III. Frühe Hochkulturen

1. Merkmale der frühen Hochkulturen – Beispiel Ägypten
1.1 Die Geschichte der ägyptischen Hochkultur

 

Die Geschichte des Brotes
Kamut – der Kornschatz der Pharaonen
Ägyptens modernes Wunder – der Assuan-Staudamm
Das Reinheitsgebot der Ägypter – Wasser, Malz und Datteln
Die größte Papyrus-Sammlung der Welt
Ramses II. – der Mega-Pharao


Die Geschichte des Brotes

Ein Blick in die Regale einer größeren Bäckerei zeigt, wie vielseitig das Angebot an Brot heute ist. Dennoch wird damit in Österreich nur ein Teil der täglichen Nahrungsaufnahme abgedeckt. In vielen Gebieten der Erde aber ist Brot heute noch das Grundnahrungsmittel schlechthin. Ähnlich war es zur Zeit der frühen Hochkulturen.

Wie Wissenschafter feststellten, wanderten Völker früherer Zeiten gezielt in Gebiete ein, in denen sie essbare Gräser – die Vorläufer der heute bekannten Getreidearten – vermuteten. Sie zerrieben Korn zwischen mächtigen Steinen, verrührten das „Vollkornmehl“ mit Wasser und buken es über Feuer. Die Ägypter gelten als eigentliche „Erfinder“ des Brotes. Sie erzeugten aus Nilschlamm Lehmziegel, bauten damit Backöfen und buken ihre Hauptmahlzeit – Brot. Um 600 v. Chr. belegt der Demeter-Kult im antiken Griechenland die Bedeutung des Ackerbaues. Nach der Eroberung Griechenlands durch die Römer (2. Jh. v. Chr.) wurden in Rom die ersten Bäckerläden eröffnet. So entstammt z.B. der Dichter Vergil dem Bäckerstand.
In Israel wurde bereits zur Zeit der frühen Hochkulturen Brot gebacken. Der Geburtsort von Jesus Christus – Bethlehem – heißt übersetzt „Haus des Brotes“. Jesus Christus machte Brot zu einem bedeutenden Begriff seiner Lehre. Wird doch der mystische Leib Jesu bis in unsere Tage wird einem ungesäuerten Brot („Hostie“) verehrt. In Europa genoss die Bäckerzunft im Mittelalter großes Ansehen. Wenn ein Bäcker umgebracht wurde, zählte die Tat drei Mal so schlimm wie ein „gewöhnlicher“ Mord...Bis zur Verbreitung der Kartoffel (18. Jh.) blieb Brot das Grundnahrungsmittel der Bevölkerung.
(vgl. österreichischer Pressebericht, 1998)
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Kamut – der Kornschatz der Pharaonen

Herrlich schmeckendes Brot essen, auch wenn man gegen Weizen allergisch ist? Backwaren kaufen, die länger frisch sind und viele Weizenprodukte in Geschmack und Nährwert übertreffen? Kamut – der Urweizen der Pharaonen hat die Jahrtausende unbeschadet überstanden und wird in Österreich von Biobauern sorgsam angebaut. Das hellgelbe Kamut-Mehl wird nach einem besonderen Mahlverfahren hergestellt und ermöglicht die Erzeugung sämtlicher Backwaren.

Die kleinen, fast unscheinbaren Körner waren für die Pharaonen heilig. Sorgsam wurden sie in großen Speichern für Notzeiten gehütet. Nach dem Ende der ägyptischen Hochkultur galt Kamut für viele Jahrtausende als verschollen. Bis 1948 Archäologen in einer Grabstätte auf seltsam aussehende Körner stießen. Erste Versuche erbrachten wenig Ertrag – die Entdeckung geriet wieder in Vergessenheit. Erst 1977 begannen Wissenschafter mit der biologischen Vermehrung von Kamut. Ausgangsbasis war der letzte vorhandene Rest an Kamut-Weizen – der Inhalt eines einzigen Glases. Auch in Österreich wird mittlerweile Kamut als besonderer Winter- und Sommerweizen angebaut. „Seele der Erde“ wird er von Bio-Bauern genannt. Sie sind sich dessen bewusst, dass diese Sorte nicht mit anderen gekreuzt werden darf und nehmen dafür den Nachteil des geringeren Ertrags in Kauf. Dafür stehen auf der Plus-Seite: einmaliger nussiger Geschmack und lange Haltbarkeit.
(vgl. österreichischer Pressebericht, 1997)
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Ägyptens modernes Wunder – der Assuan-Staudamm

Die gewaltigen Ausmaße kann man am leichtesten erkennen, wenn man direkt auf der 40 m breiten Dammkrone steht. Die dem Wasser abgewandte Seite ist wie ein ansteigender Hang angelegt, sieht also ganz anders aus als die bekannten österreichischen Talsperren Kaprun (S), Maltatal (K)...

Der Assuan.Staudamm wurde von 1960-1971 mit Hilfe von 2000 russischen Ingenieuren errichtet. Hier waren 40 000 ägyptische Arbeiter beschäftigt. Der 3600 Meter lange Damm staut den Nil auf eine Länge auf, die der Entfernung Burgenland-Vorarlberg entspricht und hält unvorstellbare 157 Milliarden Kubikmeter Wasser in Zaum. Dieses dient der Sicherung der Stromversorgung Ägyptens und soll die früher oft verheerenden Überschwemmungen des Niltals durch das jährlich wieder kehrende Hochwasser verhindern. Die Zeit, die das Niltal bisher unter Wasser stand, kann nun für eine weitere Ernte (die dritte im Jahr) genutzt werden. Dennoch reicht die nutzbare landwirtschaftliche Fläche für rasch wachsende Bevölkerung (über 60 Mill.) längst nicht mehr aus – zwei Drittel der Nahrungsmittel müssen importiert werden.
Überschüssiges Wasser aus dem Stausee soll nun die Bewässerung weiterer Ackerbaugebiete ermöglichen. Techniker planen die Bewässerung der Taschka-Senke bei Abu Simbel, wo binnen weniger Monate 500 km2 Weizenfelder auf Wüstenboden entstehen sollen. Weitere sollen folgen.
Doch kein Vorteil ohne Nachteile: Die Verdunstung des Stausees fördert die Wolkenbildung, das Klima ist besonders in Unterägypten feuchter und damit ungesünder geworden. Dramatischer für das Volk sind erste Ernteeinbußen durch Bodenversalzung, die Böden für den Ackerbau vernichtet. Unangenehm, weil teuer, ist der zunehmende Einsatz von Kunstdünger um die bisher kostenlose Düngung des Ackerbodens durch Nilschlamm zu ersetzen. Nachweisbar ist auch der dramatische Anstieg des Grundwassers. Viele Pyramiden und Tempel werden nun von unten her zerstört.
(vgl. österreichischer Pressebericht, 1997)
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Das Reinheitsgebot der Ägypter – Wasser, Malz und Datteln

Die Suche nach Spuren des rätselhaften Pharao Echnaton, der den Kult des Reichsgottes Amun verbot und seinem Volk die Verehrung des Sonnengottes Aton befahl, in der einstigen Pharaonenmetropole Achet-Aton förderten ein erstaunliches Ergebnis zu Tage – die Reste einer rund 3300 Jahre alten königlichen ägyptischen Brauerei.

Die vier entdeckten Räume des antiken Brauhauses waren unter nur 50 Zentimeter dünnen Sandschicht verborgen und sind weit besser als alle vergleichbaren Anlagen erhalten. Sogar die Einrichtung – Tongefäße zum Abfüllen des Gerstensuds und die für den komplizierten Produktionsprozess unerlässlichen Trockenöfen – konnte unversehrt freigelegt werden. Sand und die trockene Hitze Ägyptens konservierten die Zutaten wie Malz, Getreide und Datteln. Auf diese Weise überdauerten die Funde in den Gärbottichen und Vorratskammern die Jahrtausende. Bier war nicht nur das Lieblingsgetränk der Bevölkerung sondern auch des königlichen Hofes und der Priesterschaft. Als Exportartikel gelangten Spezialbiere, die die Brauer mit Dattelzucker und höherer Alkoholkonzentration haltbar machten, bis nach Syrien und Mesopotamien. Die Scottish & Newcastle Breweries, Sponsor der Ausgrabungen in Achet-Aton, überlegen das Brauen von Bieren nach ägyptischen Rezepten. Zweifler verweisen indessen auf die Ergebnisse nachgebrauten Bieres, das Testergebnissen zu Folge scheußlich geschmeckt haben soll.
Abgesehen davon brachte der Fund wichtige Hinweise für die Theorie der vermutlichen Ermordung Echnatons: Die Bierbrauer – angesehene Staatsbeamte – hatten anscheinend nicht einmal mehr die Zeit, die Geräte zu reinigen und die Zutaten ab zu transportieren. Das deutet auf eine binnen kürzester Zeit erfolgte Räumung der Residenz Echnatons hin.
(vgl. internationaler Pressebericht, 1990)
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Die größte Papyrus-Sammlung der Welt

Die Geschichte dieser einmaligen Sammlung beginnt 1883 als Erzherzog Rainer, der Neffe Kaiser Franz Josephs I., begonnen hat altägyptische, antike und mittelalterliche Schriften und Objekte zu sammeln.

Rainers Papyrussammlung wurde mit 180.000 Objekten die größte der Welt. Zum Vergleich: Berlin hat 40.000, Florenz 15.000, Kairo 10.000, London 5.000 Schaustücke... Unter den Schaustücken befinden sich einzigartige Raritäten wie das früheste und einzige antike Strafmandat der Welt wegen Straßenverschmutzung (7. Jh. n. Chr.), die älteste Partitur zu einem Lied von Euripides (180 v. Chr.), den Verhaftungsbefehl eines Priesters wegen Steuerschulden (3. Jh.n.Chr.), das älteste Weinetikett für „Muskatrosenwein“, das älteste arabische Schriftstück (27.7.643 n. Chr.). Dieser Kulturschatz schlummerte mehr als 100 Jahre in einem verborgenen Winkel der Wiener Albertina. Die Einrichtung neuer Räume im Tiefparterre der Nationalbibliothek kostete rund zwei Mill. ¤, hat sich aber ausgezahlt. Nun haben diese Schätze ein neues, adäquates Heim: Mit Depots, Werkstätten, einer Schau-Sammlung, Videoraum, Kinderecke...
(vgl. österreichischer Pressebericht, 1999)
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Ramses II. – der Mega-Pharao

Der Eroberer, Friedensstifter und Auftraggeber zahlloser pompöser Bauwerke verhalf dem Reich am Nil zur größten Ausdehnung in seiner Geschichte. Ramses II. war der übermächtige Herrscher Ägyptens schlechthin.

Die Steintafeln der Ramses-Tempel zeigen, wie der junge Prinz schon als 14-jähriger in den Libyschen Krieg zog, wie er Aufständische in Nubien niederrang und Piraten im Mittelmeer vertrieb. Vor allem aber ließ sich der Pharao als Held von Kadesch feiern, wo er dem Überfall der Hethiter standhielt, der einzigen Großmacht, die damals den Ägyptern ebenbürtig war. Ramses II. ging aber auch als Friedensherrscher in die Geschichte ein. Als er dem immer wieder aufflackernden Grenzscharmützel mit den Hethitern überdrüssig war, beendete er dieses mit dem ersten überlieferten Friedensvertrag der Geschichte. Ein Bündnis der Großmächte leitete eine 50 Jahre währende Zeit des Friedens ein, die zur letzten großen Blütezeit des Ägypterreichs werden sollte. Nun konnte sich Ramses seiner zweiten großen Leidenschaft zuwenden: dem Bauen Theben, Abydos, Achmim...der Nil ist gesäumt von den monumentalen Gott-Statuen, die Ramses überall vor den vielen neuen Tempelbauten errichten ließ. Am berühmtesten sind die vier 20 Meter hohen Statuen des sitzenden Pharaos, die vor dem Tempel von Abu Simbel den Nubiern im Süden die Macht des Pharaos demonstrierten. In den letzten Jahrzehnten seiner Herrschaft waren Ramses’ arthritische Wirbel zu einem Buckel verwachsen; die stark verkalkten Arterien auf den Röntgenbildern der Mumie lassen erahnen, dass der greise Pharao langsam verblödete. Das Fehlen von Dokumenten aus dem Ende seiner Regierungszeit scheint zu bestätigen, dass der König lange vor seinem Tod die politische Bühne verlassen hatte. Schließlich starb Ramses II. XXXX nach einer Regierungszeit von 67 Jahren im greisen Alter von neunzig Jahren.
Bemerkenswert ist das Familienleben des Königs. Etwa 25 Jahre lang blieb Nefertari seine enge Vertraute. Sie begleitete ihn auf den religiösen Prozessionen durchs Land, stand ihm bei der Leitung der Staatsgeschäfte zur Seite und gebahr ihm den ersten Sohn Amunherchopeschef. Dennoch musste sich Nefertari ihren Mann mit Rivalinnen teilen. Etliche von ihnen wurden Ramses II. als diplomatische Gunstbeweise vermacht wurden. Ein Briefwechsel berichtet von einer Karawane, die im 1257 v. Chr. aus dem inzwischen verbündeten Hethiter-Reich kam: Die Prinzessin Maat-Hor-Neferure reiste als Ramses-Gemahlin nach Ägypten, bepackt mit einer Mitgift aus Edelsteinen, Gold, Silber und erlesenen Stoffen, begleitet von Pferden, ganzen Schaf- und Rinderherden sowie einer Truppe ausgesuchter Sklaven. Der zeugungsfreudige Ramses teilte auch mit seinen engsten Verwandten das Ehebett. Mindestens eine seiner Schwestern und drei eigene Töchter waren mit ihm vermählt. Seine Tochter Meritamun trat wahrscheinlich nach dem Tod ihrer Mutter Nefertari als „Große Königin“ an deren Stelle. Glaubt man der genealogischen Forschung, zeugte Ramses II. mit seinen zahlreichen Haupt- und Nebenfrauen mehr als hundert Söhne und 59 Töchter. Diese Großfamilie schmückt in langen Reihen die Wände seiner Tempel.
Ramses II. ließ die Stadt seiner Vorfahren im östlichen Nildelta zur Residenz Ramsesstadt ausbauen, genannt Pi-Ramesse a Aanachtu (übersetzt „Das Haus Ramses’“). Zeitgenossen schwärmten von leuchtenden Gemächern aus Lapislazuli und Malachit, von Teichen voller Fische und von den tagelangen Gelagen in den mit azurblauen Fayencefliesen geschmückten Palästen. Hier soll Wein geflossen sein, süßer als Honig. Dieses vermutlich schönste seiner Monumente Ramses II. hat nur in Gestalt weniger Ruinen überlebt.
Seit Jahrzehnten graben Archäologen im Schlamm des Nildeltas etwa hundert Kilometer nördlich von Kairo nach Spuren des übermächtigen Herrschers. Bereits vor einem Jahr waren Archäologen war auf Reste eines vergoldeten Palastbodens aus dem 12. Jh. v. Chr. gestoßen. Mittlerweile gehen Wissenschafter davon aus, dass Ramses in Pi-Ramesse über riesige Paläste mit rund zwei Meter dicken Außenmauern aus Sandstein verfügte. Beeindruckend sind auch die Ausmaße der Exerzierplätze sowie der Stallungen. Kalksteinpfosten wurden als Anbindesteine für Pferde identifiziert. Die gefundenen Teile von Zuggeschirren belegen, dass mindestens 260 Streitwagen in der königlichen Remise und vier- bis fünfhundert Pferde in den Ställen Platz gefunden haben müssen. Die Stallböden waren mit Abflusslöchern versehen, die in ein ausgeklügeltes Dränagesystem mündeten. Der Pferdeurin wurde zu Sammelstellen geleitet und zum Gerben, Färben von Stoffen und zum Düngen von Weinstöcken verwendet.
Aufsehen erregend ist auch der Fund der größten „Industrieanlage“ im gesamten Mittelmeerraum. Hier wurde neben Bronze noch ein anderer Rohstoff produziert: farbiges Glas. Aufgefundene Tiegel und Schlacken beweisen, dass Fachleute Rohglas mit Kupfererz zu rotem Glas veredelten.
(vgl. österreichischer Pressebericht, 1999)
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1.2 Götter, Tempel und Pyramiden

 

Warteraum zur Ewigkeit
Die Stadt der Mumien – Zeuge der Lebensbedingungen des Volkes
Riesiges Gräberfeld in der libyschen Wüste entdeckt
4000 Jahre alte Pyramide im Wüstensand entdeckt
Sie arbeiteten für den Pharao
Sensation im „Tal der Könige“
Das Ende des Glanzes


Warteraum zur Ewigkeit

Nach wie vor ist der Tod eines der großen Tabus unserer Zeit. Zielstrebig wird er aus den Gedanken verdrängt und in Gesprächen umschrieben. An Stelle des Wortes Tod wird oft die Umschreibung „Wenn ich mal nicht mehr bin ...“ verwendet. Personen, die angesichts ihres nahenden Todes darüber sprechen wollen, stoßen häufig auf eine Mauer aus Unverständnis und Hilflosigkeit. Die Erklärung scheint einfach: Angst vor dem Unbekannten.

Auch den meisten Ägyptern fiel es schwer, den Tod als das Ende des Daseins zu akzeptieren. Auch sie hatten Angst vor dem Jenseits. Bei ähnlicher Ausgangslage wie heute hatten die Ägypter eine andere Einstellung. Um ihre Angst meistern zu können, schufen sie sich dadurch ihr Jenseits, dass sie genau festlegten, was sich dort abspielte. Je mehr sie sich das Leben dort vorstellten und durch Bilder und Texte festhielten, um so weniger Angst hatten sie davor. Das führte dazu, bereits im Leben einen großen Teil der Gedanken und der Energie darauf zu verwenden, sich für das Jenseits einzurichten. Deshalb wurden die Häuser aus schnell vergänglichen Ziegeln aus Nilschlamm gebaut, die Gräber aber aus Stein, der in alle Ewigkeit halten sollte. Zudem waren die Gräber oft prunkvoller ausgestattet als die Häuser.
In die heutige Zeit übertragen: Statt es für einen Autokauf oder für eine schöne Reise auszugeben, errichtet man mit allem verfügbaren Geld ein prächtiges Mausoleum. All der Besitz, der einem am Herzen liegt (CD-Sammlung, Bücher, Medien...), wird im Mausoleum untergebracht, das man zudem mit teuren Möbeln und goldenem Zierrat ausstatten lässt. Zu Hause aber haust man zwischen Kisten und wartet darauf, dort endlich einziehen zu dürfen.
Was nicht bedeutet, dass die Ägypter das Leben nicht zu genießen versuchten. Im Gegenteil: das Volk liebte die schwarze Erde und die grünen Felder der Heimat; es aß, trank und feierte gerne; es hatten Spaß an Familie und an Jagd. Die Einflussreichen wussten ihren Alltag und die Reisen zu schätzen und genossen die Vorteile von Reichtum und einer hohen Stellung. Das alles sollte einmal im Nichts enden? Niemals! So füllten die Ägypter den Alltag mit ihren Jenseitsvorstellungen aus und bestärkten sich damit selbst in der Überzeugung, dass der Tod nicht das Ende, sondern nur eine Veränderung bedeutete. In ihren Vorstellungen starb der Mensch nicht, sondern „ging zum Leben“ oder „ging lebend zur Ruhe“; das Totenreich nannten sie „Lebensland“.
(vgl. internationaler Pressebericht, 1989)
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Die Stadt der Mumien – Zeuge der Lebensbedingungen des Volkes

Im Sand der ägyptischen Wüste bei Aïn Labakha wurde die bislang höchste Zahl an perfekt erhaltenen Mumien an einem Ort gefunden. Anders als in den Gräberfeldern um die Pyramiden oder im Tal der Könige wurden in Ain Labakha nicht nur Könige für das Leben in der Ewigkeit präpariert, sondern auch gewöhnliche Sterbliche. Forscher untersuchten die insgesamt 60 Körper mit einem tragbaren Röntgengerät untersucht und erhielten einen perfekten Überblick über das Alltagsleben der Ägypter in der Zeit von 100 v. Chr. bis 200 n. Chr.

Die Einwohner von Aïn Labakha waren wie die Pharaonen Anhänger des Osiris-Anubis-Kultes. Grundlage dieses Kultes war der Glauben an ein ewiges Leben. Der Tod bildete nur eine Zwischenstation auf dem Weg in die Ewigkeit. Voraussetzung für die Überfahrt und den Einlass in die Ewigkeit war der komplett erhaltene Körper. Nur so konnte die Seele in einer anderen Welt wieder in den Körper zurückkehren. Das galt für Arm und Reich gleichermaßen und bildete die Voraussetzung für die Mumifizierung. Die Mumien von Ain Labakha haben die letzten beiden Jahrtausende erstaunlich gut überstanden – eindeutiger Beweis der hohen Mumifizierungskunst ägyptischer Balsamierer. Sie begannen die mühselige Prozedur des Einbalsamierens mit einer völligen Entwässerung des Körpers und behandelten die Leichname wie Pökelfleisch mit Natron. Danach stachen sie den Toten mit einer Eisennadel durch die Nase ins Gehirn und zerkleinerten es durch Umrühren so lange, bis es bei Umdrehen der Toten auf den Bauch aus der Nase floss. Anschließend gossen die die Präparatoren flüssige Harze in den leeren Kopf und verstopften die Nasenlöcher anschließend mit Leinenstücken. Bei Wohlhabenden kamen Pfefferkörnchen hinzu. Das Ergebnis ist so perfekt, dass bei vielen Mumien Gesichtszüge, Haare und sogar kleinste Hautfältchen bestens erhalten sind.
Die meisten der Körper stammen von Bauern und Handwerkern. Deren Gesundheitszustand lässt tiefe Rückschlüsse auf das kurze und entbehrungsreiche Leben der damaligen Zeit zu. „Harris“-Linien (untrügliches Zeichen dafür, dass die Person seit frühester Kindheit immer wieder Hunger gelitten hat) fand man bei jeder zweiten Mumie. Nahezu alle Wirbelsäulen wiesen schwere Deformationen auf, die auf härteste körperliche Arbeit zurückzuführen sind. Von Bilharziose waren vor allem die in den Bewässerungsgräben arbeitenden Bauern betroffen. Parasitenbefall hat das Leben zusätzlich verkürzt. Unter diesen Bedingungen waren 50 Jahre bereits ein greises Alter.
(vgl. österreichischer Pressebericht, 1998)
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Riesiges Gräberfeld in der libyschen Wüste entdeckt

Kairo – Ägyptische Archäologen sind rund 400 Kilometer südwestlich von Kairo in der Wüsten-Oase Baharija auf den bisher größten Mumien-Friedhof aus griechisch-römischer Zeit (200 vor bis 100 nach unserer Zeitrechnung) in Ägypten gestoßen. Bislang wurden nicht weniger als sechs Grabanlagen mit 50 Mumien entdeckt, einige davon tragen vergoldete Totenmasken aus Gips.

Die Geschichte der Mumien beginnt mit einem müde von der Feldarbeit Heim ziehenden Bauern dessen Esel plötzlich stolpert und in eine Höhle einbricht. Die Entdeckung des Gräberfelds liegt bereits vier Jahre zurück. Doch erst jetzt, nach zahlreichen Grabungen und genauen Untersuchungen einiger der Mumien, ging die ägyptische Antikenverwaltung an die Öffentlichkeit. Die Gräber stammen aus der Zeit der Ptolemäer und Römer um 200 v. Chr. bis 100 n. Chr. An Hand der Bestattungsweise lassen sich drei Kategorien bilden: Es gibt Mumien mit vergoldeter Maske, solche in Keramiksärgen und die Ärmeren, die nur in Leinen gewickelt beigesetzt worden waren. Generell wurden die Baharija-Mumien nicht so perfekt behandelt wie diejenigen zu pharaonischer Zeit.
(vgl. österreichischer Pressebericht, 1999)
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4000 Jahre alte Pyramide im Wüstensand entdeckt

Kairo – Noch lange ist nicht alles, was die Ägypter zur Zeit der frühen Hochkulturen geleistet haben, entdeckt: Im Gräberfeld der Könige bei Sakkara südlich von Gizeh stieß der französische Archäologe Jean Leclant auf die Überreste einer 4000 Jahre alten Pyramide und eines Totentempels, die bisher unter dem Wüstensand verborgen waren.

Ursprünglich hatte das Bauwerk eine Höhe von rund 60 Metern. Nun aber – etwa 4000 Jahre nach der Errichtung – ragte die Spitze nur noch sechs Meter aus dem Sand. Der Name des Pharaos Pepi (regierte von 2295 bis 2250 v.Chr.) fand sich an der Pyramide, dem dazugehörigen Totentempel und auf den Resten eines Obelisken. Die Anlage gilt als Grabmal eines seiner Töchter oder einer seiner Enkelinnen, Meritites genannt. Wissenschafter gehen davon aus, dass es in der Umgebung weitere bisher unentdeckte Pyramiden gibt.
(vgl. österreichischer Pressebericht, 1995)
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Sie arbeiteten für den Pharao

Peitschenhiebe, die in der erbarmungslosen Mittagssonne knallen; skrupellose Aufseher, die geschundene Leiber treten; ausgemergelte Menschen, die Tonnen schwere Steinblöcke Meter um Meter heran schaffen; Körper, die vom Sklavendienst für den Pharao erschöpft, schwer verletzt oder tot, in den Wüstensand sinken. Lebende Tote, die – wenn sie die Fertigstellung der Pyramiden überleben – getötet werden, damit sie das Geheimnis des Baues mit in ihr Grab nehmen...Jahrzehntelang wurde der Bau der Pyramiden von Gizeh im heutigen Kairo und der prunkvollen Felsengräber im Tal der Könige bei Luxor als blutiges Sklavenwerk dargestellt. Diese Theorie ist vermutlich nicht länger aufrecht zu erhalten.
Einen Kilometer von den großen Pyramiden von Gizeh entfernt legen Ägyptologen einen Friedhof der Pyramidenerbauer frei.
Zwei Dutzend Arbeiter wühlen sich durch einen riesigen Berg aus Sand und Fels und fördern erstaunliche Ergebnisse zu Tage. Der rund fünf Kilometer lange Hügel in der Form einer Sanddüne ist mit mehr als 4000 Jahre alten Gräbern durchsetzt. Bereits am Fuß des Hügels liegen die ersten, schlichten Gräber. Aus Lehmziegeln errichtet, sind sie in schlechtem Zustand. Hier wurden die Arbeiter bestattet, etwas weiter oben die Vorarbeiter, maßgebliche Bauleiter und Architekten. Deren Gräber sind
viel aufwändiger und größer.
Hinweise deuten darauf hin, dass die Arbeitern großteils keine Sklaven, sondern qualifizierte Fachkräfte waren: Die Gott gleichen Pharaonen hätten Sklaven wohl kaum gestattet, sich so nahe an ihren eigenen, monumentalen Gräbern bestatten zu lassen. Verheilte Operationsnarben nach Beinampationen, Kopfoperationen deuten auf den Einsatz erster „Betriebsärzte“ hin. Nach der Genesung arbeiteten die Operierten bis zu ihrem natürlichen Tod noch viele Jahre auf dem Pyramidenbauplatz.
(vgl. österreichischer Pressebericht, 1999)
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Sensation im „Tal der Könige“

Die Pharaonen des Alten Reiches (2628 bis 2134 v. Chr.) ließen sich in weithin sichtbaren Pyramiden ins Totenreich bestatten. Im Gegensatz dazu wählten Pharaonen und Hofprominenz im Neuen Reich (1551 bis 1070 v. Chr.) keine Pyramiden mehr als Mausoleen sondern unterirdische Kammern am Westufer des Nils, gegenüber den Heiligtümern Thebens. Seit Anfang des 19. Jhs. wurden im Tal der Könige 62 Gräber identifiziert. KV7 etwa (die Buchstaben stehen für Kings Valley) wurde als Grabstätte Ramses’ II. zugeordnet. KV5 hingegen galt lange Zeit als uninteressant. Bereits vor 174 Jahren waren Ägyptologen in KV5 eingedrungen, hatten sich in die ersten drei Kammern gegraben und schließlich aufgegeben, weil die Anlage leer war.
Der spektakuläre Fund des Grabes Tut-ench-Amuns schien das letzte Geheimnis im Tal der Könige gewesen zu sein.

Seit der Öffnung des Grabes Tut-ench-Amuns durch Howard Carter (1922), stürmen die Touristen das Tal. Die Arbeit der Archäologen jedoch förderte keine weitere Sensation mehr zu Tage. Eher halbherzig ging der US-Ägyptologen Kent R. Weeks vor drei Jahren daran, die KV-Gruft zu erkunden. Den Weg dorthin hatte ihm eine Papyrusrolle gewiesen, die von einem Tribunal berichtet, das vor 3145 Jahren über einen Dieb zu Gericht saß. Darin wird dem Angeklagten vorgeworfen wurde, er habe das Grab Ramses II. ausrauben wollen – und außerdem, was Weeks stutzig machte, „das Grab gegenüber“. Welches Grab war damit gemeint? Die Gruft K5, die seit der Entdeckung drei leerer, wenig spektakulärer Kammern durch einen englischen Reisenden 1820 in Vergesseneit geraten war? Sonderlich aufregend war diese Fährte nicht. Am Grabeingang gab es keine Inschriften, keine Ornamente; nur Lehm, Schutt und Geröll. Dennoch begann ein Team zu graben. Und stieß auf einen niedrigen Gang, der in eine bisher unbekannte Grabkammer mündete. Plötzlich war K5 keine unbedeutende Gruft mehr sondern entpuppte sich als das größte Grab Ägyptens. In allen bisher gefundenen Königsgräbern führt ein langer Schacht direkt zur Grabkammer, hier gibt es ein labyrinthisches Gewirr von Katakomben. Zu beiden Seiten der Hauptgalerie zweigen T-förmig Sarkophag-Nischen von 10 Quadratmetern Grundfläche ab. Ein Größenvergleich: Wenn man das Grab von Tut-Ench-Anmun einer Streichholzschachtel gleichsetzt, entsprechen die meisten der nun gefundenen Gräber einem Telefonbuch. Innerhalb einiger Monate konnte Weeks 67 Räume freilegen. Schätzungen zu Folge könnten es insgesamt mehr als 2100 sein – Treppen und abschüssige Korridore deuten auf weitere, tiefer gelegene Grabanlagen hin. Bislang wurden keine Aufsehen erregende Funde gemacht; Tonscherben, Bruchstücke von Statuen und Sarkophagen, Teile von Holzmöbeln, Mumienreste und Knochen von Opfertieren deuten auf Grabräuber hin. Dennoch sind die ersten Forschungsergebnisse beeindruckend: Weeks ist es gelungen, in den Kalkstein-Hieroglyphen die Namen von vier Söhnen RamsesII. zu entziffern. Forscher rechnen mit weiteren Aufschlüssen über das Familienleben des großen Machthabers. Weeks geht davon aus, dass in dieser Grabanlage viele der anderen 52 namentlich bekannten Ramses-Söhne beerdigt sind; er demnach das erste Königsfamilienmausoleum Ägyptens entdeckt hat. Das deckt sich mit den Forschungsergebnissen: Ramses II. hat seine zwölf Erstgeborenen überlebt. Erst sein 13. Sohn, Merenptah, wurde, selbst bereits 60, als sein ältester noch nicht gestorbener Sohn Nachfolger. Demnach sind in KV5 viele der 52 Ramses-Söhne begraben.
Die Ausmaße von KV5 haben Wissenschafter zu verschiedenen Überlegungen angeregt: Eine geht davon aus, dass der greise Ramses II. in seinen letzten Regierungsjahren keine Gräber mehr in Auftrag gegeben hat. Die qualifizierten Arbeiter im Tal der Könige seien dadurch zu unterbeschäftigt gewesen und hätten zuletzt nur noch jeden vierten Tag gearbeitet. Demnach war KV5 ein riesiges Arbeitsbeschaffungsprogramm. Einer anderen Theorie zu Folge wollte Ramses einige seiner unzähligen Söhne für das lange Warten auf den Thron entschädigen und ihnen das Privileg schenken, im Tal der Könige ihre letzte Ruhe zu finden. Nomalerweise wären sie als Prinzen mit den Königinnen bestattet worden, nun aber konnten sie im Jenseits Könige sein.
(vgl. österreichischer Pressebericht, 1999)
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Das Ende des Glanzes

Vom Sternenhimmel schälen sich blauschwarze Farbschuppen – das Fresko der geflügelten Göttin Maat im berühmten altägyptischen Felsengrab des Pharaos Sethos I. im Tal der Könige bei Luxor ist bereits teilweise zerstört. Auf der gegenüberliegenden Seite des Nils neigt sich der Große Pylon des über 3000 Jahre alten Luxor-Tempels sichtbar nach vorn. Dunkle Flecken bestätigen die Ursache – Feuchtigkeit, die die Steinquader des Sakralbaus langsam zersetzt. Im 500 Kilometer nördlich gelegenen Kairo stürzte die 700 Jahre alte Fakahani-Moschee ein. Es fehlt an Geld die Entwicklung zu bremsen oder gar aufzuhalten. So gehen jedes Jahr unersetzliche Altertümer verloren.

Die Kultur-Not hatte mit dem Bau des Assuan-Hochdamms und des Aufstaues des Nils auf eine Länge von mehr als 500 Kilometern. In der teilweise nur zwei Kilometer breiten Nil-Oase stieg der Grundwasserspiegel seit der Fertigstellung des Damms 1975 um durchschnittlich 1,6 Meter. Mit katastrophalen Folgen für die Relikte der Vergangenheit eines Landes, das bis dahin wegen seiner besonders trockenen Luft als idealer Konservierungshort gegolten hatte. Die Nässe steigt in den Kalksteinblöcken, aus denen die meisten altägyptischen, aber auch die islamischen Monumente erbaut sind, rasch hoch und zerstört diese. Zudem bilden sich Salzkristalle, viele Hieroglyphen sind nicht mehr lesbar. Schwerwiegend sind auch die Folgen der Bodenversalzung: Der feuchtere Boden trägt die schweren Bauwerke von Jahr zu Jahr schlechter. Vielfach (etwa im Säulenhof von Amenophis III. im Luxor-Tempel) haben sich bereits Fundamente verschoben; Risse werden sichtbar.
Sichtbar sind auch die Schäden auf den teils farbigen Wandmalereien der Pharonengräber im Tal der Könige. Hier wird die Versalzung und Auflösung der Wandmalereien durch die feuchte Atemluft der 800 000 jährlichen Besucher und dem von ihnen aufgewirbelten feinen Staub verursacht. Messungen bestätigten im Grabinnern bei Sonnenaufgang vor dem Eintreffen der ersten Busladungen von Touristen eine Luftfeuchtigkeit von rund fünf Prozent. Am Nachmittag, nach Besuchsende, lag diese bei alarmierenden 75 Prozent. Vielfach haben Feuchtigkeit und Staub den mehr als drei Jahrtausende lang in absoluter Trockenheit unversehrten Reliefs bereits ihren Glanz und ihre Farbe genommen.
Gefahren drohen aber auch von anderer Seite: Vielfach bauen Ägypter ihre Lehmhäuser ungeachtet aller staatlichen Bauverbote in unmittelbarer Nähe der Gräber. Von hier aus starten sie in der Nacht eigene Raubgrabungen. Zusätzlich fügen die im Boden rasch versickernden, mit Haushaltschemikalien angereicherten Abwässer, dem Grabgestein Schaden zu.
Hausgemacht sind auch die Probleme im Bereich der rasch wachsenden Millionenstadt Kairo. Besonders die berühmtesten Altertümer – Cheopspyramide und Sphinx – leiden unter der ungeheuren Luftverschmutzung. Sinnvoll wäre es, die zerbröckelnde Cheopspyramide wieder mit Alabaster zu verkleiden, den die Nachfolger der Pharaonen zum Bau von Kirchen und Moscheen abgeschlagen hatten.
Von der Umweltkatastrophe ist auch der historische Kern der größten Stadt der islamischen Welt betroffen. Manche Moscheen schwimmen geradezu auf Abwasserteichen, von den 922 kulturell bedeutenden Objekten sind höchstens noch 500 erhalten.
Eine Sanierung der Schätze kann nur durch internationale Zusammenarbeit erfolgen, Ägypten ist mit dieser Aufgabe finanziell und technisch weit überfordert.
(vgl. internationaler Pressebericht, 1991)
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2. Mesopotamien – Stadtstaaten und Großreiche

 

Vom Bildzeichen zur Keilschrift
Auge um Auge, Zahn um...
Der Nachbar des Turms zu Babel
Das Erbe der Königin Semiramis
Goldschmuck in den Assyrer-Gräbern gefuden


Vom Bildzeichen zur Keilschrift

Das Schreiben von Krümmungen („Bildern“) in Ton ist schwierig. Aus der Vereinfachung der Bilder entstand eine aus keilförmigen Zeichen zusammengesetzte Schrift, die „Keilschrift“. Bereits um 2500 v. Chr. gab es in allen größeren Städten Mesopotamiens Tafelhäuser (Schulen), in denen Schreib- und Rechenunterricht erteilt wurde.

Die ersten geschriebenen Wörter stellten noch Bilder wie „Fisch“, „Ochse“, „Gerste“...dar. Ihre Bedeutung konnte jeder begreifen, egal welche Sprache er sprach. Den Tempelschreibern gelang in kurzer Zeit der entscheidende Schritt von der Bilder- zur Keilschrift. Mit der feststehenden Bedeutung der Zeichen für Silben bzw. Wörter wurde die Schrift im heutigen Sinn „lesbar“. Im Laufe der Zeit entstanden auch Zeichen für abstrakte Begriffe, für Verben und Bindewörter. Gefundene Ritztafeln aus gebranntem Ton gelten als die ersten „Schulbücher“. Auf der Vorderseite schrieb der Lehrer in Schönschrift, auf der Rückseite schrieb („kritzelte“) der Schüler den Text ab. Schulbesuch war teuer und kam nur für die Oberschicht in Frage. Wer wegen seiner gesellschaftlichen Stellung und seines späteren Berufes Kenntnisse in Schreiben, Lesen und Rechnen benötigte, lernte diese Gegenstände. Die Lehrer bekamen Schulgeld in Form von Silber und Naturalien, mussten aber einen großen Teil davon dem zugehörigen Tempel abliefern. So blieb den Lehrern nur wenig zum Leben ...
In Mesopotamien gab es auch schriftkundige Frauen: Prinzessinnen, die als Statthalterinnen oder Hohepriesterinnen amtierten, Frauen, die Tempelwirtschaften leiteten und energische Königinnen. Sie mussten sich ihre Kenntnisse privat aneignen.
(vgl. internationaler Pressebericht, 1985)
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Auge um Auge, Zahn um...

Nur was aufgeschrieben war, war in Mesopotamien auch gültig! Zahlreiche Keilschriftdokumente beweisen, dass die Sumerer schriftlich fixierten Bestimmungen große Wertschätzung entgegenbrachten. Die ersten schriftlich fixierten erließ bereits in der Mitte des 3. Jahrtausends v. Chr. König Urukagina von Lagasch. Also lange vor König Hammurabi. Das Besondere war vielmehr, dass er als Erster ein einheitliches Recht schuf, auf das sich alle – Freie wie Sklaven – berufen konnten.

In der mächtigen Stadt Babylon, am mittleren Euphrat gelegen, herrscht an einem Tag um 1700 v.Chr. rege Betriebsamkeit. Eine Menschenmenge hat sich auf dem Platz vor dem Enlil-Tempel versammelt. Beim Eingang des Tempels mühen sich schwitzende Priester damit ab, einen massiven, 223 Zentimeter hohen Monolithblock aus schwarzem Diorit aufzustellen. Wie die neugierige Menschenmenge erfährt, hat König Hammurabi den Befehl erteilt, in den Monolithen 282 Gesetze einzumeißeln. Priester streichen feuchten Lehm über die Gesetze und stellen Abdrucke her. Sie müssen die Negativformen in jede Stadt des Reiches bringen. Dort werden Abgüsse (Kopien) hergestellt und auf Zylindern angebracht. Auf diese Weise wird der Gesetzestext im gesamten Reich verbreitet.
Forschungen zu Folge hat Hammurabi (1728-1686 v. Chr.), der „König der Gerechtigkeit“, hat kein neues Gesetz geschaffen: sondern das in den verschiedenen Landesteilen angewandte Gewohnheitsrecht zusammengefasst um eine einheitliche Rechtsprechung zu gewährleisten. Hammurabis verwirklichte mit seinem Gesetz mehrere Ziele: Er glich die Gegensätze zwischen altem, sumerischem Rechtsbrauch und dem neuen semitischen Rechtsempfinden aus; außerdem wollte er mit dem einheitlichen Recht auch eine einheitliche akkadische Staatssprache durchsetzen.
(vgl. internationaler Pressebericht, 1985)
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Der Nachbar des Turms zu Babel

Der heutige Irak erlebte vor mehr als 2500 Jahren einen Bauboom. Jede größere Stadt erichtete einen Tempelturm (Zikkurat). Vor mittlerweile rund 100 Jahren fanden deutsche Archäologen den bekanntesten, den Turm zu Babel.

Babylons Wahrzeichen wurde bis auf die Grundmauern zerstört. Nun aber befreiten Innsbrucker Wissenschaftern im nur 11 Kilometer entfernten Borsipa einen viel besser erhaltenen Turm vom Schutt und Sand der Jahrhunderte. Heute noch rund 50 Meter hoch, muss sich der Turm aus Lehmziegeln einst auf einer Grundfläche von 90 mal 90 Metern an die 80 Meter hoch erhoben haben. An der Spitze des Turms befand sich ein Tempel zu Ehren des Gottes Nebu.
(vgl. österreichischer Pressebericht, 1998)
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Das Erbe der Königin Semiramis

Dachbegrünungen gab es bereits vor vielen Jahrtausenden. Entstanden sind sie vermutlich im Orient, wo hängende Gärten auf Gewölbehohlräumen oder auf Dächern angebracht wurden.

Das Vorzeigebeispiel sind die berühmten Hängenden Gärten über Teilen des Palastes in Babylon. Von der Sagen umwobenen Königin Semiramis angelegt, die auf diese Weise das Grün ihrer Heimat in die staubige Großstadt brachte, zählen sie zu einem der Sieben Weltwunder des Altertums. In der Antike gelangte unter orientalischem Einfluss der Adonis-Kult in die griechisch-römische Welt. Damit verbreitete sich die Sitte, flache Dächer zu begrünen. Besonders die Häuser der römischen Oberschicht („Patrizier“) waren mitunter üppig bepflanzt. Nach dem Niedergang des römischen Weltreiches gerieten Dachgärten und Dachbegrünung viele Jahrhunderte in Vergessenheit. Erst im 15. Jh. – in der Zeit der Renaissance – wurde in Europa mit dem antiken Gedankengut auch die antike Gartenkultur wieder entdeckt. In den folgenden Jahrhunderten wechselten die Kunstrichtungen; die Idee der Dachbegrünung wurde immer wieder aufgegriffen. Im 20. Jh. verwirklichte die Arbeit von Walter Gropius und Frank Lloyd Wright die ersten städtebaulichen Architekturkonzepte mit terrassierten Freiflächen. Die systematische Dachbegrünung begann mit Le Corbusier, der 1914 mit den so genannten Domino-Häusern die erste konstruktive und gestalterische Grundlage für die Nutzung von Dachflächen legte. Er sah im Dachgarten den bevorzugten Aufenthaltsort der Hausbewohner. Der Österreicher Friedensreich Hundertwasser schuf Ende des 20. Jhs. Gebäude, die dem Menschen wieder die Verbindung zur Natur bringen sollten. Ein Merkmal war die Begrünung zahlreicher Hausflächen, auch die des Daches.
(vgl. österreichischer Pressebericht, 1999)
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Goldschmuck in den Assyrer-Gräbern gefuden

Irakische Archäologen stießen auf 57 Kilogramm goldene Halsketten, Ohrgehänge, Armreifen und vieles mehr, alles feinste handwerkliche Arbeit. Was sie unter dem Königspalast in Nimrud ausgegraben haben, gilt als der größte Schatzfund seit der Öffnung des Grabes des ägyptischen Königs Tut-ench-Amun.

Nimrud (biblisch: Kalach, assyrisch: Kalchu) war eine Gründung des grausamen Assyrer-Königs Assurnaspiral II. und zeitweilig die Hauptstadt des assyrischen Reiches (um 1400 bis 612 v.Chr.). Entdeckt wurden die Reste der Stadt bereits 1845, 100 Jahre später grub hier der Brite A.H. Layard in den Trümmern riesige steinerne Fabelwesen aus. Übrigens wurde Layard von seiner Gattin begleitet, die hier einen ihrer berühmten Kriminalromane schrieb. Ihr Name: Agatha Christie.
Die irakischen Archäologen wurden – wie das US-Magazin „Time“ berichtete – im April und Juli dieses Jahres fündig. Sie stießen in Gräbern auf zwei Sarkophage von Prinzessinnen, umgeben von dem Goldschmuck. Noch etwas fanden sie: einen Fluch in Keilschrift: „Wer seine Hand auf mein Grab legt, den soll der Geist der Schlaflosigkeit für immer ergreifen.“
(vgl. österreichischer Pressebericht, 1989)
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3. Völker und Reiche vergingen – kulturelle Leistungen blieben

 

Die Sintflut gab es doch ...
Forscher, Mathematiker und Astronomen
Als die Sonne streikte


Die Sintflut gab es doch ...

Die Sintflut begleitet als Ereignis die Menschheitsgeschichte. Legenden erzählen davon, sie wird in der Bibel geschildert, sie kommt im Sprichwort vor und sogar in Schlagertexten. Wann aber ist sie über die Erde hereingebrochen? Wiener Geologen bieten Lösungen an.

Das Geologenehepaar Prof. Alexander und Dr. Edith Tollmann datiert den Beginn der Sintflut mit vor rund 9545 Jahren. Genau an einem 23. September um drei Uhr mitteleuropäischer Zeit soll das gewesen sein. Zu diesem Ergebnis kam Tollmann mit Hilfe von modernen geologischen Forschungsmethoden und mündlichen Überlieferungen. Tollmann geht davon aus, dass
ein Komet von mehreren Kilometern Durchmesser auf die Erde zu raste und vor seinem Einschlag in sieben große und einige kleine Teile zerbrach. Die Bruchstücke trafen fast nur auf Meeresgebiete, Flutwellen verursachten Chaos und Tod. Tollmann stützt seine Theorie auf die Entdeckung von Tektit in Meeresgebieten, einem schwer schmelzbaren Glas, das bei Einschlägen von Meteoriten entsteht und auf überlieferte Berichte, die er nach naturwissenschaftlichen Kriterien untersucht hat. In vielen Überlieferungen wird das Herannahen des Unglücksbringers („ein Komet oder ein Himmelsdrache mit langem Schweif“) geschildert. Berichte handeln auch von einem aus sieben Stücken bestehenden Schwarm von Himmelskörpern.
(vgl. österreichischer Pressebericht, 1993)
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Forscher, Mathematiker und Astronomen

In Mesopotamien gab es keine Schulpflicht für die Bevölkerung, der Besuch von Schulen bildete aber die Voraussetzung für die Ausübung bestimmter Berufe. Die Hauptgegenstände waren Sumerisch“ und „Mathematik“, es gab noch eine ganze Reihe weiterer Fächer. Für zukünftige Priester etwa waren Botanik, Zoologie, Geografie, Theologie und besonders Astronomie bzw. Astrologie wichtig.

Die Sumerer verwendeten das Sexagesimalsystem. Ein System, das mit den Vielfachen von 1, 60 und 3600 arbeitet und gegenüber dem Zehnersystem den Vorteil hat, Berechnungen mit Bruchzahlen zu erleichtern. Deshalb, weil die Grundeinheit 60 hat viele Divisoren hat (1, 2, 3, 4, 5, 6, 10, 12, 15, 20, 30). Spuren dieses Systems haben sich bis in die heutige Zeit erhalten. So wird der Kreis in 360° eingeteilt, Das Jahr in 12 x 30 Tage, der Tag in 24 oder 2 x 12 Stunden, ein Schock in 12 x 12 Stück. Der Begriff „Dutzend“ ist allgemein gebräuchlich....
Die Sumerer befassten sich intensiv mit astronomischen Beobachtungen. Deren Genauigkeit ist umso erstaunlicher, als ihnen nur einfachste Instrumente zur Verfügung standen: Sie arbeiteten außer mit dem Suchrohr lediglich mit der Wasseruhr, der Sonnenuhr und einer hohlen Halbkugel mit Gradeinteilung, auf die eine in der Mitte angebrachte Nadel den Schatten wirft. Die sumerischen Wissenschafter legten den Tag von Sonnenuntergang zu Sonnenuntergang mit 12 Doppelstunden fest und definierten ein Monat durch die Umlaufzeit des Mondes um die Erde. Ein Jahr (meist mit dem Monat Nisan – Mitte März bis Mitte April – beginnend) bestand aus 12 Mond-Monaten von 29 _ oder 30 Tagen. Alle sechs Jahre wurde ein Schaltmonat eingefügt: der König konnte – wenn nötig – auch zwei Schaltmonate verkünden.
Wie Listen von Sternen und Sternbildern aus der 3. Dynastie von Ur beweisen, unterschieden die Sumerer bereits Fix- und Wandelstern. Sie beobachteten Auf- und Untergänge des Planeten Venus; seit dem Beginn des 2. Jt. v. Chr. erstellten sie „Astrolabien“ (Tontafeln mit drei Kreisen mit gemeinsamen Mittelpunkt, die durch 12 Radiuslinien unterteilt sind). In jedem der 36 Teilabschnitte steht der Name eines Sternbildes. Daraus ergibt sich eine nach drei „Himmelswegen“ geordnete Himmelskarte. Die Astronomen teilten den gestirnten Himmel in drei Herrschaftsbereiche, die sie den Göttern Anu, Enlil und Ea zuwiesen.
(vgl. internationaler Pressebericht, 1985)
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Als die Sonne streikte

Es ist Mittagszeit. Da rast ein Schatten mit nahezu dreifacher Schallgeschwindigkeit über Berg und Tal. Es wird nahezu dunkel – die Vögel verstummen, ein kühler Schauer weht durchs Land, rasant fällt für rund zwei Minuten die Temperatur um rund fünf Grad Celsius. Solch ein Ereignis nennt man totale Sonnenfinsternis; dadurch ausgelöst, dass der Mond die Sonne kurzzeitig vollkommen verdeckt und der Mondschatten mit 2900 km/h um die Erde rast. Am 11. August 1999 verfolgten Milliarden Menschen auf der nördlichen Erdhalbkugel dieses Ereignis. Wochen lang hatte es in den Wochen davor die Medienberichterstattung geprägt.

Obwohl alle Details wissenschaftlich exakt vorhergesagt wurden, kam es vielfach zur Massenhysterie

Jede Sonnenfinsternis ist Teil einer Reihe von Sonnenfinsternissen („Saroszyklen“). In den frühen Hochkulturen konnten Astronomen Sonnenfinsternisse vorausberechnen. So nutzten die babylonischen Priester bereits vor 5000 Jahren ihr Wissen dazu, um dem Volk ihre angebliche Macht über die als heilig verehrte Sonne zu demonstrieren. Ähnlich handelten die Hohepriester in Ägypten. Hier dürfte die angebliche Herrschaft über die Sonne Pharaonen und Priestern Jahrtausende lang die Macht gesichert haben. Wenngleich hier der Beruf des Astronomen nicht ganz gefahrlos war. Priester, die sich beim Auftreten von Sonnenfinsternissen verrechneten, wurden den Krokodilen zum Fraß vorgeworfen...
Das Wissen um die die babylonische Berechnungsmethode bewahrten im Lauf der Zeit nur wenige Menschen. Einer war Nostradamus, der „Urvater“ aller Endzeitpropheten. Er berechnete im 16. Jh. sämtliche Sonnenfinsternisse bis ins Jahr 3700 und fügte zu jeder Finsternis das passende schreckliche Ereignis in geheimnisvollen Worten hinzu. Bis heute hat Nostradamus überzeugte Anhänger. Viele von ihnen rechneten am 11. August mit dem Ende der Welt, einige brachten sich sogar um.
(vgl. österreichischer Pressebericht, 1999)
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