene Staatssysteme, die für ihre gehorsame und zähe Krieger heranzüchten wollen. Die Voraussetzung dafür war – neben dem Wirtschaftssystem, das Bürger entbehrlich machte – die Verdrängung von individuellem Denken durch Gemeinschaftssinn.

Bereits unmittelbar nach der Geburt begann das Ausleseverfahren, das darauf abzielte, aus Söhnen von Bürgern perfekte Krieger zu schaffen. Missgestaltete, kränkliche Babys wurden durch Hinabwerfen in einen Felsabgrund getötet... Lediglich die ersten Jahre bis zum achten Lebensjahr durfte der Knabe bei seiner Familie bleiben. Dann griff der Staat ein – wurde er einer Gruppe Sieben- bis Zwölfjähriger zugeordnet. In dieser Gemeinschaft verbrachten die Knaben die Zeit bis zum 12. Lebensjahr. Hier hatte er dem Anführer der Gruppe – dem Eiren – bedingungslos zu gehorchen. Im Mittelpunkt der Ausbildung standen körperliche und geistige Fitness: Die Knaben wurden ständigen Übungen ausgesetzt, in denen sie auch zu beobachten, zu urteilen und zu debattieren lernten. Wer den Ansprüchen nicht genügte, wurde bestraft – zumeist mit der Peitsche. Die weitere Erziehung erfolgte bis zum 20. Lebensjahr in Jahrgangsgruppen. Wettkämpfe dienten der Veröffentlichung der Leistungen, es wurde um die Wette gerannt, gesungen und vorgetragen. Sogar das Ertragen von Schmerzen wurde gemessen. Im Laufe der Zeit ergaben sich aus den Ergebnissen Leistungsprofile – Führungspersönlichkeiten und Mitläufer bildeten sich heraus. Die Zeit bis zum 30. Lebensjahr verbrachten die Spartaner mit militärischen Übungen. Erst dann wurden sie zu mündigen Bürgern und durften an der Heeresversammlung teilnehmen.
Die Ausbildung der Spartiaten diente von Anfang an militärischen Zwecken: Schlafen auf Lagern aus Schilfgras, Baden im Fluss... bereitete bereits die Knaben auf ein Leben im Heerlager vor. Ebenso die mageren Mahlzeiten. Auf diese Weise wurden die Knaben zum Stehlen von Essbarem animiert; bestraft wurde, wer sich dabei erwischen ließ. Nicht wegen des Vergehens Diebstahl sondern, weil er sich dabei ungeschickt verhalten hat.... Das Training gipfelte letzlich darin, Überleben in der Wildnis zu üben: Wochenlang war der Nachwuchs dabei auf sich alleine gestellt.
(vgl. internationaler Pressebericht, 1991)
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Erste Direktwahl der Bürgermeister im Land Salzburg

Die ersten Gewinner der Direktwahlen stehen bereits fest: Die beliebtenBürgermeister – sie erhielten oft um bis zu 20% mehr Stimmen als ihre Parteien.

Gestern konnten bei Gemeinderatswahlen in Salzburg (ohne der Stadt Salzburg) erstmals die Bürgermeister direkt gewählt werden. Damit hatten die Wähler hatten die Möglichkeit, mit einer Stimme über den Bürgermeister, mit einer zweiten Stimme über die Zusammensetzung des Gemeinderates (durch die Wahl einer politischen Partei) zu entscheiden. Wahlberechtigt waren 245.800 SalzburgerInnen.
(vgl. österreichischer Pressebericht, 1994)
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Was ist eigentlich eine Volksbefragung?

In erster Linie bestimmt die Bevölkerung durch die Wahl der politischen Vertreter die Politik einer Stadt. Diese gelangen für eine bestimmte Zeit in den Gemeinderat, wo sie im Sinne der Bevölkerung handeln. Bei gewissen Problemstellungen (Sachthemen) hält es der Gemeinderat für zweckmäßig, die Bevölkerung direkt um ihre Meinung zu fragen. Ein geeignetes Mittel dafür ist die Volksbefragung. Diese kann auch zu öffentlichen Fragen von den BürgernInnen selbst beansprucht werden. Unter der Voraussetzung, dass mindestens 5 Prozent der bei der letzten Gemeinderatswahl Wahlberechtigten schriftlich (Unterschriftenliste) eine Volksbefragung fordern.

Vielen BürgerInnen der Stadt Wien ist die Frage, ob in Wien z.B. eine Weltausstellung stattfinden soll oder ob das Donaukraftwerk Freudenau errichtet werden soll, egal. Dennoch haben alle WienerInnen bei der Volksbefragung Gelegenheit, ihre wirkliche Meinung zu den beiden Sachfragen zu äußern. Bedeutet doch Demokratie, das zu vollziehen, was die Mehrheit in einer Stadt oder einem Land will. Damit nicht eine Minderheit der schweigenden Mehrheit ihre Meinung aufzwingt, ist es wichtig, dass sich möglichst viele BürgerInnen an der Volksbefragung beteiligen. Geben dort nur 10 Prozent von allen Wahlberechtigten ihre Stimme ab, kann dieses Ergebnis noch lange nicht als die Meinung der Gesamtöffentlichkeit gewertet werden. Ideal wäre eine Beteiligung von zumindest 30 bis 35 Prozent der Wahlberechtigten.
Bei der Befragung wird die Frage so gestellt, dass man sie mit „ja“ oder „nein“ beantworten kann bzw. aus verschiedenen angebotenen Varianten eindeutig auswählen kann. Der Gemeinderat muss sich dann in seiner nächsten Sitzung mit dem Ergebnis der Volksbefragung beschäftigen. Der Ausgang der Befragung ist dabei für ihn nicht bindend, die Volksmeinung bildet aber eine bedeutende Grundlage für alle weiteren Entscheidungen in den betreffenden Angelegenheiten, d.h. für/gegen die Abhaltung einer Weltausstellung und für/gegen die Errichtung des Donaukraftwerkes Freudenau.
(vgl. österreichischer Pressebericht, 1991)
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1.3. Die Kultur der Griechen

 

Kann die Akropolis gerettet werden?
Die Ideen der Philosophen leben weiter


Kann die Akropolis gerettet werden?

Von der Akropolis aus kann man am besten sehen, wodurch ihr Bestand bedroht ist: Rund um die Akropolis herrscht extremer Autoverkehr; im Großraum Athen mit seinen rund fünf Millionen Einwohnern befinden sich etwa 60 Prozent aller griechischen Industriebetriebe. Die dadurch verursachten Smogwolken zerfressen die 2500 Jahre alten Monumente auf dem Burgberg.

Die Akropolis gilt als das bedeutendste Bauwerk der frühen europäischen Kultur. Ihr Prunkstück ist der Tempel der Athene Parthenos; errichtet nach dem Sieg über die Perser im 5. Jh. v. Chr. in einer Bauzeit von nur fünfzehn Jahren. Damit feierten die Athener den Sieg ihres Gesellschaftssystems – der frühen Demokratie – über das asiatische Königreich der Perser. Das Glanzstück der Akropolis – der Parthenon-Tempel – überstand Jahrtausende nahezu unbeschädigt. Im 17. Jh. war Griechenland ein Teil des Osmanischen Reiches. Im Verlauf eines der vielen Kriege wurde Athen von Venedig belagert; eine venezianische Brandbombe traf den als Munitionslager genutzten Parthenon-Tempel (1687). Dessen Dach flog weg, ein Großteil der Säulen stürzte um – aus dem Bau war eine Ruine geworden.
Anfang des 20. Jhs. glich das Gelände einem Trümmerfeld. Dann begannen Wissenschafter mit der systematischen Rekonstruktion der Anlage. Der griechische Ingenieur Balanos richtete die von der Explosion großteils umgeworfene lange Säulenreihe an der Nordseite des Parthenon wieder auf und ermöglichte damit erst die beliebte Kulisse für Touristenfotos. Gleichzeitig hinterließ er ein problematisches Erbe: Die von ihm beim Zusammensetzen der Marmorteile verwendeten Eisenklammern sind seither gerostet sind und sprengten den Marmor. Nun müssen die Monumente Stück für Stück auseinander genommen und die Eisenteile durch solche aus Titanium ersetzt werden. Zusätzlich gilt es, die einzelnen Marmorelemente einer Oberflächenbehandlung zu unterziehen. Biologisches Material, das sich eingenistet hat, wird entfernt, Fehlendes mit neuem Marmor ergänzt. Beim Zusammenbau der Teile versuchen die Fachleute, die tausenden herumliegenden Trümmer zu identifizieren und – wenn sie passen – einzubauen.
Der zweite Restaurationsschwerpunkt besteht darin, der Zerstörung des Marmors durch sauren Regen beizukommen. So hat die Luftverschmutzung durch Schwefeldioxid hat in Verbindung mit dem Regenwasser die Gesichter der Koren (Mädchenstatuen) am Erechtheion-Heiligtum zerfressen. 2500 Jahren waren sie unversehrt geblieben, die letzten 25 Jahre reichten, um sie weitgehend zu zerstören. Die Fachleute versuchen einerseits mit neuen chemischen Substanzen die Wirkung des sauren Regens (Verwandlung des Marmors in Gips) aufzuheben, andererseits werden Originale in Museen verfrachtet und durch Kopien aus Zement ersetzt. Jede Phase der Restaurierung wird genau dokumentiert, um späteren Vorwürfen der Verfälschung vorzubeugen.

Wird die Akropolis noch weitere 2500 Jahre stehen? Der Fachmann Tanos Tanoulas glaubt, dass das auf Grund der soliden Bauweise der Monumente möglich ist. Unter der Vorausetzung der Verbesserung der Luftsituation in Athen und der Erhöhung der für die Akropolis bereit gestellten Geldmittel. Wenn man bedenkt, dass allein die Restaurierung einer Säule ein Jahr dauert, kann man ermessen, dass die von Griechenland flüssig gemachten jährlichen rund 1,8 Mill. ¤ für die Restaurierung bzw. Erhaltung der Akropolis nicht ausreichen. Auch die von der EU zugeschossenen etwa 0,7 Mill. ¤ ändern daran nur wenig.
(vgl. österreichischer Pressebericht, 1999)
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Die Ideen der Philosophen leben weiter

Die drei Athener Sokrates, Platon und Aristoteles gelten als die großen Denker ihrer Zeit. Selbst heute noch – nach mehr als 2000 Jahren – profitieren wir von ihren Überlegungen.

Der komische Kauz mit Namen Sokrates (um 470-399 v. Chr.), ein gelernter Steinmetz, lümmelt meistens auf dem Marktplatz in Athen herum. Die meisten kennen ihn schon – und gehen ihm deshalb aus dem Weg. Weniger, weil er mit seinen O-Beinen, dem kugelrunden Bauch, den wulstigen Lippen und den Froschaugen nicht gerade dem damaligen Schönheitsideal entspricht; vielmehr deshalb, weil er die Menschen auf offener Straße mit banalen, doch schwer zu beantwortenden Fragen nervt. So will er z.B. wissen „Was Tapferkeit ist“ oder: „Was ist Freundschaft?“ Den Quälgeist können selbst ratlose Gesichter und stotternde Antworten nicht abhalten. Nicht zuletzt deshalb so selten zu Hause, weil ihn dort seine schlecht gelaunte Frau Xanthippe Tag für Tag beschimpft, sucht Sokrates bewusst die Gespräche auf der Straße. Anders als seine Vorgänger, die Naturphilosophen, befasst er sich vor allem mit dem Menschen, wobei seine Umfragen oft tief ins Private hineingehen. Sokrates – vom Orakel von Delphi als weisester aller Menschen bezeichnet – stellt seine Fragen so, dass auch der größte Besserwisser am Ende zugeben muss, dass er keine Ahnung hat. Ausgehend von seinem Leitsatz „Ich weiß, dass ich nichts weiß“ richtet Spokrates seine Fragen ausgerechnet an jene, die glauben, die Antworten zu kennen. So diskutiert er mit Feldherren den Begriff „Tapferkeit“, mit einem Priester die „Frömmigkeit“ und mit einer Prostituierten die Frage, wie man Freunde gewinnt. Oft zweifelt er dabei an alten Werten und rüttelt mit Fragen wie „Wer weiß besser, was für mich gut ist – der Staat oder ich selbst?“ sogar an den Grundfesten des Gemeinwesens.

Sokrates machte als Erster deutlich, dass in der Philosophie eine Frage wichtiger sein kann als eine Antwort. Besonders die im Leeren endenden Dialoge irritierten viele: So wurde „Was Tapferkeit wirklich ist“ eben so wenig geklärt wie „das Wesen der Frömmigkeit“. Sokrates bezeichnet solche Gespräche als „Hebammen-Kunst“, abgeleitet von der Aufgabe der Geburtshelferin „das Kind nicht selbst zu gebären sondern dabei zu helfen“.

Wenn aber alle sokratischen Gespräche ergebnislos enden, muss dann nicht in der Ergebnislosigkeit ein versteckter Sinn liegen? Jedenfalls sehen das viele heutige Philosophen so. Demnach lässt sich zwar ergründen, was z.B. Tapferkeit ist – eine echte Lösung aber wird nur entstehen, wenn der Befragte sie selbstständig erarbeitet hat. Dieser Grundgedanke des Sich selbst Überprüfens bildet eine der Grundlagen der modernen Wissenschaft. Dafür schuf Sokrates mit seinen Beispielen wie man sichere Schlüsse zieht, indem man die unlogischen aussortiert, und mit der Lehre der Methode der Begriffsbildung durch Hinterfragen die Grundlage.

Sokrates hatte eine Vielzahl von Verehrern aber auch erbitterte Gegner und wurde im Jahr 399 v. Chr. angeklagt. Begründung: Er glaube nicht an die Götter und verderbe mit seinen Reden die Jugend. Auf solche Vergehen stand damals die Todesstrafe, zumal die Götter „staatlich anerkannt“ waen. Drahtzieher der Anklage gegen den unbequemen 70-jährigen war der Athener Politiker Anytos, der sich geärgert hatte, dass sein Sohn – ein Schüler von Sokrates – sich der Philosophie widmete und nicht dem väterlichen Betrieb. Im Laufe der Verhandlung unternahm Sokrates nicht den geringsten Versuch, sich zu verteidigen. Vielmehr regte er an, für seine philosophischen Verdienste nicht bestraft, sondernd eher belohnt zu werden. Vergeblich – das Gericht verurteilte den Philosophen mit 360 gegen 140 Stimmen zum Tode. Sokrates` Freunde schmieden Fluchtpläne, der Philosoph blieb aber im Gefängnis und wartete auf die Vollstreckung des Urteils. Auf die Klage seiner Frau Xanthippe „er müsse unschuldig sterben“ antwortete er höchst sokratisch: „Wäre es dir lieber, wenn ich schuldig sterben würde?“. In jener Zeit war bei Athener Hinrichtungen die „Do-it-yourself-Methode“ üblich. Sokrates bekam den Schierlingsbecher mit dem Gift der gleichnamigen Pflanze und musste diesen austrinken. Das tat er in einem Zug.
(vgl. internationaler Pressebericht, 1998)
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1.4 Alexander „der Große“ und das Zeitalter des Hellenismus

 

Umweltzerstörung in der Antike
Nur hier kann Alexander der Große liegen
Alexandria – das Paradies der Wissenschaft


Umweltzerstörung in der Antike
Griechen und Römer ruinierten systematisch den Mittelmeerraum. Nicht nur die zahlreichen Kriege hatten daran einen wesentlichen Anteil.

Griechen und Römer führten eine Art Vernichtungskrieg gegen die Natur. Überall, wo die antiken Kulturträger ihren Wirkungskreis erweiterten, flogen, die Späne. Die Holzfäller rückten in Scharen an. Den Anfang machten Rodungen, um Platz für Äcker und Obstgärten zu schaffen. Dann wurde in riesigen Mengen Bauholz für Athen geschlagen. Unmengen an Holz verschlang die militärische Aufrüstung – besonders der Schiffbau. So sanken im Peloponnesischen Krieg, der 27 Jahre dauerte, ganze Wälder dahin, weil ständig neue Trieren für die bedrängte Marine vom Stapel liefen. Bei Kriegsende waren die Berge Attikas fast kahl; fortan musste Athen Schiffsbauholz aus Thrazien, Mazedonien oder gar aus dem Libanon importieren. Der Philosoph Plato beschrieb die Umweltzerstörungen in Griechenland: Diese hätten ein bedenkliches Ausmaß erreicht; ringsum gleiche das Land dem Knochengerüst eines Leibes, der von einer Krankheit verzehrt wurde. Von einst blühenden Landschaften sei nur das magere Gerippe – der Fels – übrig geblieben.

Wesentlich schwerwiegender sind die Folgen des Römischen Weltreiches, die Mittelmeervölker leiden daran bis heute: Vor rund 2000 Jahren war Rom eine brodelnden Riesenstadt mit rund einer Million Einwohnern. Die Metropole lag an schwülen Tagen unter einer trüben Dunstglocke, die den Menschen das Atmen schwer machte. Wo einst Wälder die Hügel rings um die Stadt begrünt hatten, ragte längst nacktes Gestein aus dem Boden, Dörfer und Villensiedlungen wucherten planlos an den Küsten und Flussufern. In den Gewässern trieb Unrat, Fische und Vögel waren selten geworden. Der Gelehrte und Naturforscher Plinius sah diese Entwicklung mit Schrecken. Ihm war beim Anblick seiner Heimat beklommen zu Mute. So fragte er: „Welches Ende soll die Ausbeutung der Erde in all den künftigen Jahrhunderten noch finden? Wie weit soll unsere Habgier noch vordringen?“ Zur Vorgangsweise der Römer:
° Das Waldsterben erreichte in Folge des großen Verbrauches an Brennholz für die Heizanlagen der Luxusbäder neue Rekordhöhen und wurde schließlich aus Afrika importiert. Weiters trug das Kriegswesen wesentlich dazu bei. Dem Schiffbau – die Römer produzierten zehntausende Kriegs- und Handelsschiffe – fielen die Wälder ganzer Länder zum Opfer. Ein Ergebnis davon sind heute die Karstgebiete an vielen Küsten. Dazu kamen bewusst herbeigeführte langfristige Kriegsfolgen durch die römische Armee. Diese vernichtete zahlreiche Städte; darüberhinaus wurden die Lebensgrundlagen des Gegners bewusst zerstört: Durch Brandschatzung von Wäldern und Vernichtung der Landwirtschaft. So streuten die Römer nach dem Sieg über Karthago im 2. Jh. v. Chr. massenhaft Salz auf die Äcker im Feindesland. Hier sollten auf den Plantagen des Kriegsgegners nie wieder Bäume oder Früchte gedeihen.
° Die Römer trieben auch unter Tage Raubbau an der Natur. Besonders in Spanien durchwühlten sie die kahl geschlagenen Berge nach Silber, Gold, Blei und Zinnober. Hier schufteten Tausende von Sklaven meist lebenslang in den stickigen, stets vom Einsturz bedrohten Minen. Das „Sklavenmaterial“ in der Tiefe wurde ebenso rücksichtslos „verbraucht“ wie die Wälder.
° In vielen römischen Städten gab es Kampfstätten (Arenas), wo sich das Volk an blutigen Schauspielen, bei denen Panther gegen Bären oder Löwen gegen Gladiatoren kämpften, ergötzte. Allein den „Spielen“ in der größten Arena – dem Kolosseum in Rom – konnten rund 50 000 Menschen zusehen. Spezialisten waren ständig in Kleinasien, Afrika und Germanien auf der Jagd nach exotischen Beutetieren, die mittels Schiff oder auf Käfigkarren in die kaiserliche Hauptstadt geschafft wurden. So ließ Feldherr Pompeius 55 v. Chr. bei der Einweihung einer Arena 20 Elefanten, 600 Löwen und 410 Leoparden massakrieren. Vergleichsweise eine geringe Zahl: Kaiser Trajan spendierte im 2. Jh. aus Anlass einer Siegesfeier 11 000 Wildtiere für die Kampfspiele. Selbst in den fernsten Winkeln des römischen Weltreiches kam es zum Artenschwund. Es mangelte an Elefanten und Leoparden, Tigern, Antilopen, Hirschne und Nilpferden. Letztere waren um 300 in Unterägypten ausgestorben. Wie Löwen in Thessalien und die Elefanten in Libyen.

In der Antike gab es immer wieder Ökokritiker wie Plinius und Plato, die vor Bodenerosion, dem Waldsterben und dem ungesunden Stadtleben warnten. Ihre meist moralisierenden Predigten bleiben aber so gut wie erfolglos. Lediglich bei einem Projekt – es ging um die Regulierung der Fluten des Tibers durch ein Kanalsystem – setzten sich die konservativen Gegner des Vorhabens durch. Der Plan der beiden römischen Senatoren wurde nach einem Senats- Hearing, bei dem Experten und Bürger über mögliche Umweltschäden diskutierten – als zu riskant verworfen. Demnach fand auch der Architekturschriftsteller Vitruv wenig Anklang als er zur Zeit des Kaisers Augustus dringlich vor der Verwendung von Blei warnte. Die Römer verarbeiteten bis zu 60 000 Tonnen dieses Metalls pro Jahr. Dieser Wert wurde erst wieder um 1850 erreicht. Ein großer Teil wurde für die Erzeugung von Bleirohren, Trinkbechern und Tellern verwendet. Vitruf schrieb der Freisetzung von Blei Langzeitfolgen für die Bevölkerung zu. Viele moderne Wissenschafter gehen sogar davon aus, dass eine pandemische Bleivergiftung mit Symptomen wie Blutarmut, Lähmungen, Frühgeburten und chronischer Mattigkeit die Römer allmählich mürbe gemacht hat, folglich für den Niedergang der Macht Roms mitverantwortlich ist.
(vgl. internationaler Pressebericht, 1990)
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Nur hier kann Alexander der Große liegen

Seit langer Zeit suchen Historiker das legendäre Grab Alexanders des Großen: Nun hoffen Archäologen, in der Nähe des Alabaster-Monuments auf dem Lateinischen Friedhof von Alexandria die letzte Ruhestätte des hellenischen Welteroberers zu finden.

Im Zentrum der ägyptischen Mittelmeermetropole Alexandria gibt es einen verwunschenen Garten mit Bananenstauden, Gummibäumen, Flamboyants und Zypressen. Hier umschließen vier Meter hohe Mauern mit bröckelndem Putz im Viertel Bab Scharki ein altes Gräberfeld. Eine schwere Kette versperrt den Zugang zum Areal. Neuerdings hingegen herrscht neues Leben auf dem Gelände. Ausgräber haben neben einem prachtvollen Monument aus mächtigen monolithischen Blöcken, die im Jahr 1907 freigelegt wurden und unzweifelhaft aus der ptolemäischen Gründerzeit Alexandrias stammen, einen mehrere Meter tiefen Seitenschacht ausgehoben. Hier suchen sie nach einer zweiten Grabkammer, wie sie für die Beisetzung makedonischer Herrscher typisch war. Es gilt als historisch gesichert, dass Alexander irgendwo in der von ihm geschaffenen Stadt beigesetzt wurde. Alexander ist auf der Rückreise von seinem Zug durch Persien bis zum Indus 323 v. Chr. in Babylon im Alter von 32 Jahren gestorben. Vermutliche Todesursache: Malaria. Zwei Jahre später wurde der mumifizierte Körper des Herrschers, gebettet in einen Goldsarg, auf einem prunkvollen Leichenwagen zunächst in die alte Pharaonenhauptstadt Memphis überführt. Von dort brachte man ihn dann nach Alexandria. Das entsprach nicht den Wunsch des Gottkönigs, der die ägyptische Oase Siwa als letzte Ruhestätte ausgewählt hat. Nicht zuletzt deshalb, weil ihn dort die Priester des Orakels – eingeschüchtert von dem grausamen Ruf des jungen Despoten (er ließ z.B. im widerspenstigen Tyros sämtliche Phönizier an die Türpfosten ihrer Häuser nageln) – zum Sohn von Zeus-Ammon erklärt hatten.
Alexanders Sarkophag stand zuletzt in einer Grabkammer, die Teil des so genannten Sema war, einer von Gärten durchzogenen Prunknekropole. Hier hat König Ptolemäus IV. (221 bis 205) die Gräber all seiner Vorgänger und Alexander-Nachfahren zusammengelegt. Julius Cäsar und römische Kaiser pilgerten zum Sarg des großen Makedoniers; Octavian – der spätere Augustus – ließ aus diesem Gewölbe die Mumie Alexanders herausschaffen, um den Kopf des Einbalsamierten mit Blumen und einem goldenen Eichenkranz zu schmücken. Bei dieser Aktion brach Alexanders Nase ab. Der römische Kaiser Caracalla war im Jahr 215 vermutlich der letzte prominente Besucher am Grab Alexanders. Danach verliert sich die Spur der berühmten Begräbnisstätte nach schweren Zerstörungen Alexandrias durch Kriege und Katastrophen.
Kein Grab der Welt wurde seither so intensiv gesucht. Mehr als 80 mal vermeinten bisher Selfmade-Archäologen und Historiker die Begräbnisstätte gefunden zu haben. Neuen Auftrieb erhielten die Forschungen mit der Entdeckung des Palastes der Kleopatra sowie von Quadern des 120 Meter hohen Leuchtturms von Pharos im Kloaken-Schlick des alexandrinischen Osthafens im Jahr 1996. Nun konnte eine neue Karte erstellt werden: Das Königsviertel und das Stadtgebiet erstreckte sich weiter ostwärts als bisher angenommen.
Mittlerweile ist es gelungen, die Nord-Süd-Achse Alexandrias aus der griechisch-römischen Zeit und auch die Ost-West-Achse festzugelegen. Der antike Hauptplatz (der heutige Platz der Blumenuhr) lag am Schnittpunkt beider Achsen unmittelbar unterhalb des Geländes des Lateinischen Friedhofs mit dem Alabastergrab. Der ägyptische Experte Fausi el-Facharini entdeckte neben dem Alabastermonument einen Brunnen, wie er für makedonische Gräber charakteristisch ist. Weitere Grabungen sollen endlich das Geheimnis von Alexanders letzter Ruhestätte lüften. Was nicht ganz einfach sein dürfte. Misst das Grabungsgelände doch 600 mal 600 Meter. Zweiflern und Neidern aus der Branche hält Facharini das Beispiel seines verstorbenen Freundes Manolis Andronikos aus Thessaloniki entgegen, der sich auf der Suche nach einer Königsgruft Jahrzehnte lang durch die Hügelgräber beim nordgriechischen Vergina wühlte. Dort stieg er am 8. November 1977 in ein überwölbtes Zwei-Kammer-Grab und fand eine Goldtruhe mit dem 16strahligen Stern der Makedonenherrscher. Hier lagen, in Purpurgewänder gehüllt, die Knochen von König Philipp II., des Vaters von Alexander.
(vgl. internationaler Pressebericht, 1999)
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Alexandria – das Paradies der Wissenschaft

Die beiden ersten ptolemäischen Könige Ptolemaios I. und Ptolemaios II. waren nicht nur fähige Politiker sondern auch wissenschaftlich interessiert. Sie machten Alexandria zum wissenschaftlichen Zentrum des Hellenismus.

Ptolemaios I. interessierte sich vor allem für die Geschichte. Sein Nachfolger hingegen war ein leidenschaftlicher Zoologe und ließ einen Tierpark anlegen, in dem sich sogar ein Eisbär befunden haben soll. Der eigentliche Verdienst der Könige besteht aber darin, dass in Alexandria optimale Voraussetzungen für ein freies Forschen der Philosophen geschaffen wurden: Ptolemaios I. hatte die größte Bibliothek der Antike begründet. Diese soll in ihrer Glanzzeit 700 000 Buchrollen umfasst haben. Weiters winkte die Möglichkeit, an der königlichen Universität, dem Museion, angestellt zu werden. Damit war Freiheit in Forschung und Lehre verbunden.
So kamen die bedeutendsten Gelehrten der griechischen Welt freiwillig nach Alexandria: Hier berechnete Eratosthenes bis auf wenige Kilometer genau den Erdumfang, hier stellte Aristarch von Samos fest, dass die Sonne und nicht die Erde Mittelpunkt unseres Planetensystems sei. Andere Wissenschafter begannen, die Fixsterne zu katalogisieren...Auch Techniker fanden in Alexandria die besten Bedingunge und tüftelten an Wasseruhren, Schöpfwerken, Hebevorrichtungen für schwere Lasten und an Riesenschiffen, bei denen die Ruderer in bis zu sieben Etagen übereinander saßen. Spezialisten experimentierten bereits mit einer Form des Dampfantriebes für ein mechanisches Puppentheater. Auch die Luftfahrt war bereits ein Forschungsschwerpunkt: Es wurden Vogelmodelle entwickelt, die mittels einer Art Gummimotor sogar fliegen konnten.
(vgl. internationaler Pressebericht, 1982)
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2. Lebensraum Mittelmeer – die Geschichte der Römer
2.1. Das antike Rom – die römische Republik

 

Alte etruskische Inschrift entdeckt
Die Kultur der Etrusker und die Rolle der Frau
Die Römische Republik und ihre Verfassung


Alte etruskische Inschrift entdeckt

Der Fund einer Bronzetafel gibt neue Hoffnung, das die Schrift der Etrusker nun endlich zur Gänze entschlüsselt werden kann.

In der Toskana wurde eine kulturgeschichtlich bedeutende etruskische Inschrift entdeckt. Die rund 2300 Jahre alte „Tabula cortonensis“ – eine Bronzetafel in Briefpapiergröße – ist ein Verkaufsvertrag. Laut Angaben von Forschern handelt es sich dabei um eines der wichtigsten schriftlichen Dokumente der Welt. Wissenschafter gehen davon aus, nun bei der Entschlüsselung der etruskischen Schrift einen großen Schritt vorwärts zu kommen.
(vgl. österreichischer Pressebericht, 1999)
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Die Kultur der Etrusker und die Rolle der Frau

Auf ihre Spuren stößt man vielerorts in Mittelitalien. Seit Jahrhunderten beschäftigt ihre Kultur viele Menschen. Im 16. Jh. faszinierte die 1553 nahe der Stadt Arezzo entdeckte Chimäre, ein Furcht erregendes bronzeschwarzes Fabeltier, Fürsten und Päpste. Im 17. Jh. beeinflussten die vom Gelehrten Thomas Dempster ausgehenden haarsträubenden Theorien über die Etrusker viele Menschen. Im 18. und 19. Jahrhundert – als die meisten Gräber entdeckt und erforscht wurden – diente der ornamentale, vom Hellenismus beeinflusste Stil der Etrusker oft als Vorlage für neureiches Mobiliar und Schnörkelkitsch. Die Kultur der Etrusker fasziniert bis heute viele Menschen.

Im Gegensatz zum Römischen Reich bildeten die Etrusker keinen zentralistischen Staat. Es gab 12 Städte, darunter Orvieto, Volterra, Tarquinia und Perugia. Diese waren ähnlich wie die griechischen Stadtstaaten durch die gleiche Religion und Sprache verbunden. Die ersten Spuren der etruskischen Kultur kann man bis nach Villanova, einer Siedlung nahe von Bologna, zurückverfolgen. Ab dem 9. Jh. v. Chr. besiedelten die Etrusker das Gebiet der heutigen Toskana; bis in das 5. Jh. v. Chr. herrschten die Etrusker auch in Rom. Dann wurde Etrurien schrittweise durch die Römer erobert. Sie übernahmen vieles aus der Kultur der Etrusker, darunter auch den Brauch, aus der Leber eines Tieres die Zukunft zu deuten. Galt dieses Organ bei den Etruskern doch als das Zentrum des Lebens. Als beispielhaft müssen auch die Künste der etruskischen Schmiede gegolten haben. So gab es bereits in der Frühzeit der etrukischen Herrschaft rege Handelsbeziehungen zwischen Etrurien und Mitteleuropa. Ein Beweis dafür ist der der im steirischen Strettweg gefundene Kultwagen, der nach einem etruskischen Vorbild gefertigt wurde.
Die Etruker wiederum übernahmen ab dem 8. Jh. v. Chr. vieles von griechischen Kolonialherren und von Seefahrern aus Kleinasien. Nicht nur Handwerkskünste – die etruskischen Künstler gossen bronzene Statuen im klassisch-griechischen Stil und schmückten ihre Tempel mit Götterköpfen aus gebranntem Ton – sondern auch griechische Sitten bekannt. So begeisterte sich die etruskische Oberschicht zunehmend für die Jagd und Bankette.
In einem aber gingen die Etrusker ihren eigenen Weg – bei der Gleichberechtigung der Frau: Beweis dafür sind die Eintragungen von väterlichen und mütterlichen Namen auf Gräbern des Adels und Darstellungen der Verstorbenen. Diese zeigen Mann und Frau als glückliches Paar. Frauen waren dem Mann gesellschaftlich ebenbürtig, nahmen am politischen Leben teil und wurden zu Festen geladen.
(vgl. österreichischer Pressebericht, 1992)
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Die Römische Republik und ihre Verfassung

Das Wort „Österreich“ gibt es seit mehr als 1000 Jahren, die Habsburger herrschten rund 700 Jahre. Die Republik Österreich gibt es seit weniger als 100 Jahren... Der Vergleich mit dem antiken Rom zeigt die Bedeutung dieses Staatswesens: Rund 250 Jahre Königreich, rund 450 Jahre Republik, rund 450 Jahre Kaiserreich – antikes Rom bedeutet rund 1100 Jahre Staatsentwicklung. Klar, dass es dabei zu einer Reihe einschneidender Veränderungen gekommen sein muss.

Die – vermutliche – Vertreibung der Könige (510 v.Chr.) machte eine umfassende Neuorganisation des römischen Staates notwendig. Nun wurde Rom von zwei Beamten – den Konsuln – regiert. Machtmissbrauch sollte durch verschiedene Maßnahmen verhindert werden: Mittels gegenseitiger Kontrolle der beiden Konsuln, mittels beschränkter Amtsdauer – jedes Jahr wurden zwei neue Konsuln gewählt – und durch die Verflechtung der Macht der beiden Konsuln mit weiteren Entscheidungsträgern: Die beiden Konsuln mussten Entscheidungen des Senats („Rat der Alten“) und den Willen der Menschen in der Volksversammlung beachten. Lediglich für Krisenzeiten (Kriege...) war die Möglichkeit vorgesehen, für jeweils sechs Monate einen Diktator mit umfassenden Vollmachten bestimmen zu können.

In der Frühzeit der Republik waren alle wichtigen staatlichen Ämter, in den Händen der einflussreichen Adelsfamilien, der Patrizier („Stadtväter“). Der Bevölkerungsmehrheit, den Plebejern (Kleinbauern, Handwerker...), gelang es in zwei Jahrhunderten erbitterter Machtkämpfe („Ständekämpfe“), die rechtliche Gleichstellung mit den Patriziern zu erreichen.
Daran hatten die Volkstribunen großen Anteil. Dieses Amt wurde im Jahre 494 v. Chr. geschaffen um die Plebejer vor Übergriffen des Patriziats zu schützen; jeder Amtsträger war für die Dauer seiner Tätigkeit unverletzlich und durfte in seiner Tätigkeit nicht behindert werden. Weiters konnten Volkstribunen auch nicht ihres Amtes enthoben werden. Im Lauf der Zeit stieg die Zahl der Volkstribunen, zuletzt gab es 10. Sie bildeten das Tribunenkollegium, dessen Beschlüsse – sollten sie gültig sein – einstimmig gefasst werden mussten. Gelang es den Patriziern, einen Tribun zu bestechen, konnten sie damit die Aktivitäten der Mehrheit blockieren. Mit der Schaffung einer neuen Form der Volksversammlung, den so genannten Tribut-Komitien (in ihnen wurde nach Verwaltungsbezirken, lat. tribus, abgestimmt) ergaben sich neue Möglichkeiten für die Bevölkerungsmehrheit, gleichzeitig gingen die Umstrukturierungsmaßnahmen weiter. Die Beschlüsse der Volksversammlung waren zunächst nur für die Plebejer, später für das Gesamtvolk bindend. Dem 444 v. Chr. geschaffenen Amt des Zensors oblag
der Schutz der öffentlichen Moral und die Einteilung der Bürger in Steuerklassen; die seit 366 v. Chr. tätigen Prätoren kümmerten sich um die bisher von den Konsuln ausgeübte Rechtsprechung.
(vgl. internationale Presseberichte, 1984)
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2.2 Von der Republik zum Kaiserreich

 

Hannibal – Kriegsherr und Zauderer
Die Panzerwagen der Antike
Julius Caesar – Diktator für das Volk
Augustus – erster Kaiser Roms


Hannibal – Kriegsherr und Zauderer

Zwei Ereignisse brachten die Römer in der Zeit der römischen Republik an den Rand der Katastrophe – der Vorstoß der Kelten (387 v. Chr.) und die Feldzüge der Punier unter Hannibal im 2. Punischen Krieg.

Hannibal startete seinen Kriegszug indem er mit 60.000 Mann Elitetruppen in Gallien einfiel. Er wollte die hier und in Oberitalien lebenden Kelten auf seine Seite ziehen, was zum Teil auch gelang. Gallische Führer leiteten sein Heer bis an den Rhone, wo ihm allerdings ein römisches Heer den Weg versperrte. Dieses plante, in Spanien einzufallen, um dort die punische Position von hinten aufzurollen. Um das zu verhindern, setzte Hannibal eine Aktion, die bis heute wegen der enormen Verluste militärisch umstritten ist: Er überschritt mit seinen Truppen die Alpen und fiel in Oberitalien ein. Obwohl Hannibal etwa die Hälfte seiner 60.000 Mann Elitetruppen verlor, ist die Route bis heute unbekannt. Nun mussten die Römer alle verfügbaren Kräfte zur Verteidigung ihrer eigenen Halbinsel zurückziehen. Dennoch zählten die Jahre 218-216 v. Chr. zu den schlimmsten der römischen Geschichte. Stehen doch die Namen der Schlachtorte Ticinus, Trebbia, Trasimenischer See, Cannae... für eine Reihe vernichtender Niederlagen der bis dahin Erfolg verwöhnten Römerheere. Dennoch begann bereits in dieser Zeit Hannibals Scheitern: Obwohl er die Bundesgenossen der Römer unter den Kriegsgefangenen freiließ und sich auch sonst als sehr mild gegenüber allen Nichtrömern zeigte, gelang es ihm nicht, den Staat der Römer zu sprengen. Im Gegenteil – die Bundesgenossen standen weiterhin treu zu Rom. Hannibal blieb nahezu 15 Jahre in Italien, in denen er weitere Siege über die römischen Heere errang. Zum entscheidenden Schritt – der Belagerung Roms – aber konnte er sich nicht entscheiden.
Anders die Römer: Sie fochten einstweilen in Spanien ein punisches Heer nach dem anderen nieder und nahmen so Hannibal die Hoffnung auf Nachschub. Die lange Kriegsdauer schwächte die Punier zunehmend, Rom hingegen wurde stärker. Das Blatt wendete sich. Nach seinen Siegen in Spanien setzte der römische Feldherr Publius Cornelius Scipio nach Afrika über. Damit zwang er Hannibal, Italien zu verlassen. Nun galt es, die punische Hauptstadt Karthago vor den Römern zu schützen. Bei Zama kam es 202 v. Chr. zur Entscheidungsschlacht. Scipio wandte die Taktik der Umfassungsschlacht, die bei Cannae zum Untergang der Römer geführt hatte, nun gegen die Karthager an: Scipio ließ die Kriegselefanten des Gegners durch Zwischenräume seiner Formation ins Leere laufen und kesselte Hannibals Heer ein. Als letzter Ausweg blieb die Flucht – Hannibals einzige Niederlage war zugleich seine entscheidende. Er musste nun Friedensverhandlungen zu jedem Preis führen. Und der war hoch: Karthagos hatte seinen Stolz, die Flotte, auf lächerliche 10 Einheiten zu reduzieren und musste 10 000 Talente Kriegsentschädigung – nach heutigem Wert ein Milliardenbetrag in ¤ – in 50 Jahresraten bezahlen. Damit war Karthagos Wirtschaft ruiniert. Außerdem verloren die Punier ihre volle Selbstständigkeit. Künftig durften sie außerhalb Afrikas überhaupt keine Kriege mehr führen, innerhalb Afrikas nur mit Billigung der Römer. Diese besaßen in ihren Verbündeten – den Numidern – ebenso zuverlässige wie misstrauische Wachhunde gegenüber Karthago. Karthago, die bis dahin stärkste Macht des westlichen Mittelmeers, war zu einem machtlosen Kleinstaat herabgesunken, Rom hatte seine Rolle übernommen.
Dennoch war Roms Rachelust gegen die Stadt, die sie an den Rand des Untergangs gebracht hatte, noch nicht gestillt. Die vom älteren Cato angeführte Partei des Hasses lauerte nur auf eine Gelegenheit, Karthago endgültig zu vernichten. Zahllose Provokationen und gezielte Ungerechtigkeiten seitens der Römer führten 149 v. Chr. zum 3. und letzten „Punischen Krieg“. Die deutlich schwächeren Punier verloren 146 v. Chr. auch diesen Krieg. Ein weiterer Scipio, der Adoptivenkel des Siegers von Zama, vernichtete Karthago so gründlich, dass von dieser einst so mächtigen und großen Stadt keine Spur blieb.
(vgl. internationaler Pressebericht, 1982)
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Die Panzerwagen der Antike

Kriegselefanten waren die gewaltigste Kriegswaffe der damaligen Zeit. Dennoch galten sie nicht als Garant für den Sieg. Weil die riesigen Wesen – im Gegensatz zu den sie regierenden Menschen – oft zu friedlich für den Krieg waren.... Sie sahen im Feind der Menschen nicht unbedingt auch ihren Feind.

Im Jahr 326 v.Chr kam es zur ersten größeren Elefantenschlacht der Weltgeschichte als der indische König Poros versuchte, mit über hundert grauen Fünftonnern Alexander den Großen zu stoppen. Vergebens – die Ursache der Pleite: Alexander hatte schon Jahre zuvor von persischen Fürsten Elefanten geschenkt bekommen und mit diesen Manöver abgehalten. Als guter Tierpsychologe erkannte der Grieche, dass die Dickhäuter andere Lebewesen nur dann niederwalzen oder sie mit Rüsselumschlingung hochschleudern, wenn sie in ihnen Feinde erblicken. Über militärische Gegner schritten sie zart fühlend hinweg... Wenn dieser sich nicht einschüchtern ließ sondern um die Gegenmittel wusste, waren Kriegselefanten für die Besitzer gefährlicher als für den Feind. Schrille Fanfarenstöße, geschwenkte Fackeln, Steinschleudern... sogar das ihnen entgegen Treiben grunzender Wildschweine erschreckten die Elefanten. Wenn es nun gelang, sie in Panik zu versetzen, hatte das für den Besitzer fatale Folgen: Die Tiere kehrt machten und trampelten statt des Gegners die eigenen Reihen nieder. Deshalb benutzte Alexander Elefanten nur, um seine Soldaten zu trainieren, keine Angst vor ihnen zu haben.
Ähnlich hielten es später die Römer. Sie wurden erstmals 280 v. Chr. mit Kriegselefanten konfrontiert, als König Pyrrhos von Epirus (Nordgriechenland) mit zwanzig Elefanten und seiner Armee nach Italien übersetzte. Ob seine schrecklichen Verlusten – man spricht heute noch von „Pyrrhossiegen“ – auf die eigenen „vierbeinigen Panzerwagen“ zurückzuführen waren, ist nicht überliefert. Pyrrhos Flotte wurde jedenfalls bei der Rückfahrt von einem Abstecher nach Sizilien in einer Seeschlacht vernichtet. Die vier überlebenden Elefanten wurden von den Römern im Triumphzug nach Rom gebracht.
Die nächste Begegnung mit Kriegselefanten hatten die Römer im 2. Punischen Krieg. Karthago besaß Ställe für 300 Kriegselefanten, die Fundamente sind heute noch sichtbar. Hanibals verlor bei seiner Alpenüberquerung nicht nur die Hälfte seiner 40 000 Soldaten sondern auch 29 der 37 Kriegselefanten (diese stürzten sich in den Schluchten zu Tode). Die verbliebenen wurden in der Po-Ebene in der Schlacht an der Trebbia (beim heutigen Piacenza) eingesetzt. Den Römern gelang es, mit dem Kurzschwert die Fersensehnen von sieben Elefanten zu durchschlagen, woraufhin die Tiere zu Boden stürzten. Was nichts am Sieg Hanibals änderte... Der Feldherr erhielt nach der Schlacht bei Cannae 40 neue Elefanten, die bereits in der nächsten Schlacht zwischen den Fronten außer Kontrolle gerieten. Die von den Puniern erfundene „Elefanten-Notbremse“ rettete die Karthager: Sobald ein Tier in die eigenen Reihen zurück raste, wurde es mittels einem in den Schädel gerammten Schlagbolzen getötet.
Auch die anderen punischen Feldherren machten mit den Kriegselefanten eher wenig gute Erfahrungen: Hanno landete 262 v. Chr. mit 60 Tieren bei Agrigent auf Sizilien. Dort schossen die Römer die Besatzung (Speerwerfer und Bogenschützen) von den Elefanten herunter und bemächtigten sich der Tiere. Hasdrubal landete 255 und 250 v. Chr. mit jeweils 140 Elefanten auf Sizilien. Beide Male jagten die Römer die Giganten in die Reihen der Karthager zurück. Ebenso scheiterte der Einsatz der Kriegselefanten bei der Entscheidungsschlacht 202 bei Zama. Die 80 eingesetzten Tiere wurden von den Römer mittels Trompeten in Panik versetzt....
Die römischen Legionen setzten die grauen Kolosse nur ein einziges Mal ein: Beim Bürgerkrieg Pompejus gegen Caesar waren 46 v. Chr. in der Schlacht bei Thapsus über hundert Elefanten beteiligt. Auch sie gerieten in Panik...
Insgesamt wurden zwei Elefantenarten für Kriegszwecke missbraucht: die des Pyrrhos waren Indische Elefanten, Karthago hingegen sezzte auf den relativ kleinwüchsigen Afrikanischen Waldelefanten, der damals in den Wäldern der Atlasgebirge in großer Zahl lebte. Die Römer ließen diese Tierart in den Gladiatorenspielen der römischen Arenen in Massen abschlachten. Dadurch wurde sie in Nordafrika ausgerottet.
(vgl. österreichischer Pressebericht, 1989)
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Julius Caesar – Diktator für das Volk

Angeblich hat ein gallischer Bauer Caesar vor mehr als 2000 Jahren folgendes erzählt: Die Gallier fangen Hirsche, indem sie warten, bis die Tiere sich in der Dämmerung zum Schlafen an einen Baum lehnen. Dann sägten sie diesen leise um wobei das Tier so erschrack, dass es nicht weglaufen konnte und vom Baum erschlagen wurde. Danach verspeisten die Gallier das Tier...
(nachzulesen in Caesars Buch „Über den gallischen Krieg“). Sonst aber konnte man Caesar wenig vormachen...

Caesar war das, was man heute einen Profi-Politiker nennt. Obwohl er aus einer alten und angesehen Familie stammte, wuchs er nicht zwischen den Palästen der Reichen auf sondern in der Suburba – dem Handwerkerviertel Roms. Folglich kannte Caesar die Sorgen und die Denkweise des Volkes. Der Aufstieg Caesars steht in Zusammenhang mit den andauernden Unruhen zwischen den Anhängern der beiden großen politischen Gruppen – der patrizischen Senatspartei und der plebejischen Volkspartei. Viele Menschen sehnten sich nach einem Leben in Sicherheit und vertrauten Caesar – einem Anhänger der Volkspartei – „Ordnung“ zu schaffen. Caesars Maßnahmen als Diktator trugen viel dazu bei, die Lage im Land wieder etwas zu befrieden. Er war der Meinung, dass man die Bürger Roms nicht nach ihrer Geburt, sondern nach dem messen sollte, was sie leisteten. Die Ausweitung des Bürgerrechts verschaffte vielen jene Freiheiten, die sie als Ausländer nicht hatten. Fortan sollte jeder Mann, bis auf die Sklaven, in der Wirtschaft und in der Politik mitreden dürfen. Caesar erkannte auch die entscheidenden Probleme seiner Zeit – die Zunahme der Sklavenarbeit, das Zugrundegehen der freien Bauern und daraus folgende hohe Arbeitslosikeit. Der Diktator wollte mittels weitreichender Reformen Abhilfe schaffen: Arme Römische Bürger erhielten ein Stück Land zur Bewirtschaftung, groß genug, um davon leben zu können. Weiters verordnete er, um der Sklavenwirtschaft entgegenzuwirken, dass ein Drittel aller Arbeitskräfte auf den großen Gutshöfen Freie sein müssten. Ein großes Bauprogramm sollte weitere Arbeitsplätze schaffen. Sozialhilfe erhielten nur mehr jene, die ihre Bedürftigkeit nachweisen konnten. Caesars Maßnahmen stießen bei so vielen Menschen aus dem Volk auf Zustimmung, dass etliche der Senatoren und Vermögenden ernsthaft um ihre Macht fürchteten. Das war für die Senatoren ein wesentlicher Anlass, Caesar im römischen Senat zu ermorden.
(vgl. internationaler Pressebericht, 1990)
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Augustus – erster Kaiser Roms

Augustus legte mit seiner Politik den Grundstein für den Weiterbestand eines stabilen römischen Staates. Auch die nach seinem Tod einsetzende Vergöttlichung seiner Person erfüllte einen wichtigen Zweck: Durch die Schaffung einer neuen, gemeinsamen Kaiser-Religion wurde die Einheit des Reiches gestärkt.

Der Jüngling Octavianus wurde zunächst von Cäsar adoptiert, nach dessen Ermordung waren alle politischen Kräfte des Reiches gegen ihn: Die von dem Haudegen Antonius geführte Armee Cäsars ebenso wie Cäsars Mörder (Brutus & Co.), die bekanntlich die Republik aufrechterhalten wollten. Auch der berümte Cicero schlug sich auf die Seite des Senates. Eine denkbar schlechte Ausgangslage für den Aufstieg! Octavianus aber schloss sich zunächst mit Antonius zusammen. In der Folge brachten beide jeweils die Gegner des anderen um, wobei auch Cicero den Tod fand. Als sie sich trotz dieser „Freundschaftsdienste“ zerstritten, begab sich Antonius mit seiner Geliebten – der Königin Kleopatra von Ägypten – in deren Reich. Am Ende fanden beide den Tod – Octavianus war Sieger auf der ganzen Linie. Hatte er sich bislang durch besondere Brutalität ausgezeichnet, wurde Octavianus nun zur Sicherung des Erworbenen listig und gemütlich. Er vermied die politischen Fehler Cäsars und schaffte keine der altehrwürdigen republikanischen Staatseinrichtungen ab, an denen die Römer so hingen. Die bisherigen Ämter Konsul, Tribun, Prätor, Quästor und Zensor gab es weiterhin. Nur, dass Octavianus selbst nun Konsul und Volkstribun war. Im Jahr 27 v. Chr. folgte der nächste Schachzug. Dem vorausgegangen war das systematische Bearbeiten der Senatoren. Wie besprochen gab Octavianus nun alle seine Befugnisse – außer denen des Konsulats – in großer Geste in die Hände von Senat und Volk von Rom zurück und bezeichnete das als Wiederherstellung der Republik. Wie abgemacht bestürmte ihn nun der Senat mit der Bitte, doch an der Macht zu bleiben. Octavianus wurde mit Ehrungen überschüttet und erhielt den Ehrennamen „Augustus“ („der Erhabene“).
Militärisch war Augustus bescheidener als Cäsar und machte nach der Katastrophe, bei der die Elitearmee des Varus in Germanien umgekommen war, Flüsse zur Staatsgrenze. In Europa bildeten Rhein und Donau die Außenlinie des Reiches, in Asien war es der Euphrat. Augustus gilt nicht als besonderer Freund des Militärs. Oder war es wiederum Taktik? Infolge der Ermordung einer Vielzahl namhafter Politiker war im 1. Jh. v. Chr. die Macht des Militärs enorm gestiegen. Diese musste Augustus einschränken, um die Zeit der Bürgerkriege wirklich beenden zu können. Er verringerte die Zahl der Legionen auf 25, die er hauptsächlich entlang von Rhein und Donau – also von Rom weit entfernt – verteilte. Auf diese Weise schonte er auch die Finanzen. Nun standen mehr öffentliche Gelder für den friedlichen Neuaufbau des Reiches zur Verfügung. Augustus formte aus einer Stadt der Holzhäuser eine Prunkstadt aus Marmor.
(vgl. internationaler Pressebericht, 1979)
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2.3. Sklaverei – Schicksal der Menschheit?

 

Sklavenjagd
Kinderrechte – dein Beitrag zählt
Pakistans kleine Sklaven
Slavenhandel im Sudan


Sklavenjagd

Sklavenjagd (6. Juli). Dr. George Smith, der Secretär der auswärtigen Mission der freien Kirche von Schottland, hat den folgenden Brief von dem im östlichen Mittel-Afrika wirkenden Missionär J.A. Bain erhalten:

„Am 25. dieses Monats wurden wir bei Tagesanbruch aus dem Schlafe gescheucht durch eine Anzahl schnell hintereinander folgender Schüsse, die nicht weit von uns abgefeuert wurden. Man sagte uns, dass es Or-Kzukuru, wie die Eingeborenen ihn nennen, sei, welcher unseren nächsten Nachbar Mwasyoghi angegriffen hätte. Zwei große Araberbanden befanden sich unter den Angreifern.
Mehr als dreißig Frauen mit ihren Säuglingen und mehrere junge Mädchen wurden gefangen genommen. Die Männer suchten sich, kaum wach, zu verteidigen und ihre Weiber und Kinder zu retten, wurden aber durch das mörderische Feuer zurückgetrieben und mussten endlich aus dem Dorfe fliehen. Die Bösewichter hatten sich hinter Bambus- und Bananenstämmen verschanzt und vergnügten sich dort auf ihre tierische Weise ... Zwei Kinder wurden in die brennenden Häuser geworfen. Die nächsten zwei Tage währte die Plünderung. Alle Nahrungsmittel wurden vernichtet. Nur zwei Frauen gelang es, im Dunkel der Nacht zu entkommen.
Das in Europa für diesen Teil Afrikas erweckte Interesse nützt zu nichts, wenn es nur bei der Aufregung bleibt. Ich möchte nur, die Leute wüssten und sähen mit eigenen Augen die Bedrückung, die Sklaverei und das Blutvergießen, welches diese grausamen arabischen Räuber anrichten.“
Originalbericht der Zeitung „Neue Freie Presse“ aus dem Jahr 1889
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Kinderrechte – dein Beitrag zählt

Dieses österreichweite Aktion wurde vom Pädagogischen Institut der Stadt Wien initiiert und hat das Ziel, möglichst vielen Menschen die Bedeutung der Einhaltung der Kinderrechte vor Augen zu führen. Angesichts des Umstandes, dass alle Staaten bis auf vier (darunter die USA) die Konvention der Kinderrechte unterzeichnet hat, scheint es dringlich, die besonderen Lebensumstände zu berücksichtigen und auf die Umsetzung der Rechte der Kinder zu achten. Diese haben ein Recht auf Schutz vor ausbeuterischer Arbeit und sexuellem Missbrauch und müssen vor Entführung, Verkauf und Handel geschützt werden.

Schätzungen der ILO (Internationalen Arbeitsorganisation) zu Folge
° sind weltweit 250 Millionen Kinder im Alter von 5-14 Jahren zum Arbeiten gezwungen, um das Überleben ihrer Familien zu sichern oder Schulden abzutragen
° muss fast jedes zweite afrikanische Kind (41%) ganztags oder neben der Schule arbeiten
° arbeiten allein in der Region Benares (Indien) ca. 150 000 Kinder in der Teppichindustrie
° nähen Minderjährige in Albanien und Italien für Hungerlöhne Mokassins. (Auftraggeber: Firma Filanto, jährl. Absatz: 12 Mio. Paar, der durchschnittliche Verkaufspreis beträgt 75 ¤
° arbeitet in der Türkei jedes dritte Kind, teilweise ohne Bezahlung, in Familienbetrieben
° werden indische Feuerwerkskörper grundsätzlich von Kindern hergestellt. Sie stopfen mit flinken Fingern ein hochexplosives Pulver in jene Kapseln, die Gleichaltrige in Europa als Knallfrösche, Raketen und Kracher explodieren lassen
° leben fast 60% der brasilianischen Kinder und Jugendlichen in Familien, deren monatliches Einkommen nur die Hälfte des Mindesteinkommens beträgt. Einem Viertel steht sogar nur ein Viertel des Mindesteinkommens zur Verfügung.
(vgl. internationale Pressemeldungen, 1997/1998)
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Pakistans kleine Sklaven

Hier werden jährlich 17 000 Kinder entführt, verkauft, zur Prostitution gezwungen und zu Schwerstarbeit geprügelt. Die wenigsten von ihnen überleben die Qualen.

Schätzungen zu Folge in Pakistan bis zu 50 Kinder pro Tag verschleppt, übers Jahr insgesamt an die 17 000. Am furchtbarsten sind Kidnappings – Kinder werden entführt, anschließend verkauft und von den neuen Eigentümern als Sklaven zur Zwangsarbeit gezwungen werden. Die kleinen Sklaven müssen in Arbeitslagern bis zu 20 Stunden täglich schwer arbeiten, nachts werden sie angekettet. Sie sind unterernährt, bei der geringsten Kleinigkeit droht ihnen der Tod. Sie werden geschlagen von ihren „Besitzern“ gequält und sexuell genötigt. Intensivsten Untersuchungen der pakistanischen Zeitung Herald zum Trotz gelang es der Polizei nur, eines dieser Arbeitslager auszuforschen. Mitten in der Stadt Lahore gelegen, war der jüngste dort angetroffene Sklave keine 10 Jahre alt. Erst nach einer massiven Zeitungskampagne waren die Behörden bereit, zwei Verdächtige zu verhaften. Ein riesen Fortschritt im Vergleich zu einem 1989 aufgeflogenen Skandal: Damals waren wieder gefundene Kindersklaven angeblich wohltätigen Organisationen anvertraut worden; in der Zwischenzeit hatten die Leiter der Auffanglager ihre kleinen Gäste an Menschenhändler-Ringe weiterverkauft. Keiner der dafür verantwortlichen „Direktoren“ der Organisationen wurde verhaftet...
Für die Betreiber ist der Sklavenhandel ein lukratives Geschäft. So werden für einen Buben auf dem Sklavenmarkt bis zu 30 000 Rupien, umgerechnet 1600 ¤ erzielt. Die Knaben finden meist bei staatlichen Bauvorhaben (Staudämmen, Straßen und Kanalisationen für den Indus-Fluss...) „Verwendung“. Deshalb, weil die Regierung Bauvorhaben oft leichtfertig an fragwürdige Unternehmer vergibt.
Einen Lichtblick aber gibt es: Der Dollar-Multimillionär Ansar Burney zählte bis 1954 zu den reichsten Pakistani. Über Nacht stellte er sein Leben um und widmete sein ganzes Vermögen der Umsetzung der Menschenrechte. Er lebt nun im Elendsviertel von Karatschi und regiert sein „Imperium der Menschlichkeit“: 40 Armenhäuser, 300 Ambulanz-Autos, einen Hubschrauber, 2000 Helfer. Fünf der Häuser beherbergen 450 Kinder, eines davon nur Mädchen. Besondere Bedeutung hat der Hubschrauber: Dieses Fluggerät bietet die einzige Möglichkeit, Kinder-Arbeitslager zu entdecken, ohne dabei Menschenleben zu riskieren.
(vgl. österreichischer Pressebericht, 1990)
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Slavenhandel im Sudan

Unglaublich: Sie stehen in Reih und Glied. Im Sudan (Afrika) kann man heute noch Sklaven öffentlich kaufen.

Der Sklavenhandel im Sudan hat politische Hintergründe: Mit Unterstützung der islamisch-fundamentalistischen Regierung im Sudan gehen Sklavenhändler gezielt gegen christliche Völker im Süden des Landes vor. Der Preis richtet sich nach Alter, körperlicher Verfassung...durchschnittlich kostet ein Sklave rund 37 ¤. Die Schweizer Menschenrechtsorganisation „Christian Solidarity“ hat sich eingeschaltet und möchte binnen einer Woche 2035 Sklaven um mehr als 100 000 ¤ von arabischen Händlern freikaufen und freilassen.
Diese Vorgangsweise ist umstritten: Kritiker meinen, dass erst die gesicherte Nachfrage den Sklavenhändler jene „Abnahmegarantie“ gibt, die sie zum Versklaven von Menschen veranlasst. Vertreter der „Christian Solidarity“ wiederum verweisen darauf, dass die Gefangenen beim Scheitern des Verkaufes von den Sklavenhändlern getötet würden.
(vgl. österreichischer Pressebericht, 1999)
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2.4. Das Imperium Romanum und die Weltstadt Rom

 

Weihrauch und Seide – Handelsgüter der Antike
Schätze auf dem Meeresgrund
Die Thermen in Rom


Weihrauch und Seide – Handelsgüter der Antike

Kontakte zwischen Asien und dem Mittelmeerraum gab es bereits lange vor den Flugverbindungen unserer Zeit. Handelswege
waren die Weihrauchstraße, die bis Südarabien reichte, und die Seidenstraße von Xian über einen nördlichen und südlichen Arm durch Zentralasien nach Antiochia. Bereits die Ägypter nutzten Wehrauch als Grundstoff mancher Duftsalben, Griechen, Juden und Perser verwendeten es zur Reinigung der Heiligtümer. Die Verbreitung der Seide hingegen ging etappenweise vor sich.

Angeblich stießen die Römer erstmals in der Schlacht von Carrhae (53 v. Chr.) auf aus Seide gefertigte Fahnen. Binnen weniger Jahrzehnte wuchs die Beliebtheit dieses Luxustextils in Rom so enorm, dass der Senat im Jahre 16 n. Chr. die Verwendung von Seide auf das Herrscherhaus beschränken wollte. Die begehrte Ware stammte aus China und wurde von Händlern über die Seidenstraße in den Mittelmeerraum gebracht. Auf Grund der extremen Entfernung und der langen Reisedauer von etwa 285 bis 300 Tagen wurde die Seidenstraße vermutlich nie von einem Händler durchgehend bereist. Vielmehr gab es eine Vielzahl von Zwischenstationen, wo die Handelsgüter jeweils weiterverkauft wurden. Dabei sorgten Handelsspannen (= Verdienst) für die Händler, zahlreiche Zollgrenzen und stets unterschiedliche Währungen für die stete Verteuerung der Waren. Die große Bedeutung der Seidenstraße liegt nicht nur in ihrer Rolle als Handelsweg, sondern besonders in der einer Kultur verbindenden Lebensader weit voneinander entfernter Zivilisationen.
Im Jahr 551 gelang es schließlich Mönchen, lebende Seidenraupen in Wanderstöcken aus China nach Byzanz zu schmuggeln. Nun begann in vielen Mittelmeerländern die Seidenproduktion, die Qualität der chinesischen Seide blieb aber unerreicht.
(vgl. österreichischer Pressebericht, 1996)
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Schätze auf dem Meeresgrund

In der gesamten Epoche der antiken Seefahrt, also vom vierten Jahrtausend vor Christus bis etwa 500 nach Christus, dürfte im Mittelmeerraum etwa eine halbe Million Schiffe gebaut worden sein. Mit dem Ergebnis, dass heute im Mittelmeerraum kaum noch Wälder stehen.

Das Atom getriebene Unterseeboot NR-1, seit 1969 im Dienste der amerikanischen Kriegsmarine, wird erstmals für zivile Zwecke genutzt. Geräuschlos und unsichtbar soll das tonnenförmige stählerne Gefährt, 44,5 Meter lang, 3,8 Meter im Durchmesser, im August zu einer ungewöhnlichen Entdeckungsfahrt starten. Ziel ist es, Beweise dafür zu finden dass sich römische Kaufleute über die hohe See nach Karthago Nova wagten. Gesteuert vom Entdecker des „Titanic“-Wracks im Jahr 1985 – dem Tiefseeforscher Robert Ballard – wird die rund 500 Kilometer lange Strecke zwischen dem römischen Hafen Ostia und Tunis nach Überresten gesunkener Schiffe abgesucht. Greifzangen des U-Bootes können Gegenstände, etwa Überreste von Amphoren, aufheben und über eine Schleuse ins Innere des Schiffes befördern.
Um 200 n. Chr. war die in der Nähe des verwüsteten ehemaligen punischen Karthago von den Römern errichtete Metropole Karthago Nova der bedeutendste nordafrikanische Handelspartner Roms. Damals sollen, antiken Quellen zufolge, rund 50 000 Schiffe ständig durchs Mittelmeer gekreuzt sein, um die Millionenstadt Rom mit Nahrungsmitteln und Luxusgütern zu versorgen. Bisher gingen Historiker nach einigen Jahrzehnten Suche und rund 21000 in seichten Gewässern gefundenen Wracks davon aus, dass sich die antiken Kaufleute aus Sicherheitsgründen vorwiegend in Küstennähe bewegten. Zu unabwägbat schienen die Gefahren, die die Schiffe bedrohten. Waren die langsamen, bauchigen Handelsschiffe doch nach heutigen Maßstäben nicht einmal bedingt seetüchtig. Bei durchschnittlich 20 Meter Länge und 6 Meter Breite erreichten die hölzernen Gefährte bei günstigem Wind höchstens 4,5 Knoten (etwa 8 km/h). Sie hatten wenig Tiefgang und keinen stabilisierenden Ballastkiel. Bereits plötzliche Winddrehungen konnten das rechteckige Segel gegen den Mast zurück drücken, worauf das Achterdeck unter Wasser getaucht wurde und das Schiff in kürzester Zeit sank. Unwettern auf hoher See konnten selbst die kundigsten Seeleute nichts entgegenstellen. Selbst römische Handelsschiffe, die mit nackten Masten vor dem Wind trieben, kenterten ohne Vorwarnung.
Um so Aufsehen erregender war die Entdeckung eines römisches Schiffswracks in den späten 80er Jahren (des 20. Jhs.), das in 800 Metern Tiefe, rund 100 Kilometer vor der nordafrikanischen Küste auf der direkten direkten Verbindungslinie zwischen Rom und Karthago liegt. Dieses am tiefsten liegende antike Wasserfahrzeug, das jemals gesichtet wurde, enthielt eine Vielzahl von Amphoren. Geborgen wurde weiters eine Tonlampe und eine Kupfermünze. In der unmittelbaren Nähe der Fundstelle ist der Meeresgrund mit den Überresten gesunkener Handelsgüter aus anderthalb Jahrtausenden übersät. Taucher bargen 17 Amphoren; die älteste stammt aus dem vierten Jh. v. Chr., die jüngste aus der Zeit zwischen dem neunten und zwölften Jh. n. Chr. Das Handelsschiff sank im vierten Jh. v.Chr. Demnach dürften die Seefahrer der Antike kühner gewesen sein, als viele Forscher bisher annahmen. Statt sich mühselig an der Küste entlangzuhangeln und die wesentlich längere Wegstrecke in Kauf zu nehmen, entschieden sie sich für die ungleich gefährlichere Abkürzung nach Afrika.
(vgl. internationaler Pressebericht, 1995)
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Die Thermen in Rom

Eine Eintragung in das Guiness-Buch der Rekorde hätte das antike Rom vermutlich für alle Zeiten: Den größten Wasserverbrauch pro Kopf der Bevölkerung. Möglicherweise auch den der größten Pracht öffentlicher Gebäude. Eine gewisse Vorstellung von der Innenarchitektur dieser Bauten kann man heute in Rom in der Kirche „Sta. Maria degli Angeli“ bekommen. In der Antike war das gesamte Kirchenschiff nur das Mittelstück des „Frigidariums“, also des Kaltwasser-Badesaals der Thermen des Kaisers Diokletian. Die beeindruckenden Abmessungen: 91 Meter lang, 27 Meter breit und 28 Meter hoch. Der berühmte Künstler Michelangelo wandelte diesen noch gut erhaltenen Teil des antiken Baus 1561 in ein Kirchenschiff um.

Der polnische Schriftsteller Henryk Sienkiewicz wählte für seinen 1905 mit dem Nobelpreis gekrönten Bestseller „Quo vadis“ einen Einstieg, bei dem er anschaulich das Baderitual des noblen Römers Petronius in der Kaiserzeit – im ersten Jh. n. Chr.- schildert: Gegen Mittag erwacht Petronius in seinem Seidenkissen. Erst in den frühen Morgenstunden von einem Gelage bei Kaiser Nero nach Hause gekommen, fühlt er sich noch etwas matt und leicht verkatert. Er lässt Sklaven mit der Sänfte ans Bett kommen, damit sie ihn in sein Luxusbad tragen. Dieses besteht nicht etwa aus einem einzelnen Raum mit einer marmornen Wanne sondern gleicht einem Palast: im Zentrum befindet sich ein stattliches Schwimmbecken aus geschliffenem Marmor, verziert mit Alabaster und herrlichen Mosaiken; darum herum ist ein halbes Dutzend Räume, die den verschiedenen Stufen des alt-römischen Baderituals dienen, gruppiert. Petronius lässt sich auf einer marmornen Bank im ersten Raum nieder, wo ihm zwei Badediener aus bronzenen Gefäßen lauwarmes Wasser über Schultern, Brust und Rücken gießen. Dann geht es in den nächsten Raum, das Laconicum. Hier umgibt ihn heißer, wohlriechender Dampf. Nachdem Petronius genügend geschwitzt hat, begleiten ihn seine Badesklaven in das Tepidarium. Hier herrscht, um den Körper langsam wieder abzukühlen, eine mittlere Temperatur. Im Massagezimmer wird die Muskulatur auf einen mit blütenweißen Baumwolltüchern bedeckten Massagetisch nach allen Regeln der Kunst durchgeknetet und gelockert. Zum Abschluss steigt Petronius mit belebtem Kreislauf die Stufen zu seinem Schwimmbecken hinunter, um mit ein paar Schwimmzügen das fast dreistündige Baderitual zu beschließen.

Die Römer übernahmen – wie vieles von dem später als römisch bezeichneten Kulturgut – auch die Idee der Heißwasser- und Dampfbäder samt dem dazugehörigen Massagekult von den Griechen. Bei diesen war das Bad eine verhältnismäßig einfache und zweckdienliche Angelegenheit. Sie errichteten Warmwasserbäder unmittelbar neben den großen Wettkampfstätten, etwa in Olympia, damit sich die Athleten nach dem Training und den Wettkämpfen reinigen und erfrischen konnten. Bei der Unterwerfung der Griechen im zweiten Jh.v. Chr. stießen sie auf die Badeanlagen und begannen in Rom mit dem Bau von öffentlichen Thermen. Diese waren bis Kaiser Nero Zweckeinrichtung und dienten der Hygiene. Der Kaiser hatte auf Grund seines ausschweifenden Lebens und wegen in der eigenen Familie begangener Morde einen katastrophalen Ruf erwarb und wollte das römische Volk positiv beeindrucken. Nach dem Vorbild der allen frei zur Verfügung stehenden kostenlosen griechischen Freizeiteinrichtungen (hier waren es die Theater) ließ Nero das erste der so genannten Kaiserbäder errichten. Dieses sollte an Größe und Luxus alle bisherige Bauwerke Roms in den Schatten stellen. Bald zählte der ausgiebige Besuch eines Bades für die Römer aus allen Schichten zu einer der wichtigsten Tätigkeiten. Da selbst viele Handwerker Sklaven besaßen, war Freizeit kein Problem. Viele Römer verbrachten rund ein Viertel des Tages, bei schlechtem Wetter auch noch mehr, in ihren privaten oder in den öffentlichen Bädern. Diese prunkvollen Badepaläste dienten nicht nur dem körperlichem Wohl sondern hatten als Begegnungsstätten mit hohem Freizeitwert gleichzeitig eine wichtige soziale Funktion. Hier gab es neben den eigentlichen Baderäumen Sporthallen, clubartige Erholungsräume mit Bibliothek und in den Untergeschossen Weinausschank und Imbissräume. Mehr als tausend Menschen konnten in den gigantischen Thermen gleichzeitig baden. Pro Tag also, in mehreren Schichten, waren es viele Tausend.

Fast alle Nachfolger auf dem römischen Kaiserthron, vom ersten bis zum vierten Jh. n. Chr., verstanden die Publicity-Funktion, die von Kaisern gestifteten Thermen zukam. Auf diese Weise konnten die Herrschenden dem Volk ihr Fürsorge vor Augen führen, der Bau von Badepalästen, die jedem Bürger zugänglich waren, machte sie beim Volk beliebt. Heute noch kann man in unmittelbarer Nähe der Stazione Termini, des Hauptbahnhofs von Rom, die gewaltigen Ruinen von Thermen Die vom Kaiser Caracalla im 3. Jh. errichteten erstrecken sich über ein Gelände von 130 000 Quadratmetern mit Seitenlängen von 376 mal 361 Metern. Hier konnten sich in den Schwimmbecken, Massagehallen und sonstigen Aufenthaltsräumen rund 3000 Besucher gleichzeitig tummeln. Zuletzt wurden im Jahre 306 mit den Thermen des Kaisers Diokletian die größten aller Zeiten fertiggestellt. Damals gab es laut einem Inventurverzeichnis der öffentlichen Gebäude aus dem Jahr 312 in Rom 856 öffentliche Bäder (weiters 46 602 mehrstöckige Miethausblöcke, wie sie damals der Staat für das einfache Volk baute; 1352 Brunnenhäuser; 254 Backöfen; 104 Bedürfnisanstalten und 2300 Ölverteilungsstellen). 856 Bäder, obwohl jedes feine Stadthaus und jede Nobelvilla ähnlich dem Haus des Petronius mit eigenen vielräumigen Bädern ausgestattet war. Zu Beginn des fünften Jahrhunderts, in einer Zeit, als das Imperium schon zu zerfallen begann, besaß Rom mehr als 900 öffentliche Bäder. Schätzungen zu Folge konnte damals bis zu einer Viertelmillion Römer gleichzeitig die öffentlichen Thermen bevölkern. Bei so viel Badeluxus musste die antike Millionenstadt täglich mit Strömen von frischem Wasser versorgt werden. Dies geschah mittels 11 aufwändig gebauten Aquädukten.

Der Athener Schriftsteller Lukian beschrieb den Besuch in einer römischen Therme (um 160): „Man betritt zunächst einen Torbau mit breitem Treppenaufgang, der zur Bequemlichkeit der Hinaufgehenden eher schräg als steil ist. Dahinter empfängt einen ein sehr großer Saal, der Badedienern und Sklaven bequemen Aufenthalt gewährt. Dieser liegt zur Linken der dem Schlemmen geweihten Räume. Dann schließt sich ein Saal an, der zur gastlichen Aufnahme der wohlhabenderen Besucher dient. Nach diesem kommen beiderseits ausreichende Garderoben. Dazwischen befindet sich ein sehr hoher und strahlend heller Saal, der mit lakonischem Marmor ausgelegt ist und weiße Marmorstatuen von altertümlicher Arbeit birgt. Hier gibt es drei Becken mit kaltem Wasser. Dann nimmt uns ein sehr weitläufiger und beiderseits abgerundeter Saal auf, der auf mittlere Temperatur geheizt ist. Dahinter befindet sich zur Rechten das Alepterium zum Einölen und Salben. Dieses besitzt auf beiden Seiten mit phrygischem Marmor verzierte Eingänge und kann auch vom Innenhof her betreten werden. Dann folgt der schönste aller Säle: Er schimmert bis oben zur Decke von phrygischem Marmor; es ist äußerst behaglich, sich hier massieren zu lassen. Daran schließt der angenehm temperierte, mit numidischem Marmor ausgelegte Durchgangsraum zum inneren Saal mit dem Warmwasserbecken an. Dieser ist von reichem Licht durchflutet und bunt wie mit Purpur gefärbt. Nach dem Baden braucht man nicht durch dieselben Räume wieder zurückgehen, sondern kann schnell zum abschließbaren Frigidarium, dem Kaltwasserschwimmbecken kommen. Weiters gibt es Ringerplätze...und für jedermann bereitstehenden Garderoben. Diese sind das Werk des bewundernswerten Architekten Hippias und vereinigen alle Vorzüge eines Bades: die Zweckmäßigkeit, die Bequemlichkeit, die Helligkeit, die Symmetrie und die Möglichkeit, es sicher (vor Dieben) zu benutzen. Hier gibt es zwei Stundenweiser, nämlich eine Wasseruhr mit Schlagwerk und eine Sonnenuhr.“

Lukian, im Hauptberuf eher Dichter als Berichterstatter, hat wesentliche Merkmale der römischen Thermen nicht erwähnt: Das Laconicum („Schwitzbad“) war einer modernen Sauna ähnlich; im Destrictarium traktierte berufsmäßige Haarauszupfer, meist syrische Sklaven, die Haut der edlen Römer. Im antiken Rom galt Körperbehaarung zumindest in der aristokratischen Oberschicht als unfein. Folglich ließ man sich mit Pinzetten und doppelten Rollfäden Brust, Arme und Schultern aufs sorgfältigste glatt rupfen. Vielerorts stieß man auf Augenweiden. Gut gewachsene Badesklaven und -sklavinnen massierten die Gäste und rieben sie trocken. Für dieses Service musste allerdings bezahlt werden. Hingegen war der Blick auf all die marmornen Schönheiten gratis. Ganze Statuen-Alleen von Göttern, Athleten und Mädchengestalten säumten die großen Schwimmbecken und Wandelhallen der Thermen. Es ist bezeichnend, dass sogar eines der absoluten Meisterwerke der antiken Bildhauerkunst, die Laokoon-Gruppe, in einer Therme ausgegraben wurde. Nebenher dienten die weiten Säle und Wandelhallen der Thermen als Ausstellungsräume für attraktive Beutestücke aus Kriegszügen – Inschriften auf großen Marmortafeln, marmorne Statuen und prächtige Vasen sollten die Besucher an siegreiche Feldzüge erinnern.

Die Architekten der römischen Kaiserbäder gelten als die ersten Fachleute für Warmwasser- und Wärmedämmungstechnik. Die im Präfurnium – einer riesigen Heizanlage, die keinen eigentlichen Kamin hatte – durch das Feuer erwärmte Oberluft wurde zusammen mit dem Rauch und den Abgasen durch ein ausgeklügeltes Hohlraumsystem zunächst unter sämtliche Fußböden der Thermenanlage geleitet. Von dort konnte das Heißluft-Rauch-Gemisch über die dicht nebeneinander liegenden Tonrohrleitungen in den Wänden nach oben steigen. Wie Messungen in den alten osmanischen Bädern von Bursa in der heutigen Türkei ergaben, die im frühen Mittelalter exakt nach römischem Vorbild gebaut worden sind, ergaben, erreichten die römischen Ingenieure eine enorm hohe Wäremeausbeute von über 90 Prozent. Im kuppelförmigen Ofen, dem Präfurnium, erzielten die Römer 400 bis 600 Grad. Am Schornsteinausgang waren es nur mehr 40 Grad. Damit wurde die mit Holz oder Holzkohle erzeugte Wärmequelle wirtschaftlicher verwertet als in so mancher heutigen Heizungsanlage. Wesentlichen Anteil daran hatte die hervorragende Wärmeisolation. Bis zu drei Meter starke Ziegelwände erzielten eine ähnliche Wirkung wie Kachelöfen. Selbst nach dem Erlöschen des riesigen Feuers im Präfurnium, hielt das Ziegelbauwerk die Wärme in den Wasserbecken unter den Fußböden und in den Wänden der Thermensäle noch stundenlang. Dennoch war der tägliche Energieverbrauch der größten Kaiserthermen unvorstellbar groß.

Nach dem Vorbild des antiken Rom errichteten die Römer auch in ihren Kolonien und damit auch auf dem Boden des heutigen Österreich die ersten Garnisonsbäder und öffentlichen Bäder.
(vgl. internationaler Pressebericht, 1989)
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2.5 Österreich in der Römerzeit

 

Jagd nach Schätzen aus Römerzeit
Aus der Erde pfeifen Gold und Silber
Die Donaumetropole des antiken Rom
Die „sündige Meile“ von Vindobona
Wozu diente das römische Heidentor?


Jagd nach Schätzen aus Römerzeit

Bekäme man in Bad Deutsch Altenburg (NÖ) Metallsuchgeräte zu kaufen, würden diese sicher zu dem Verkaufshits zählen. Wird doch die eher ruhige Gegend besonders in der Nacht von seltsamen Aktivitäten belebt. Trotz einer Flut von Anzeigen und Geldstrafen geht die verbotene Suche nach Schätzen aus der Römerzeit weiter.

Die Täter – zumeist handelt es sich um die Grundbesitzer – lassen sich nicht abschrecken. Zu verlockend scheint die knapp unter der Erdoberfläche befindliche vermeintliche Beute. Gestützt auf Luftbilder, die allzu deutlich Straßen und Grundrisse römischer Häuser unter den Feldern zeigen, werden mittels Suchgeräten Metalle geortet. In der Hoffnung auf antike Münzen reißen die Grundbesitzer dann mit speziellen Pflügen die Felder tief auf. Oft zerstören sie dabei wertvolle Strukturen (Mauern...) aus der Römerzeit. Nicht wenige vermeinen, im Recht zu sein. Irrtum: Bei Funden, die unter der Erde gemacht werden und nicht bei der Polizei abgegeben bzw. gemeldet werden, besteht das Vergehen der Fundverheimlichung. Die bisher gebräuchliche Vorgangsweise – die Grundbesitzern brachten ihre gefundenen Schätze in das Museum Carnuntium, wo die wertvollen Stücke angekauft wurden (den Rest durften sie behalten) – war zwar für die daran Beteiligten praktisch aber ungesetzlich. Daher wurden viele wegen Fundverheimlichung angezeigt.
(vgl. österreichischer Pressebericht, 1989)
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Aus der Erde pfeifen Gold und Silber

Als die römischen Legionen im 1. Jh. n. Chr. damit begannen, entlang der Donau einen Verteidigungswall (als „Limes“ bezeichnet) gegen die vom Norden drohenden Germanen zu errichten, wurde Carnuntum – das heutige Petronell – zur stärksten Festung der Provinz Noricum ausgebaut. Hier entstand neben dem Lager eine selbstständige Zivilstadt. Unzählige Gebrauchsgegenstände, Münzen und Schmuckstücke aber auch Götterstatuen bezeugen die Anwesenheit der Römer. Viele der Fundstücke dienen der Wissenschaft für die Beurteilung der Vergangenheit.

Noch vor zwanzig, dreißig Jahren haben die Bauern in der Umgebung von Petronell und dem benachbarten Bad Deutsch-Altenburg eher spöttisch auf die „narrischen Hoadisch-Sucher“ (Sucher nach Heidnischem) geblickt. Sie ließen sie gewähren, zumal die Sucher ohnehin erst nach dem Abernten der Felder aktiv werden konnten. Auch heute gilt es auf die Abernte zu warten, sonst aber hat sich vieles geändert. Besonders die Erfolgschancen, weil moderne Suchgeräte durch Pfeiftöne auf bis zu dreißig Zentimeter Tiefe anzeigen, wenn ein verborgener Metallgegenstand das Kraftfeld stört. Viele Sucher, besonders die ortsansässigen, bieten Funde dem Museum Deutsch-Altenburg an. Damit machen sie sich einer kriminellen Handlung schuldig. Befindet doch das Gesetz, dass Schatzfunde zu melden sind. Erst danach wird entschieden, ob der Finder den Fund behalten darf, von dem ein Drittel ihm, ein Drittel dem Bodenbesitzer und ein Drittel dem Staat gehört.
Das Geschäft mit antiken Funden blüht trotzdem – viele Schatzsucher mit ihren pfeifenden Geräten nehmen das Risiko, gegen das Gesetz zu verstoßen, auf sich. Sie hoffen mit einem antike Münzschatz zu klingender Münze zu kommen. Mittlerweile lohnt es sich für manche Grundbesitzer bereits „Suchlizenzen“ zu vergeben. So gehen viele Funde in private Sammlungen auf und der Allgemeinheit verloren.
(vgl. österreichischer Pressebericht, 1990)
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Die Donaumetropole des antiken Rom

Carnuntum, am Schnittpunkt antiker Transitrouten gelegen, war der wichtigste Stützpunkt des Römischen Imperiums am Limes, seiner „heißen“ Grenze im Norden. Hier residierten Roms Statthalter und oft weilten im befestigten Legionslager selbst die Kaiser.

Der archäologische Park Carnuntum liegt 40 km Donau abwärts, östlich von Wien. Er erstreckt sich heute vom Heidentor, westlich von Petronell über 10km2 bis zu den Ausläufern des Hundsheimer Berges, wo sich am Pfaffenberg das Kapitol der Lagerstadt befand. Auf diesem in der Antike dicht bebauten Gebiet lebten in drei Siedlungsbereichen, dem Militärlager – der Lagerstadt für Militärangehörige im heutigen Deutsch-Altenburg – sowie in der autonomen Zivilstadt, im heutigen Ort Petronell-Carnuntum, 50 000 Menschen. Dazu kamen noch ein Hilfstruppenlager für die Reiterei und ein Hafen, in dem die Donauflotte der Römer ankerte.
Lange bevor die Römer ins Land kamen, bestand schon am Schnittpunkt der Donau mit der uralten Bernsteinstraße die keltische Siedlung Carnuntum. Als die Donau zur Nordgrenze des Imperium Romanum wurde, gründeten die Römer 15 n.Chr. die Stadt neu, und Carnuntum wurde zur Drehscheibe zwischen dem Mittelmeer und Nordeuropa und durch die Limes-Straße zwischen West- und Osteuropa.
Carnuntum entwickelte sich bis zum 4. Jh. zu einer der bedeutendsten Städte im römischen Reich. Sein Militärlager war ständiger Standort zweier römischer Legionen. Erhöht wurde die Schlagkraft der Fußtruppen – die Besatzung betrug etwa 5000 Mann – durch eine Reitereinheit. In den Legionen dienten nur Soldaten mit römischem Bürgerrecht. Die Reiterei setzte sich aus freien Angehörigen der Reichsbevölkerung ohne Bürgerrecht zusammen. In militärisch angespannten Zeiten, wie etwa zur Zeit der Markomannenkriege im 2. Jh., kamen zur ständigen Garnison weitere Legionen hinzu. Immer wieder nahmen die Kaiser selbst die Verteidigung des Limes in die Hand, wie etwa der Philosoph auf dem Kaiserthron, Mark Aurel, der im benachbarten Lager Vindobona 180 n. Chr. einer Krankheit erlag. Zeitweise wurden von Carnuntum aus die Geschicke des Reiches gelenkt.
Das Militärlager lag direkt an der Donau und war von 2 Meter starken Festungsmauern umgeben. Der römische Statthalter war zugleich Festungskommandant. Für diese Aufgabe wurden die besten Militärs des Reiches ausgewählt. Einer von ihnen, Lucius Septimius Severus, wurde am 9. April 193 n. Chr. von den Legionen am Limes zum Kaiser ausgerufen. In seiner Regierungszeit und in denen seiner Nachfolger erreichte Carnuntum seine erste große Blütezeit. Die durch ein Glacis getrennte autonome Zivilstadt, ein Zentrum des Handels und der Kultur im pannonischen Raum, wurde von Septimius Severus in den Rang einer Kolonie, den höchsten Rang, den eine Stadt erreichen konnte, erhoben. Sie wurde großzügig in Stein ausgebaut.
Ein besonderes Ereignis in der Geschichte dieser versunkenen Stadt stellte die Konferenz der Kaiser am 11. November 308 dar. Die Erben Diokletians, Kaiser und Mitkaiser, hatten sich zerstritten. Um sich zu einigen, traf man sich in Carnuntum. Selbst Diokletian reiste zu diesem Treffen von seinem dalmatinischen Alterssitz an die Donau.
Als sich die romanisierte Bevölkerung und die Armee im 5. Jh. nach Italien zurückzogen, kamen Germanen, Hunnen und Awaren in die verlassene Stadt, die zusehends verfiel. Noch im Mittelalter dürfte nach zeitgenössischen Schilderungen Carnuntum in dem Zustand gewesen sein, in dem Goethe am Ende des 18. Jahrhunderts das Forum in Rom vorfand.
Ein großer Teil der Stadt liegt unter landwirtschaftlich genutzten Feldern. Trotzdem sind die bedeutendsten Stadtteile archäologisch erhoben und ausgegraben wie die beiden Amphitheater, die Thermen oder die so genannte Palastruine, ein Teil der Zivilstadt, wo auch ein kleiner Diana-Tempel an der alten, teilweise wieder hergestellten Limesstraße im Maßstab 1:1 rekonstruiert wurde.
Das Museum in Deutsch-Altenburg beherbergt die bedeutenden Funde und führt dem Besucher die hohe Lebenskultur der römischen Bevölkerung Carnuntums vor Augen.
(Granatapfel, 1996)
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Die „sündige Meile“ von Vindobona

Rund 2000 Jahre Wiener Stadtgeschichte liegen unter dem Pflaster des Michaeler Platzes: ein römisches Vergnügungsviertel, ein Renaissancegarten und das alte Hofburgtheater.

Die zum Legionslager gehörende Zivilstadt Vindobona war dort, wo heute der dritte Wiener Gemeindebezirk ist. Was aber befand sich unter dem Michaeler Platz? Hier sind die römischen Funde aus dem 2. und 3. Jh. n. Chr. besonders ergiebig. So fand man Häuser mit kleinen Zimmern, mit bunt bemalten Wänden, mit Fußbodenestrich aber keine der für Wohnhäuser üblichen Fußbodenheizungen. Das und die zahlreichen Münz- und Keramikfunde weisen darauf hin, dass hier – knapp außerhalb des westlichen Tores des Legionslagers (Ecke Graben – Tuchlauben) – das Vergnügungsviertel der römischen Soldaten – sozusagen der römische „Prater“ – lag.
Im Zuge der Pflasterung der neuen Fußgängerzone Kohlmarkt-Michaelerplatz fanden die Archäologen weiters die Reste von Sanitäranlagen und einen erhöhten Renaissancegarten, in dem die feinen Damen jener Zeit lustwandelten. Außerdem stießen sie auf Mauern der Fassade des alten Hofburgtheaters (1740 errichtet, 1888 abgerissen) und auf das steinerne Gegengewicht des eisernen Brandschutzvorhangs.
(vgl. österreichischer Pressebericht, 1990)
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Wozu diente das römische Heidentor?

Das Heidentor bei Petronell (NÖ) gilt als das Wahrzeichen des „römischen Österreich“. Aber was war es vor 2000 Jahren? ein Stadttor, ein Kaisergrab, ein Triumph-Bau? Nun glauben private Römer-Forscher, das Rätsel gelöst zu haben. Sie gehen davon aus, dass das Heidentor ein Hauptvermessungspunkt war.

Der hohe, römische Vierpfeilerbau ist derzeit eingerüstet und soll 2001 renoviert sein. Seit Jahrhunderten ranken sich viele Spekulationen um seinen Zweck. Gegen die weitverbreitete Annahme eines Stadttores sprechen die rund 700 Meter Entfernung zur Stadt Carnuntum. In der Einöde gelegen, ergibt ein Tor keinen Sinn. Und ein Kaisergrab hätte man wohl eher geschützt in der Stadt errichtet. Auf die – vermeintliche – Lösung des Rätsels verhalf ein sehr ähnlicher Bau in Tunesien. Ebenfalls aus vier Pfeilern und einer Säulenbasis in der Mitte bestehend handelt es sich dabei um eine „Goldene Groma“, einen Vermessungspunkt. Und siehe da: Genau nördlich vom Heidentor befindet sich die Zivilstadt, 90 Grad im Westen liegt Äquinoctium (Fischamend) und exakt im Winkel von 45 Grad führt die Limesstraße durchs Legionslager zum wichtigsten Jupiter-Heiligtum auf dem Pfaffenberg ...
(vgl. österreichischer Pressebericht, 1999)
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2.6 Das Christentum – eine neue Religion breitet sich aus

 

Wann wurde Jesus geboren?
Jesus und der Tod am Kreuz
Was das Turiner Grabtuch über Jesus verrät


Wann wurde Jesus geboren?

Der britische Astronom Colin Humphreys geht davon aus, dass der „Stern von Betlehem“ – wie es überliefert wird – doch ein Komet und nicht eine Konjunktion von Saturn und Jupiter zu einem „Doppelgestirn“ war.

Gemäß neuen Berechnungen an der Universität Cambridge (Großbritannien) standen Saturn und Jupiter niemals in einer solchen Stellung zueinander. Hingegen war in den Jahren um das angenommene Geburtsjahr von Jesus Christus in unserem Sonnensystem ein Komet zu sehen. Und zwar – wie aus Aufzeichnungen chinesischer Astrologen hervorgeht – im Jahre 5 v. Chr. Dieser ist der zugleich der einzige, der als „Stern von Bethlehem“ in Frage kommt. Demnach müsste Jesus Christus im Zeitraum zwischen dem 9. März und dem 4. Mai geboren worden sein.
(vgl. österreichischer Pressebericht, 1991)
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Jesus und der Tod am Kreuz

Das Leben des Jeschuah aus Nazareth nahm am 7. April des Jahres 30 in Jerusalem ein fürchterliches Ende. Der galiläische Wanderprediger starb den fürchterlichen Tod der Verbrecher und Rebellen – er wurde gekreuzigt. Dieses Ereignis sollte die Welt verändern. Entsprechend oft wurde es im Lauf der Zeit literarisch erklärt und ausgeschmückt. Heute zeichnen Wissenschaftler ein anderes Bild von den historischen Ereignissen um den Tod des Jesus von Nazareth ...

Das Geschehen an diesem denkwürdigen Passahfest wurde in den Evangelien das Geschehen erst über 30 Jahre später aufgezeichnet. Heute gehen Wissenschafter davon aus, dass keiner der Evangelisten die Kreuzigung Jesu miterlebt hat. Vielmehr dürfte die erste Christengemeinde die Überlieferungen ausgeschmückt haben, um andere von der Tatsache, dass dieser Jesus der wahre Sohn Gottes ist, zu überzeugen. Die Schreiber suchten nach alter Tradition in den Schriften des Alten Testaments nach weiteren Beweisen und Prophezeiungen. Auf diese Weise entstanden keine historischen Berichte sondern Glaubenszeugnisse. Umso mehr sind Historiker, Archäologen, Mediziner und Theologen seit langem damit beschäftigt, die historische Wahrheit zu finden. Obwohl man in vielen Punkten auf Vermutungen angewiesen ist, weil die Quellen spärlich sind, lässt sich ein Bild vom Geschehen in Jerusalem machen. Hier herrschte schon seit Jahren Unruhe. Immer wieder setzten sich Juden gegen die Weltmacht Rom zur Wehr. Die Hoffnung auf den ihnen von ihren Priestern verkündeten Messias, ihren Befreiers, verstärkte ihren Widerstand. Durch das Land zogen religiöse Wanderprediger, die Lehren von seiner baldigen Ankunft verbreiteten. Besonders zu den zu den großen Feiertagen spitzte sich die Lage gefährlich zu. Bis zu 100 000 Menschen strömten zum Passahfest, dem Fest der ungesäuerten Brote, das an den Auszug der Israeliten aus Ägypten erinnern soll, nach Jerusalem um hier zu feiern. Darunter auch der Wanderprediger Jesus von Nazareth, der von seinen Anhängern mit Jubel empfangen wurde. Der herrschenden Priesterkaste der Juden, den Sadduzäern, hingegen war der Galiläer, der immer wieder durch sein rebellisches Auftreten auffiel, ein Dorn im Auge. Sie betrieben als Tempelhüter den größten Wirtschaftsbetrieb des Landes, den Verkauf der Opferlämmer. Wahrscheinlich bedeutete die Vertreibung der Händler aus dem Vorhof des Tempels durch Jesus bereits sein Todesurteil. Von nun an suchten die Sadduzäer nur noch einen Vorwand, um den unbequemen Aufrührer zu beseitigen. Die guten Beziehungen zur Besatzungsmacht Rom erleichterten ihr Vorhaben, die Kontrolle über den Vorhof des Tempels und damit ihre Autorität wieder zu erlangen. Gesichert scheint weiters, dass Jesus mit seinen Anhängern das Passahmahl feierte. Dabei hat ein Trinkgefäß in der Gruppe die Runde gemacht, Jesus brach nach alter Sitte das Brot und verteilte es an die Anwesenden. Dabei dürfte er – vielleicht in Vorahnung auf die zu erwartenden Schwierigkeiten mit den Sadduzäern – den Vergleich dieser Speisen mit seinem Körper gezogen haben.
Als Gesichert gelten die Umstände der Verhaftung Jesus` und der Ablauf des Prozesses. Schon zu Beginn dürfte der Ausgang klar gewesen sein: Jesus musste gleichfalls als Blutopfer der Römer sterben um die einflussreiche jüdische Priesterschaft bei Laune zu halten. Als Todesart kam nur die erniedrigende Kreuzigung in Frage. Sie sollte dem Delinquenten auch seine Würde rauben. Kreuzigungen kannten bereits die Punier und die Perser, folglich handelt es sich dabei um keine Erfindung der Römer.
Diese wandten sie allerdings mit Vorliebe zur Abschreckung angewandt. Wie Gerichtsmediziner nach genauen Untersuchungen feststellten mit Recht: Sie halten die Kreuzigung für die grausamste Tötungsart, die Menschen je ersonnen haben.

Der zu Tötende wurde an einen Querbalken gebunden oder mit durch die Knochen der Handwurzel getriebenen Nägeln daran befestigt. Den Balken befetigte man in etwa zwei Metern Höhe an einem feststehenden Pfahl. Die weitere Vorgangsweise richtete sich danach, wie lange die Tortur dauern sollte. Sollte es schnell gehen, ließ man die Füße des Opfers frei baumeln. Das Brechen der Beine des Opfers galt als besondere Gnade, weil es sich nun nicht mehr am Kreuz abstützen konnte und so das Eintreten des Todes beschleunigt wurde. Hingegen verlängerte das Anbringen eines kleinen Sitzes am Kreuz die Qual. Nun konnte das Opfer im Todesschmerz immer wieder kurz Erleichterung finden. Bis es die Kräfte verließen und es wieder sein ganzes Gewicht mit den Armen tragen musste. Die auf diese Art Gekreuzigten litten bis zu drei Tage, bevor sie der Tod erlöste. Dieser trat nach zahllosen Erstickungsanfällen, die durch Blutstau und Blutgerinnsel in der Lunge ausgelöst wurden, durch Kreislaufzusammenbruch ein.
(vgl. österreichischer Pressebericht, 1992)
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Was das Turiner Grabtuch über Jesus verrät

Der neueste Stand der Forschung: Jesus war 1,81 Meter groß, wog 80 kg und hatte die Blutgruppe AB. Auffallend ist die Ähnlichkeit seines Gesichts mit unzähligen Darstellungen (auf Kreuzen, Gemälden...).

Hunderttausende Menschen wollen in den kommenden Wochen das Turiner Grabtuch, ein 4,36 Meter langes und 1,09 Meter breites Stück Leinen hinter Panzerglas betrachten. Wer es schafft, den richtigen Abstand von mindestens zwei und höchstens fünf Metern zu finden, kann auf dem mehrfach geflickten, vergilbten Fischgrätenmuster neben einigen symmetrisch angeordneten Flecken nahe der Mitte das Negativbild eines Kopfes erkennen. Nach der übereinstimmenden Meinung der Forscher aus einem halben Dutzend Wissenschaften handelt es sich dabei um das Bild des historischen Jesus. Sie gehen davon aus, dass dieses Tuch Jesus nach der Kreuzabnahme bedeckt hat. Das Tuch – sicherlich eines der bedeutendsten der Menschheit – ist im Besitz der katholischen Kirche, die es 1983 nach dem Tod des letzten Königs von Italien, Umberto II., geerbt hat. Die Untersuchungen und Diskussionen hinsichtlich der Echtheit aber laufen bereits weit länger. Und zwar seit der Turiner Anwalt und Freizeitfotograf Secondo Pia das Leinen am 28. Mai 1898 mit einer Plattenkamera mit dem Bildformat 50 auf 60 Zentimeter fotografiert hat. Damals trat beim Entwickeln im Rotlicht der Dunkelkammer nicht wie erwartet ein Negativ hervor. Vielmehr schälte sich aus der Platte die schwache, aber klar erkennbare positive Abbildung eines Körpers – Jesus Christus. Etliche Zeitgenossen hielten die noch junge Lichtbildkunst für Scharlatererie und beichtigten den Anwalt ein Gauner zu sein. Unbestritten zeigt das Grabtuch einen Körper, der auf der rechten Hälfte des Tuches lag. Die die linke wurde ihm über den Kopf geschlagen, um den auf dem Rücken liegenden Toten zu bedecken. Weiters sind Blut, Abdrücke von Geißelungen, Brandspuren und Flicken zu erkennen.

Nach eingehenden Forschungen und Untersuchungen kann man von folgendem Wissensstand ausgehen:

Der Weg des heute in Turin (Italien) aufbewahrten Grabtuchs lässt sich teilweise datieren und rekonstruieren.

  1. Petrus oder ein anderer Jünger muss das Tuch an sich genommen haben.
  2. Berichten zu Folge tauchte im heutigen Urfa (Südosttürkei) ein Bild auf, das nicht von Menschenhand gemacht war.
  3. Am 15. August 944 traf es aus Edessa in Konstantinopel ein und wurde in einer Palastkapelle verehrt.
  4. Nach der Plünderung von Konstantinopel beim 4. Kreuzzug soll der Templerorden das Bild nach Athen gebracht haben.
  5. Graf Geoffroy de Charny erhielt es aus den Händen der Templer erhält es und stellte es in seiner Kirche in Lirey (Nordfrankreich) aus.
  6. Die Savoyer erhielten das Tuch von den Charnys und verwahrten es in ihrer Residenz in Chambéry (Mittelfrankreich).
  7. Umzug der Savoyer nach Piemont – der Schrein mit dem Grabtuch wurde 1578 nach Turin (Norditalien) überführt.

Es gibt derzeit kein einheitliches wissenschaftliches Ergebnis für bzw. gegen die Echtheit des Turiner Grabtuches – Argumente:

Prüfung

Die Geschichte
Die Historiker suchen nach weiteren dokumentarischen Belegen. Die gibt es erst seit 1350, als es in Frankreich auftauchte und ausgestellt wurde. Zuletzt ist ein Grabtuch, das dem Turiner auffallend ähnlich sieht, in Konstantinopel bezeugt. Höchstwahrscheinlich stammt es aus Edessa in der Südosttürkei.

pro

contra

Es gibt keine widersprechenden Tatsachen.

Der historischen Beweisführung fehlen 150 Jahre zwischen Konstantinopel und Frankreich. Die Präsenz in Edessa ist legendär.

Biologie
Jede Pflanze ist durch Pollen eindeutig zu identifizieren. Der Züricher Kriminologe Max Frei nahm mit Haftfolien Pollenproben vom Grabtuch: 14 Pflanzen kommen nur bei Jerusalem vor. Die anderen stammen aus der Gegend von Edessa, aus Konstantinopel, Frankreich und Piemont.

pro

contra

Die Pollenprobe ist zweifelsfrei.

Die Herkunft aus Palästina sagt nichts über das Alter aus.

Material und Muster
Tücher mit demselben Fischgrätenmuster werden nach Webart und Zeichnung verglichen und datiert.

pro

contra

Alter und Zuordnung entsprechen Vorlagen von vor 2000 Jahren.

Keine Gegenargumente.

Ikonografie
Der Vergleich mit Jesusdarstellungen soll beweisen, dass das Grabtuch schon früh kopiert wurde.

pro

contra

Ähnliche Ikonen sprechen dafür, dass das Bild schon etwa nach dem Jahr 320 bekannt gewesen sein muss.

Sollte das Grabtuch „gemalt" sein, ist die umgekehrte Kopie von einer Ikone auch denkbar.

Evangelien
Sie schildern Geißelung, Kreuzigung, Tod, erklären das Verschwinden des Leichnams mit der Auferstehung.

pro

contra

Die Grabtuchabbildungen belegen alle Aussagen der Passion nach der Heiligen Schrift.

Anhand der Evangelien lässt sich das Leichentuch nicht als Jesu Grabtuch nachweisen. Die Schrift liefert keine Grabdetails.

Fotografie
Über 5000 mit verschiedenen Filtern und Filmmaterialien aufgenommene Fotos des Grabtuchs haben die Abdrücke voll erkennbar gemacht. Neue Theorie: Das Bild ist das erste Foto überhaupt.

pro

contra

Gleichwertige Abbildungen konnten bisher durch chemische oder physikalische Methoden nicht hergestellt werden. Das Bild erscheint als einmalig.

Die Fotos sind interpretierbare Arbeitsunterlagen zu weiteren Untersuchungen. Sie enthalten keine Aussagen über das Alter des Leintuchs und die davon bedeckte Person.

Computertechnik
Die Auswertung der Daten von Tausenden von Fotos erlaubt immer detailliertere Darstellungen und Enthüllungen, darunter eine Münze und eine Jesusinschrift. Ein NASA-Programm ermöglichte die dreidimensionale Darstellung.

pro

contra

Die Münze, die auf einem Auge gelegen haben soll, stammt aus dem Jahr 29. Bruchstücke von Buchstaben wurden als Teile des Namens Jesu erkannt.

Alle Darstellungen gleichen einer Art Vexierbild, in das viel hinein interpretiert werden kann.

Radiokarbonanalyse
Die C14-Methode gilt als extrem zuverlässig bei der Datierung sehr alter Funde. Sie misst das Vorkommen der C14-Atome im Kohlenstoff, die nach dem Tod von organischen Stoffen abgebaut werden.

pro

contra

C14 ermittelte eine Datierung auf das 13./14. Jahrhundert. Verschmutzung und/oder vertauschte Probestücke widerlegen das Ergebnis. Das Tuch erscheint um 1000 Jahre zu jung.

Die C14-Probe wurde an einer nachträglich eingesetzten Stelle genommen. Eine neue C14-Analyse konnte bisher nicht mehr durchgeführt werden.

Mineralien
Farben enthalten bestimmte Mineralien. Befinden sie sich auf den Abdruckstellen, wäre das Bild künstlich entstanden.

pro

contra

Bisher wurde keine Farbe ermittelt. Versuche, die Abbildungen zu malen oder zu erklären, sind gescheitert.

Der Ausschluss der Maltechnik beweist noch nicht eine „übernatürliche" Entstehung.

Kriminologie
Sicherung aller Spuren: Durch Nachstellen und Ausprobieren soll die Entstehung der Abbildungen geklärt werden. Häufigste Technik: Verdampfung (Vaporisierung)

pro

contra

Bisher gelang kein vergleichbares Abbild. Indizien weisen auf Echtheit hin.

Der Abdruck war nicht wiederholbar. Keine Beweise, nur Indizien.

Medizin
Gerichtsärzte sichern vor allem Spuren, wie Lage des Abgebildeten, Herkunft von Blutspuren und Zusammensetzung, um aus den Indizien ein Bild des „Opfers" zu zeichnen. Kernfrage: Stammen die Abdrücke von einem Toten?

pro

contra

Bisher kein Widerspruch zu Angaben über Alter, Herkunft und Annahme einer Leiche. Alle Befunde bestätigen das Alter des Tuches und die Evangelien.

Weitere Untersuchungen werden empfohlen.

Das Blut
Die Analysen klären die Zusammensetzung des Blutes auf.

pro

contra

Die ermittelte Blutgruppe AB kommt selten vor, häufiger im Nahen Osten.

Blutwerte an sich beweisen gar nichts, wesentlich exaktere Aussagen könnte eine DNA-Untersuchung ergeben, die bisher nicht erlaubt wurde.

(vgl. österreichischer Pressebericht, 1992)
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2.7 Ein Reich geht unter – die Kultur der Antike besteht weiter

 

Roms Kaiser – Götter und Verrückte
Die Völkerwanderung
„Wie die Vandalen ...“ oder die Geschichte eines verleumdeten Volkes


Roms Kaiser – Götter und Verrückte

Sie treten Besuchern in Form von Statuen entgegen: Erhaben, mit klassischem Faltenwurf des Gewandes und mit einem Blick, der in die Ewigkeit gerichtet zu sein scheint. Edle Haltung zählte in Rom ganz einfach zum Geschäft. Davon sollte sich niemand täuschen lassen. Oder wie es um 1800 n. Chr. mit dem französischen Kaiser Napoleon einer formulierte, der es wissen musste: Es ist vom Erhabenen zum Lächerlichen nur ein kleiner Schritt.

Tiberius: Die mit dem Tod der Kaiser verbundene Vergöttlichung und Anbetung hatte bald makabere Bedeutung. Antike Quellen des Biografen Sueton berichten, dass bereits Augustus` Nachfolger Tiberius – ein Stiefsohn des Augustus – als Problemfall galt. Einerseits war er ein sehr fähiger Soldat und Verwalter, der die Arbeit des Augustus konsequent weiterführte und das Reich hervorragend organisierte. Andererseits entwickelte er im Laufe der Zeit immer mehr charakterliche Eigenheiten. Tiberius war von Haus aus misstrauisch, verschlossen und äußerst kompliziert. Er verbat sich die „Beschimpfung“, als ihn einer mit „Herr“ anredete, weil „Herr“ damals so viel wie „absoluter Herrscher“ bedeutete und hatte in den Ohren der Römer immer noch den schlechten Beigeschmack von „Tyrann“ hatte. „Majestätsbeleidigung“ legten nun viele Senatoren zu ihren Gunsten aus. Angeblich um Tiberius eine Freude zu bereiten, schalteten sie nun systematisch ihre Widersacher aus. Sobald „Vergehen“ wie das Auspeitschen eines Sklaven in der Nähe oder das Wechseln der Kleidung in der Nähe eines Bildnisses des Augustus vorlagen, wurden persönliche Feinde wegen Majestätsbeleidigung angeklagt. Für die meisten bedeutete das ihr Todesurteil. Tiberius zog sich auf die Insel Capri ( bei Neapel) zurück und machte den Befehlshaber der kaiserlichen Leibgarde – Prätorianer genannt – zu seinem Stellvertreter in Rom. Die Befehle des Kaisers wurden schnell und verlässlich ausgeführt. Bekam ein Senator in Morgengrauen Besuch eines Prätorianer-Offiziers, so bedeutete das, dass Tiberius die umgehende Verabschiedung des Senators von dieser Welt begrüßen würde. Bei einer Weigerung erging es auch der Familie schlecht – das Vermögen fiel in jedem Fall an den Staat. Laut Sueton sollen dem alt gewordenen Kaiser zuletzt nur noch auserlesene Grausamkeiten gefallen haben. Laut Sueton ließ er zum Spaß Sklaven vom Felsen hinab auf den Strand werfen und amüsierte sich daran, wie sie zerschmettert wurden.
Kaiser Tiberius starb im 80. Lebensjahr; er hatte Rom in den letzten 10 Jahren seiner Regierung kein einziges Mal betreten.

Caligula: Gaius, genannt Caligula, kam sich schon bei Lebzeiten als Gott vor. Diese Vorstellung stammte aus dem griechisch-orientalischen Osten, wo man noch aus vorrömischer Zeit daran gewöhnt war, Herrscher als Götter zu verehren. Für Caligula schienen eigene Gesetze zu gelten. Er heiratete seine Schwester. Später brachte er sie um – aus Versehen. Caligula galt nicht nur als grausam, sondern auch als unfähig zur Regierung. Der Kaiser ließ einen Feldzug nach Britannien unternehmen, mit dem Zweck, die Soldaten mit Geschrei an die gallische Kanalküste stürmen zu lassen. Dort befahl ihnen Caligula Halt zu machen, die Muscheln am Strand aufzusammeln und als Zeichen ihres Sieges über das Meer nach Rom zu bringen. Die Germanen wurden auf ähnliche Art „geschlagen“. Einige gallische Sklaven mussten germanische Kleider anziehen und sich in die Wälder rechts des Rheins begeben, wo sie nach vorher festgelegtem Plan eingefangen wurden. In Rom führte man sie als besiegte Germanen im Triumphzug vor. Vorerst amüsierten sich die Soldaten köstlich. Als Caligula aber schließlich den Bogen überspannte und z.B. ein Pferd zum Konsul machte und auch sonst so ziemlich auf allem herumtrampelte, das den Römern wichtig war, brachten die Prätorianer ihren Chef um.

Nero: Wie Caligula fehlte auch ihm jegliches Verantwortungsgefühl gegenüber ihrer Aufgabe als Herrscher. Neros Sündenregister reicht vom Muttermord über die gemeingefährliche Brandstiftung und umfasst alles, was man überhaupt nur anstellen kann. Nebenbei trat er als Künstler und Wagenlenker auf. Wesentlichen Anteil an der Rechtsunsicherheit – sämtliche dem Kaiserhof auf irgendeine Weise Nahestehenden und die Mitglieder der kleinen Gemeinde der Christen konnten jederzeit ermordet werden (leztere als Sündenbock!) – hatten die Prätorianer. Schließlich stieß eine Revolte von Einheiten aus Spanien Nero vom Thron. Er beging, von allen verlassen, Selbstmord.
Neros Tod verursachte jenes Chaos, das Augustus ursächlich verhindern wollte: Das gesamte Reich geriet nun in den Hexenkessel von Machtkämpfen. Einzelne Armeen kämpften gegeneinander, ohne Rücksicht auf Verluste.

Vespasian: Er war der Oberkommandierende der orientalischen Legionen und der Sieger des Chaos. Caligula und Nero hatten mit ihren Narreteien die finanziellen Möglichkeiten des Imperiums weit überzogen. Vespasians erstes Ziel war daher die Sanierung der zerrütteten Staatsfinanzen. Er erhöhte die Steuern und erfand neue. Sogar die Gebühr für die Benutzung öffentlicher Toiletten in Rom wurde heraufgesetzt, nachdem der Kaiser die Pachtsummen für die Pächter dieser sehr notwendigen Anstalten anhob. Auf die Einwände seines Sohnes Titus, der das für kleinlich hielt, soller ihm mit verschmitztem Grinsen eine Münze mit der Bemerkung „Geld stinkt aber nicht!“ unter die Nase gehalten haben.
An Vespasian erinnert eines der berühmtesten Bauwerke Roms – das Kolosseum. Der Kaiser ließ es an der Stelle von Neros luxuriösem Stadtpalast errichten.

Titus: Vespasians Sohn regierte nur zwei Jahre. Er schlug den Aufstand der Juden nieder, ließ einen bis heite gut erhaltenen Triumphbogen in Rom errichten. Allgemein wird sein Auftreten als außerordentlich sympathisch beschrieben.

Domitian: Er war zwar der Titus` Bruder, hatte mit diesem aber nur wenig Gemeinsamkeiten. Wie Caligula verlangte er bereits zu Lebzeiten als Gott verehrt zu werden. Dazu kamen einige persönliche Ungeschicklichkeiten. Damit war der kaiser für das Schwert der Prätorianer reif.

Nerva: Was sollte nun geschehen? Drohte Rom wieder ein blutiger Machtkampf wie knapp 30 Jahre zuvor? Diesmal sollte nicht die Waffen entscheiden sondern der Senat die Nachfolge bestimmen. Die Kaiserwahl fiel auf einen gemütlichen, alten Mann – Nerva. Dieser führte ein neues Nachfolgeprinzip ein und bestimmte seinen Nachfolger durch Adoption.

Trajan: Das neue Nachfolgeprinzip bewährte scih bereits bei Trajan. Er änderte die bis dahin gültige Außenpolitik des Augustus und beendete den römischen Frieden. Römische Truppen überschritten Donau und Euphrat. Es galt einerseits das Reich der Daker, das heutige Rumänien, zu erobern, und andererseits die Parther aus dem heutigen Irak zu verdrängen. Auf diese weise wollte Trajan ein gewichtiges vorgeschobenes Bollwerk an der Donaufront gewinnen und die unbequeme Euphratgrenze bereinigen. Trajan starb vor dem entscheidenden Sieg über die Parther, gilt aber bis heute als jener Herrscher, unter dem das Imperium seine größte Ausdehnung hatte.

Hadrian: Trajans Nachfolger war wesentlich intellektueller veranlagt als sein Adoptivater. Etliche Historiker behaupten, dass der typisch griechische-philosophische Vollbart seine Lebenshaltung verkörperte. Hadrian gab sofort nach seinem Regierungsantritt Mesopotamien auf und widmete sich in den folgenden Jahren vor allem seinem Hobby: dem Reisen.
Hobbys sind schließlich dazu da, dass man sie ausübt. Hadrians Hobby war – wie modern! – das Reisen. Er durchquerte auf seinen Touren so ziemlich das ganze Reich. Vielfach war er nicht als Kaiser, sondern als neugieriger Tourist unterwegs und bestieg sogar den Vulkan Ätna auf Sizilien. Hadian ließ sich in seine Villa bei Rom Nachahmungen der Bauwerke hinstellen, die ihm auf seinen Reisen am besten gefallen hatten. Dabei entwickelte er eine eindeutige Vorliebe für den Orient.
(vgl. internationaler Pressebericht, 1979)
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Die Völkerwanderung

Der Wunsch nach besseren Lebensbedingungen waren Anlass für alle frühen Völkerwanderungen der Geschichte. Ebenso für die Züge der Germanen. Diese beeinflussten die Geschichte Europas am nachhaltigsten. Antike römische Beschreibungen und moderne wissenschaftliche Untersuchungen von erhaltenen Pflanzenteilen lassen darauf schließen, dass in Germanien vor allem das sich verschlechternde Klima die Menschen dazu zwang, die Heimat zu verlassen.

Wie Pollenanalysen ergaben, kam es in Nord- und Mitteleuropa seit der Bronzezeit zu einer Klimaverschlechterung. Germanien kann nur in der Rheinniederung freundlich gewesen sein. Bestand doch das übrige Land aus undurchdringlichen Wäldern, feuchten Ebenen, Nebel verhangenen Tälern. Weite Gebiete waren im Winter schnee- und eisbedeckt. In manchen Gebieten wurde das vorher schon nicht leichte Leben nun ganz unmöglich. Im Gegensatz zu früheren Annahmen, die davon ausgingen, dass die Germanen als Nomaden das Land durchstreiften, geht man heute von ihrer Sesshaftigkeit aus. Die aber wurde infolge ausgezehrter Ackerböden sowie wegen zunehmenden Niederschlags und sinkender Temperaturen zum Problem. War es nun doch mit den damaligen Mitteln fast unmöglich, den Boden zu bestellen. Wenn es dennoch gelang, verfaulte vielfach das Getreide wegen der hohen Feuchtigkeit bereits an den Halmen.
Als erste verließen bereits Ende des 2. Jh. v. Chr. die Kimbern ihre angestammte Heimat Jütland. Ab dem 4. Jh. n. Chr. machte sich ein Stamm nach dem anderen auf den Weg. In der Hoffnung, ein Gebiet zu entdecken, wo leicht zu bearbeitende Böden und angenehmes Klima eine Niederlassung sinnvoll erscheinen ließ. Dennoch war dann das nächste Problem bereits vorprogrammiert: Die anfangs günstigen Lebensbedingungen begünstigten das Wachstum des Stammes – bald reichten Platz und Ernte wieder nicht mehr für alle. Mit dem Ergebnis, dass abermals Stammesangehörige Heimat, Freunde und Familie verlassen mussten.
(vgl. internationaler Pressebericht, 1985)
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„Wie die Vandalen ...“ oder die Geschichte eines verleumdeten Volkes

In einer langen Wanderung zog dieses ostgermanische Volk vom heutigen Ungarn über Gallien und Hispanien nach Nordafrika, um dort ein Reich zu gründen. Heutige Sprichwörter sind negativ besetzt; sie fußen in den Berichten der Chronisten des zerfallenden römischen Imperiums. Weitgehend vernachlässigt werden die Ursachen der römischen Hasstiraden: Die Vandalen waren arianische Christen – somit für strenggläubige Christen der lateinischen Kirche die schlimmsten Verräter. Die Vandalen wiederum gingen konsequent gegen lateinische Katholiken vor, dass die Verfolgten keine
Lobeshymnen über vandalischen Edelmut sangen, scheint ebenfalls verständlich.

Auf der ständigen Flucht vor den Westgoten drangen die Vandalen 409 aus Gallien kommend nach Spanien ein. Dort entstand in den Jahren zwischen 418 und 429 eine Flotte, mit der die Vandalen – als einziges ostgermanisches Volk – 429 in See stachen. Rund 80 000 Menschen setzten unter der Führung von König Geiserich vermutlich von Tarifa aus mit einigen hundert Schiffen zur nordafrikanischen Küste über. Wo die Vandalen landeten und welchen weg sie Richtung Osten nahmen, ist nicht gesichert. Nach etwa einem Jahr erreichten die Vandalen die Hafenstadt Hippo Regius, die sie nach einer mehrmonatigen Belagerung in Besitz nahmen. Damit beherrschte Geiserich das gesamte römische Afrika mit Ausnahme von Karthago Nova und Cirta (Constantine). Bei den Verhandlungen mit den Vertetern des Reiches einigte man sich auf einen Friedensvertrag, der 435 in Hippo unterzeichnet wurde. Demnach wurden die Vandalen als kaiserliche Besatzung von Afrika anerkannt und bekamen Land zugewiesen. Damit bewahrte das Imperium das Gesicht gewahrt, die Vandalen fanden offiziell eine neue Heimat und die Bevölkerung des Landes hatte keine Plünderungen und Gemetzel mehr zu fürchten. Für Geiserich hingegen, der nunmehr in der Rolle eines römischen Beamten war, stellte dieses Ergebnis nur eine Zwischenlösung dar. Sein Ziel war nicht, Vasall des morschen Kaiserreichs zu sein. So organisierte er in den folgenden drei Jahren Heer und Flotte neu, brach das Abkommen mit den Römern und marschierte 439 kampflos in Karthago Nova ein. Geiserich wollte Karthago zu neuer Blüte verhelfen und begann Politik gegen Rom zu betreiben. Zuerst drohte er, die Getreidelieferungen nach Rom einzustellen. Dann unternahm er 440 einen Raubzug nach Sizilien und plünderte die Insel. Im Jahr 442 schloss er mit dem weströmischen Kaiser Valentinian einen Friedensvertrag. Rom verzichtete darin auf die Oberhoheit über Karthago Nova und erkannte völlige Unabhängigkeit des Vandalenreiches an. 455 wurde der „starke“ Mann im weströmischen Reich – Aetius – auf Veranlassung von Valentinian ermordet. Geiserich nahm diesen Vorfall zum Anlass, alle Verträge mit dem Imperium zu kündigen. Im Frühjahr 455 stach er mit seiner Flotte mit dem Ziel Rom in See. Entgegen weitverbreiteten Berichten plünderten die Vandalen die nicht verteidigte Stadt zwar ausgiebig, zerstörten sie aber nicht. Geiserich kehrte mit reicher Beute nach Karthago Nova heim. Er starb als unangefochtener Beherrscher des westlichen Mittelmeeres 476 im Alter von rund 87 Jahren.
Seine Nachfolger hatten nicht mehr das Format Geiserichs. Langsam verfiel die Macht der Vandalen. Im Jahr 533 zog der oströmische Feldherr Belisar mit einem 15 000 Mann starken Heer nach Afrika. Er besiegte Gelimer, den letzten König der Vandalen. Er wurde in silbernen Ketten nach Konstantinopel geschafft und in einem Triumphzug durch die Straßen geführt. Mit ihm gelangten große Teile der unermesslichen Beute, die einst Geiserich bei seinem Zug nach Rom gemacht hatte, in die Hauptstadt des oströmischen Reiches.
(vgl. internationaler Pressebericht, 1984)
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