|
Der Geheimnis umwitterte Eismensch
Ötzis Todeszeit
Blamage für die Wissenschaft Ötzi wurde ermordet
Wie viel ist Ötzi wert?
Der Siegeszug der Metalle
Sensationsfund eines Tiroler Hobbyarchäologen
Leben zwischen Pfählen
Der Geheimnis umwitterte Eismensch
Die ersten Schätzungen des Alters der unlängst gefundenen Gletschermumie vom Berg-Star Reinhold Messner lagen mit rund 500 Jahren weit daneben. Mittlerweile geht man davon aus, dass die Geschichte 4000 Jahre lang ein Geheimnis bewahrt hat. Im Eis, das man ewig nennt. Plötzlich aber bekommt diese Geschichte ein Antlitz. Tausend Rätsel umgeben die Leiche.
Er war oben im Hochgebirge. Wer weiß warum verirrt, verdammt, auf dem Opfergang, auf der Suche nach Erzen? Oder war er Hochalpin-Jäger, auf der Pirsch nach Gemsen...? Hat er den Süden gesucht, das bessere Klima? Oder ging es um eine Liebesromanze? Jedenfalls war der Mann aus dem Eis mit dem besten Material seiner Zeit ausgerüstet. Mit einfachen aber genialen Gegenständen. Mit Axt und Beil als Luxuswaffen, mit Feuerschwämmen und Feuerstein (Feuerzeug der Urgeschichte) in einer Schachtel aus Birkenrinde, mit bequemen Schuhwerk (hanfgenähtes Leder und Fußbett aus Stroh. Mehr als 3200 Höhenmeter hat er damit geschafft. In Angst, Hoffnung, in Mut und in Verzweiflung. Nach der Fundstelle nahe der Finail-Spitze in den Ötztaler Alpen nennen sie ihn jetzt Finail-Mann. Er ist der bislang älteste Europäer. Selbst die Faszination der Salzleichen aus Hallein und der Moor-Mumien aus dem heutigen Großbritannien verblasst gegen diesen Fund. Von der Gletschermumie geht ein seltsames, fast unbeschreibliches Gefühl aus. Dieses löst eine Mischung aus Furcht und Ehrfurcht aus.
Auch wenn der Eismann nur einen winzigen Augenblick im Fluss der Geschichte beleuchtet, scheint eines sicher zu sein: Mit seiner ewigen Ruhe ist es vorbei. Jetzt jagen seine Bilder um die Welt, bald wird sein Körper in Millimeterarbeit zerlegt, um ihm die Geheimnisse abzutrotzen. Ein paar wird er als Recht des Menschen auf Ewigkeit behalten dürfen.
(vgl. österreichischer Pressebericht, 1991)
(zurück zur Übersicht Kupfer- und Bronzezeit)
Ötzis Todeszeit
Seit ihrem Fund 1994 wurde die Gletschermumie genauer untersucht als alle anderen Mumien zuvor. Schritt für Schritt gelang es den Wissenschaftern, Geheimnisse aus der damaligen Zeit zu lösen.
Erst unlängst gab der knapp 46-jährige Eismann das Rätsel seiner genauen Todeszeit preis. In Ötzis Darm wurden Spuren von Hopfenbuchenpollen gefunden. Folglich muss Ötzi zum Zeitpunkt der Blüte der Hopfenbuche in die Hochalpen unterwegs gewesen sein. Der Wissenschafter Klaus Oeggl geht davon aus , dass Ötzi nicht wie bisher angenommen im Winter, sondern im Frühsommer zu Tode gekommen ist.
(vgl. österreichischer Pressebericht, 1998)
(zurück zur Übersicht Kupfer- und Bronzezeit)
Blamage für die Wissenschaft Ötzi wurde ermordet
Was wurde nicht alles über das Ötzis Lebensumstände, über die Motive seiner Wanderung in das Hochgebirge und die Hintergründe seines Todes spekuliert. In hunderten Untersuchungen durchleuchteten Fachleute die Leiche, wie kaum eine andere zuvor. Dabei übersahen sie nahezu 10 Jahre lang eines der auffälligsten Merkmale eine Pfeilspitze.
Bei neuerlichen Röntgenaufnahmen entdeckte man in Bozen eine Pfeilspitze aus Silex (einem scharfkanntig splitternden Gesteinsmaterial aus dem Steinzeitjäger ihre Klingen und Pfeilspitzen formten, auch als Stahl der Steinzeit bezeichnet), die 22 mm lang und 17 mm breit ist, berichtet Dr. Alex Susanna vom Südtiroler Archäologiemuseum. Ötzi ist demnach angeschossen worden. Der Pfeil war von rechts hinten in Ötzis Schulter eingedrungen, hatte das linke Schulterblatt durchschlagen und war nur eineinhalb cm von der Lunge entfernt im Weichgewebe steckengeblieben. Dennoch gelang es Ötzi, seine Häscher abzuschütteln und den Pfeil aus dem Körper zu reißen. Dabei brach die Spitze ab, weil sie unter dem Schulterblatt steckenblieb. In rund 3500 Metern Höhe fühlte sich Ötzi sicher. Er lehnte seine Ausrüstung sorgfältig gegen einen Felsblock und suchte in einer Felsrinne Schutz.
Die neuen Erkenntnisse ermöglichen eine exakte Rekonstruktion von Ötzis letzten Stunden. An der Stelle der Pfeilspitze verlaufen die Blutgefäße der linken Achsel. Eines davon wurde durch das Geschoss verletzt, Ötzi ist demnach verblutet. Auch die bisher ungeklärte ausgestreckte Armhaltung der Leiche erfährt nun eine besondere Bedeutung. Ötzi muss in seinen letzten Stunden an fürchterlichen Schmerzen gelitten haben. Um diese zu betäuben, legte er den Arm weit nach rechts über den Brustkorb. dadurch drückte der Bluterguss weinger stark auf die Nervenbahnen. Die Dauer von Ötzis Todeskampf wird auf bis zu acht Stunden geschätzt.
(vgl. internationale Presseberichte, 2001)
(zurück zur Übersicht Kupfer- und Bronzezeit)
Wie viel ist Ötzi wert?
Ötzi die rund 5300 Jahre alte Gletschermumie vom Hauslabjoch steht weiterhin im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Ebenso das Ehepaar Erika und Helmut Simon aus Nürnberg (D), die Finder der Leiche.
Seit dem 19. September 1991 lässt sie Ötzi (von den Amerikanern Frozen Fritz genannt) nicht mehr los. Damals meldeten sie den Fund dem Hüttenwirt und hielten die Sache für erledigt. Nicht ahnend, auf wen (was) sie da wirklich gestoßen waren. Auf die ersten Forderungen nach einem Finderlohn reagierte Südtirol mit dem Angebot von rund 5000 ¤. Die Simons lehnten ab, weil sie auf alle weiteren Rechte hätten verzichten müssen. Laut Aussage von Vertretern der Autonomen Provinz Südtirol gilt das deutsche Ehepaar aber nicht als rechtmäßiger Finder, weil es mehrere Pflichten verletzt habe: Sie hätten sofort Meldung an den zuständigen Bürgermeister oder an das Denkmalamt machen müssen und die Fundstelle fachgerecht absichern müssen. Diese Pflichtverletzungen machten die Anerkennung des Finderstatus unmöglich.
Eine gerichtliche Anerkennung des Finderstatus würde dem Ehepaar Simons die Tür zu einem Finderlohn öffnen. Dabei geht es um Millionenbeträge. Die Gletschermumie wäre vermutlich ein Exporthit. Hatte doch bereits ein US-Mueum kurz nach der Entdeckung der Mumie 5 Mill. ¤ dafür geboten, Ötzi ausleihen und untersuchen zu dürfen. Der aktuelle Wert wird auf einen zweistelligen Betrag in US-Dollar geschätzt. Gewaltih sind auch die Umsätze, die in Südtirol mit Ötzi gemacht werden. In das neue Archäologische Museum wurden rund 13 Mill. ¤ investiert, die Besucherströme reißen seit der Eröffnung nicht ab. Zu den Einnahmen aus Eintrittsgeldern kommen Erlöse aus dem Shop und eine enorme Umwegrentabilität. Viele der Besucher nehmen Ötzi als Anlass, Urlaub in Südtirol zu machen.
Bereits im Herbst 1994 forderte das Ehepaar Simon einen Finderlohn in der Höhe von rund 130 000 ¤, die Kommerzialisierung der Leiche aber hat sie nun vorsichtig gemacht. Jetzt legen sie sich nicht mehr auf eine Summe fest. Die neuen Forderungen werden sicher höher abgesetzt. Das Ehepaar stellt sich auf einen langen Rechtstreit ein. Kommentar: Wir haben ja auch noch Kinder und Enkelkinder.
(vgl. österreichischer Pressebericht, 1998)
(zurück zur Übersicht Kupfer- und Bronzezeit)
Der Siegeszug der Metalle
Die Erkenntnis, dass man aus Steinen durch Erhitzen Metalle gewinnen kann, die sich leichter zu Werkzeugen und Waffen formen lassen als Steine, Knochen oder Holz, war einer der entscheidendsten Schritte der Menschheit.
Die Nutzung von Nuggets aus Gold, Kupfer...war der erste Schritt in Richtung Metallzeitalter; Abbau, Verhüttung und Verarbeitung von Kupfererzen kennzeichneteten ab dem 4. Jt. v. Chr. den eigentlichen Durchbruch. Bei den frühen Hochkulturen der Ägypter und Sumerer erreichte die Kupferverarbeitung eine Hochblüte. Die Bergleute trieben Stollen in den Berg, wo sie Gestein erhitzten und es dann mit kaltem Wasser abschreckten (Technik des Feuersetzens). Den entscheidenen Fortschritt brachte die Entdeckung von Bronze. Vermutlich wurden Erze verarbeitet, die sowohl Kupfer als auch Zinn erhielten. Statt des erwarteten rötlichen Kupfers erhielten die Erzschmelzer ein neues, golden schimmerndes Metall Bronze.
Bronze konnte nicht nur leichter geschmolzen werden als Kupfer sondern war auch deutlich härter. Damit hatten Metallwerkzeuge den entscheidenen Vorteil gegenüber denen aus Stein. Mittels Gussformen begann die nahezu industriell anmutende Fertigung von Bronzegeräten in großer Zahl. Damit in Verbindung stehen tiefgreifende Veränderungen: Für die Herstellung waren einerseits Fachleute notwendig andererseits aber auch entsprechende Organisationsstrukturen. Diese reichen von der Herrschaft über die Rohstoffe bis hin zur Kontrolle der Herstellung und der Handelswege. Es gilt als erwiesen, dass Bronze die Herausformung von Gegensätzen wie Macht/Herrschaft Volk, arm reich...maßgeblich begünstigte. Bis zur alllmählichen Verdrängung durch die Eisenverarbeitung im 13. Jh. v. Chr. blieb Bronze so kostbar wie Gold. Heute findet diese Legierung nicht nur bei Medaillen sondern auch im Gießereiwesen (Luster, Armaturen...) Verwendung.
(vgl. österreichischer Pressebericht, 1983)
(zurück zur Übersicht Kupfer- und Bronzezeit)
Sensationsfund eines Tiroler Hobbyarchäologen
Zehn Jahre nach Ötzi gelang in Tirol neuerlich ein Sensationsfund. Diesmal stieß ein Hobbyarchaäoloe in Nordttirol auf einen Schatz aus der Bronzezeit. Ersten Untersuchungen lassen darauf schließen, dass es sich dabei um den bedeutendsten
Fund seit der Gletscherleiche handelt.
Das Gebiet der urzeitlichen Durchzugsroute zwischen dem Pitztal und dem Oberen Inntal gilt bei Fachkundigen seit langem
als die Fundstelle schlechthin. Hier streifte der Tiroler Bergwerksbesitzer und Hobbyarchäologe Franz Neururer aus Fließ wie so oft in den vergangenen 14 Jahren herum. Alles schien Routine zu sein. Bis er plötzlich unter einem Felsüberhang im Moos die Spitze einer Bronzesichel erblickte. Franz Neururer begann zu graben und stieß auf sorgfältig geschlichtete Gegenstände aus der Bronzezeit. Er verständigte das Institut für Ur- und Frühgeschichte an der Universität Innsbruck und den Tiroler Archäologieverein Archaeo. Die Experten sicherten die Fundstelle und fanden in einem mit einer Steinplatte abgedeckten Steingefäß 380 Gegenstände aus der Bronzezeit: Sicheln, Beile, Schwerter, Frauenschmuck und sogar den Griff eines Rasiermessers. Die Bergung des Schatzes nahm drei Tage in Anspruch. Vergleiche mit ähnlichen Funden aus den Karpaten deuten auf ein Weihegrab hin. Demnach haben Menschen vor rund 3500 Jahren diese Gegenstände Göttern geopfert. Genau hier beginnt ein Rätsel. Üblicherweise wurden die Gegenstände unbrauchbar gemacht und dann in Seen, Mooren...versenkt. Warum war das in diesem Fall anders?
Der Schatz im Wert von zumindest einigen zehntausend ¤ soll vorerst an der Universität Innsbruck aufbewahrt werden um letztlich der Öffentlichkeit in einem Museum präsentiert zu werden. Rechtlich gehört er je zur Hälfte dem Finder und dem Grundeigentümer.
(vgl. österreichischer Pressebericht, 2001)
(zurück zur Übersicht Kupfer- und Bronzezeit)
Leben zwischen Pfählen
Der griechische Schriftsteller Herodot (geb. 480 v. Chr.) berichtete von einem Volk, das aus seiner Pfahlbauwelt selbst der Riesenstreitmacht der Perser die lange Nase zeigte. Reisende, die um 1800 Jahren aus der Südsee nach Europa zurückkehrten, erzählten von Dörfern, die auf Stelzen im Wasser stehen. An einem Wintertag im Jahre 1853 kam es in Europa zur Sensation. Der Zürichsee hatte weniger Wasser als all die Jahre, weite Flächen an den Uferzonen kamen zum Vorschein. Mit ihnen ein Wald von Pfählen. Ein Pfahlbaufieber erfasste die Wissenschaft, gezieltes Suchen nach Überresten von Pfahlbauten führte auch an anderen Alpenseen zum Erfolg (z.B. im Jahre 1870 am Mondsee/OÖ). Die Pfahlbauten (besser Ufersiedlungen genannt) wurden von der Jungsteinzeit bis hinein in die Bronzezeit errichtet. In Österreich bestätigen Funde Pfahlbauten u.a. am Mondsee (Mondseekultur), Attersee und am Keutschacher See. Vielerorts gingen Forscher baden und tauchten mit reichen Funden wieder auf: Tonscherben und Schmuck, Werkzeugen aus Stein und Bronze. Heute noch gibt es Pfahlbauten in der Südsee, in Thailand/Asien, in Benin/Afrika...Nicht zu vergesssen: Auch Venedig (Italien) wurde aus Pfählen errichtet...
Die Pfahlbauwissenschaft teilte sich bald in zwei Lager: Das eine verkündete wie ein Glaubensbekenntnis, dass die Dörfer auf Pfählen mitten im Wasser standen. Das andere ging von Dörfern aus, die an den oft sumpfigen, moorigen Seeufern errichtet wurden. Letztere Ansicht sollte sich bewahrheiten. In der Jungsteinzeit verließen viele Menschen ihre sicheren Unterkünfte (Höhlen, Erdlöcher...); im Urwald ähnlichen Dickicht aber lauerten viele Gefahren. Die offenen, überschaubaren Seen boten in vielerlei Hinsicht Sicherheit. Der See bot Nahrung und wegen seiner Überschaubarkeit Sicherheit, zudem ersparte man sich die Absicherung von zumindest einer Seite. Wegen des feuchtem Untergrundes war kaum ein Haus länger als dreißig Jahre intakt. Deshalb wurde nahezu ununterbrochen gebaut. Befestigungpalisaden, Pfähle, Böden, Dächer...verschlangen wesentlich mehr Material als vergleichbare Dörfer abseits von Seen. Schätzungen zu Folge benötigte man für ein vier mal acht Meter großes Haus an die 50 ausgewachsene Bäume, dazu über 1000 Haselruten für das Wandgeflecht, das mit Lehm verkleidet wurde.Die Siedler rodeten in Ufernähe weite Waldgebiete. Auf dieses Weise schufen sie Platz für Felder, Weiden und die Siedlung. Diese hatten unterschiedliche Ausdehnung. Manche zählten rund fünfzig Häuser mit etwa zweihundert Einwohnern. Die Häuser waren in zwei Räume geteilt: der größere diente als Wohn- und zugleich als Schlafraum mit der Stelle für das offene Feuer, im kleineren befanden sich der Backofen, Werkstätten...
(vgl. österreichischer Pressebericht, 1992)
(zurück zur Übersicht Kupfer- und Bronzezeit)
|